Coronavirus: BAG-Chefin Lévy informiert zur aktuellen Lage
Seit Montag sind die Massnahmen gegen das Coronavirus etwas gelockert. Doch die Fallzahlen steigen wieder leicht an, gleichzeitig aber auch die Immunität.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz steigen die Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder leicht an.
- Trotzdem hat der Bundesrat erste Lockerungen der Massnahmen gewagt.
- Das BAG bezeichnet die Lage als «fragil», aber die Immunität steigt laut einer Studie.
Die Fallzahlen des Coronavirus stiegen letzte Woche wieder leicht an. Ein Szenario, welches von Epidemiologen erwartet wurde. Die Virus-Varianten lassen nun die Neuinfektionen sichtlich ansteigen.
Die Öffnungsstrategie des Bundesrats mitten in einem Anstieg der Neuinfektionen ist also gewagt. Aber im Angesicht der laufenden Impfkampagne und des wärmeren Wetters sei es ein vertretbarer Schritt. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Medienkonferenz.
– Die epidemiologische Lage ist noch fragil. Die Fallzahlen könnten jederzeit wieder ansteigen, die Hospitalisationen stagnieren. Bei den über-60-Jährigen ist aber keine Übersterblichkeit mehr zu verzeichnen.
– In der Schweiz wurde von «Corona Immunitas» untersucht, wie hoch die Seroprävalenz in der Bevölkerung ist. Das heisst, wie viele Personen Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt haben. Die Befunde haben die Forschenden nicht überrascht.
Über 90 Prozent der untersuchten Personen haben auch 6 Monate nach Infektion noch nachweisbare Antikörper. Das ist erfreulich, denn es weist auf eine längere Immunität als gedacht.
– 17 Kantone haben bisher ein Konzept für das erweiterte Testen beim BAG eingereicht. Zudem wurde gestern die erste Million an gelieferten Impfdosen geknackt. Bisher konnten etwa 3 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft werden und praktisch alle Heime. Insgesamt wurden bis Sonntag 807'799 Impfungen durchgeführt.
Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:
14:59 Die Quarantänen-Verordnung könne je nach Teststrategie angepasst werden, sagt Lévy. Mit regelmässigen Tests müssten zum Beispiel nicht mehr ganzen Schulklassen in Quarantäne, auch wenn ein positiver Fall vorliege. Das sei auch schon der Fall in Zug. Damit ist die Medienkonferenz beendet.
14:55 Die regionalen Unterschiede in der Seroprävalenz seien schwierig zu erklären, sagt Puhan. Aus der durchgeführten Studie jedenfalls könne man nichts Konkretes dazu ableiten.
14:53 Hauri fügt hinzu, dass es auch individuell sehr anders aussehe. Eine Person mit Symptomen würde einen Arzt aufsuchen, aber eine andere Person wiederum nicht.
14:51 Aus den Zahlen liesse sich nicht herauslesen, ob positiv getestete Personen symptomatisch oder asymptomatisch seien. Man wisse aber, dass diese zwei Gruppen proportional blieben.
14:43 Ob die Task Force einen Maulkorb bekommen soll oder nicht, dazu will sich niemand der Anwesenden äussern. Es sei eine politische Diskussion, sagt der Mediensprecher des BAG. Dass aber niemand von der Task Force anwesend sei, sei ein Zufall.
Anzahl Antikörper in Schweizer Bevölkerung «erwartet» worden
14:42 Die Seroprävalenz sei im «erwartetem Rahmen» der Forschenden, sagt Puhan. Man sei ja immer davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer hoch sei. Es sei keine grosse Überraschung, dass so viele Personen Antikörper entwickelt hätten.
14:40 Können geimpfte Personen andere Personen anstecken? Hierzu kämen erste Daten heraus, so Puhan. Man sehe schon erste Anzeichen dafür, dass die Impfung eine tiefere Infizierung als Folge habe.
Masserey fügt hinzu, dass sich aber auch Personen nach weniger als drei Monaten nochmals anstecken könnten. Für längere Zeitdauern gebe es noch keine Daten.
14:37 Das BAG werde am Ende der Pandemie eine «grosse Evaluation» machen. Die Kantone auch fügt Hauri hinzu. So könne man Schwachstellen und Fehler anpassen. Aber das werde schon heute laufend analysiert.
14:37 Lévy sagt, alle Kantone könnten ihre eigenen Strategien zum Testen entwickeln. Je nachdem, was vor Ort Sinn ergebe. Das BAG sei regelmässig im Gespräch mit den Kantonen.
14:34 Die vollständige Impfung aller Personen, die dies wünschten, werde immer noch auf Anfang Sommer geschätzt. Das hänge aber immer noch davon ab, dass mehr Impfstoffe zugelassen werden. AstraZeneca könnte in den nächsten Wochen zugelassen werden, sagt Masserey.
14:33 Hauri spricht auch über die wiederholten Testungen in «seinen» Kantonsschulen. Der Aufwand sei gross, aber der Präsenzunterricht werde nicht mehr beeinträchtigt.
14:30 Übertragungsketten könnten nicht lückenlos nachverfolgt werden, so Hauri. Aber in Cluster sei das machen. Die Impfkampagne verlaufe mit «angezogener Handbremse», sagt der Arzt. Er erwarte aber eine Entspannung in Pflege- und Altersinstitutionen.
14:29 Nun spricht Rudolf Hauri, Kantonsarzt in Zug. Er gibt sich zuversichtlich, der Frühling gebe Perspektive. Man müsse sich aber nach wie vor an die Schutzmassnahmen halten. Denn die Situation könne schnell kippen.
Studie zeigt: Immunität auf Coronavirus steigt
14:26 Long Covid sei auch untersucht worden. Es sei ein Syndrom, so Puhan, welches viele Symptome erfasse. Auch sechs Monate nach Erkrankung fühlten sich viele noch nicht erholt. Viele zusätzliche Zahlen dazu würde noch in kommender Zeit folgen.
14:23 Mittlerweile sei auch in den Kantonen, welche früh mit der Impfung begonnen hätten, der Impfeffekt ersichtlich. Zudem sei erfreulich, dass über 90 Prozent der Patienten noch sechs Monate nach Ansteckung noch Antikörper aufzeigten. Andererseits entwickelten nicht alle Infizierte nachweisbare Antikörper, so Puhan.
14:21 So könne man zurückschauen, wo sich das Coronavirus besonders ausgebreitet hatte. Zum Beispiel auch in spezifischen Regionen oder Berufsgruppen. Allgemein könne man aus den Daten herauslesen, dass die West- und Südschweiz stärker betroffen war als die Nord- und Ostschweiz.
14:17 Nun spricht Milo Puhan, Mitglied der Task Force. Er ist an der Medienkonferenz als Vertreter von «Corona Immunitas» präsent. Das Forschungsprojekt untersucht im Moment die Seroprävalenz in der Schweizer Bevölkerung. Anders gesagt, wer alles Antikörper gegen das Coronavirus entwickeln konnte.
14:16 Gestern habe die Schweiz die erste Million gelieferter Impfdosen geknackt, sagt Masserey. Etwa 3 Prozent der Gesamtbevölkerung sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Auch die Quasi-Totalität der Pflege- und Altersheime sei schon verimpft worden.
14:14 Bei den über 60-Jährigen sei keine Übersterblichkeit mehr zu verzeichnen, sagt Masserey zudem. Der R-Wert aber steige, die Virus-Varianten breiteten sich weiterhin aus.
14:13 Virginie Masserey ist an der Reihe. Die Situation sei insgesamt gut, doch die Inzidenz und die Fallzahlen stagnierten. Heute melde das BAG 1130 Fälle. Auch die Hospitalisierungen seien am Stagnieren.
Contact Tracing funktioniert (noch)
14:09 Das Contact Tracing werde in den nächsten Wochen intensiviert, so Lévy. Sollten aber die Fallzahlen stark ansteigen, würde dieser Mechanismus wieder gefährdet. Die SwissCovid-App sei «nach wie vor in Betrieb und erfolgreich». Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, die App herunterzuladen.
14:06 Selbsttests auf das Coronavirus sind in der Schweiz – noch – nicht zugelassen. Diese seien ungeeignet, sagt Lévy, weil sie unspezifisch angewendet würden. Zudem sei die Qualität der Selbsttests noch nicht befriedigend.
Wie geschieht die Genehmigung von Tests durch das BAG? Ein Hersteller müsse ein komplettes Dossier bei der Behörde einreichen, erklärt Lévy. Wenn das Dossier gut ist, könne das BAG den Test bewilligen. Zuerst müsse aber auch die gesetzliche Grundlage stimmen.
14:00 Anne Lévy schildert die aktuelle Lage. Die Pandemie sei trotz Öffnungen noch «äusserst fragil». Mit Blick ins Ausland sei das leicht zu bemerken. Doch mit gutem Contact Tracing, der fortschreitenden Impfung, und Testen könne man die Situation im Griff behalten.
14:04 Bisher hätten 17 Kantone Konzepte zur erweiterten Teststrategie auf das Coronavirus eingereicht. Bewilligungen würde das BAG nicht erteilen, aber Kantone könnten sich bei den Strategien der anderen bedienen.
Folgende Fachleute nahmen teil:
– Anne Lévy, Direktorin, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Fosca Gattoni, Stv. Leiterin Sektion Heilmittelrecht, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
– Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich
– Amedeo Cianci, Leiter Sektion Rechtsbereich 2, BAG