Für Zürcher SP-Chefin ist Fusion mit Grünen «denkbar»
Politologe Longchamp bringt eine Fusion zwischen SP und Grünen aufs Tapet und legt gute Argumente vor. Betroffene nehmen Stellung – und sind nicht abgeneigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Claude Longchamp könnten sich SP und Grüne zu einer gemeinsamen Linken fusionieren.
- Die Idee stösst bei Politikern auf offene Ohren. Dennoch bleibt das Szenario wohl Fiktion.
Politikwissenschaftler Claude Longchamp schlägt Grünen und SPlern vor, ihre Kräfte zu bündeln. Er hat einige gewichtige Argumente für eine Fusion der Linken: Rot-Grün wäre zusammen stärker als die SVP und ihre Positionen sind ohnehin praktisch deckungsgleich.
Eine solche vereinte und starke Linke wäre europaweit einzigartig. In den Nachbarländern befinden sich die Sozialdemokraten seit Jahren im Sinkflug. Eine Rot-Grüne Partei würde in der Schweiz hingegen 30 Prozent erreichen – und so auch die SVP überholen.
SP ist nicht abgeneigt
Für Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan ist die Möglichkeit, zusammen mit der SP die SVP übertrumpfen zu können, wenig verlockend. «Wenn es in der Politik nur darum geht, die grösste Kraft zu werden, dann ist das noch kein Programm.»
Sowohl die SP als auch die Grünen hätten ihre Stärken und diese sollten auch weiterhin separat gepflegt werden. «Und es gibt Wählende, die wegen spezifischen Interessen die eine oder andere Partei wählen.»
Arslan betont, dass gerade das Mehrparteiensystem eine Stärke der Schweizer Politik sei. «Ich bin eine Verfechterin dieses Systems und würde vielmehr dieses stärken als mit Fusionen Stärke erlangen zu wollen.»
Offener zeigt sich SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Immer wieder würde die Fusionsfrage intern aufflackern, sagt die Zürcher Kantonalpräsidentin. «Rein von der politischen Ausrichtung her wäre das denkbar», so Seiler Graf. Trotzdem fände sie eine Fusion keine gute Idee.
«Es braucht meiner Meinung nach auch auf der linken Seite Vielfalt und Diversität.» Ausserdem gebe es sehr wohl Unterschiede, nicht nur die eigenständige Geschichte: «Die SP steht zum Beispiel viel klarer ein für die EU und eine aussenpolitische Öffnung. Zudem ist es für uns ganz entscheidend, dass die ökologische Wende sozialverträglich gestaltet wird.»
Bei Abstimmungen hätte eine Fusion keine grossen Auswirkungen, glaubt Seiler Graf. «Wir arbeiten schon jetzt eng mit den Grünen zusammen, sind partnerschaftlich unterwegs.»