Claude Longchamp schlägt Parteien-Hochzeit von Grünen und SP vor
Sie sind sich zum Verwechseln ähnlich: Grüne und SP. Politologe Claude Longchamp schlägt deshalb vor: Schliesst euch doch zusammen. Das hätte einige Vorteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Würden SP und Grüne fusionieren, würden sie zur stärksten Partei der Schweiz.
- Ohnehin sind die Unterschiede klein, argumentiert Politologe Claude Longchamp.
Läuten schon bald die Hochzeitsglocken unter der Bundeshauskuppel? Politikwissenschaftler Claude Longchamp jedenfalls mimt den Kuppler und fragt: «Was, wenn SP und GPS zu einer neuen ökologisch-sozial-demokratischen Partei fusionieren würden?»
Für Longchamps Vorschlag lassen sich bestechende Argumente ins Feld führen. «Die Positionen der Gewählten sind weitgehend identisch», führt der Politikwissenschaftler etwa an. Bezüglich Migrations-, Finanz-, Wirtschaftspolitik und Ausbau des Sozialstaats sind die beiden Linksparteien praktisch deckungsgleich.
Bei den Wahlen im Oktober gingen Grüne und SP bereits in 19 Kantonen Hand in Hand. Nur in den Kantonen Jura, Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Ob- und Nidwalden, Uri und Glarus gingen die beiden keine Listenverbindung ein. Zudem: «Zwischen keinen anderen Parteien wird soviel panaschiert», so Longchamp.
Ausserdem gebe es «rotgrüne Switcher», erklärt Longchamp. «Es gibt rotgrün Wählende, für die kommt etwas anderes nicht in Frage. Aber sie haben keine eindeutige Vorliebe für eine der beiden Parteien.» Bei den Wahlen am 20. Oktober hätten sie diesmal vor allem die Grünen gewählt. «Doch muss das nicht bleiben.»
Rotgrün wäre die stärkste Partei der Schweiz
Bei einer Fusion bekäme die Schweiz eine der stärksten Linksparteien in ganz Europa. Und: Mit zusammen 30 Prozent Wähleranteil wäre Grün-Rot sogar stärker als die SVP (25,6 Prozent).
«Manchmal macht es Sinn, out-of-the-box zu denken», sagt Claude Longchamp. Allerdings sieht er auch Nachteile einer Fusion. So seien Parteien auch Ausdruck von politischen Kulturen. «Sie haben ihre Stile, wie sie mit Konflikten umgehen, und welche Symbole ihnen ganz wichtig sind.»
Eine Frage des politischen Anspruchs
Genau diese Kultur sei auch bei Firmenfusionen meist das schwierigste, gibt Longchamp zu bedenken. «Deshalb ist eins plus eins nicht immer zwei.» Der 62-Jährige schlägt deshalb vor, lediglich national eine Fraktion zu bilden, als Parteien jedoch bestehen zu bleiben.
«Letztlich ist es eine Frage des politischen Anspruchs», bilanziert Longchamp. «Heute besetzen beide Parteien ihre Nischen. Vereint hätten sie wohl eine höhere Durchschlagskraft.»