Die Nachfrage nach Impfstoffen gegen das Coronavirus nimmt weltweit ab: Der Bund sieht sich zunehmend mit überquellenden Lagerbeständen konfrontiert.
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Eine Impfdosis gegen das Coronavirus wird aufgezogen. Der Bund sitzt wegen der sinkenden Nachfrage auf Millionen von Impfdosen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nachfrage nach Impfdosen gegen das Coronavirus stagniert in der Schweiz und weltweit.
  • Deshalb mussten schon 11 Millionen Dosen vernichtet, acht Millionen weitergegeben werden.
  • Wegen Verträgen ist der Bund verpflichtet, noch 11 Millionen weitere Dosen zu kaufen.
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In der Schweiz wurden rund 17 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht. Knapp 70 Prozent der Bevölkerung haben wenigstens eine Impfung erhalten. Doch diese Zahl stagniert seit Monaten: Seit April 2022 sind nur knapp 1,3 Millionen weitere Impfdosen hinzugekommen.

Impfungen Coronavirus Schweiz Millionen
Die gesamte Anzahl Impfungen gegen das Coronavirus (in Millionen), die in der Schweiz seit Ende 2021 verabreicht wurden, stagniert seit mehreren Monaten. - ourworldindata.org / BAG / Nau.ch

Die Gründe hinter dieser abnehmenden Impfbereitschaft der Bevölkerung sind vielfältig. Einerseits hat die Immunität innerhalb der Bevölkerung zugenommen, andererseits hat sich das Bewusstsein über die Virulenz des Coronavirus verändert. Schliesslich verspüren die Menschen eine zunehmende Ermüdung gegenüber den behördlichen Schutzmassnahmen.

Bund sitzt auf Millionen von Impfdosen gegen das Coronavirus

Gegenüber «SRF» erklärt das Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Oberstes Ziel des Bundes ist es, die Schweizer Bevölkerung ausreichend mit den wirksamsten Impfstoffen gegen Covid-19 zu versorgen. Eine Überversorgung ist nicht auszuschliessen.»

Tatsächlich ist diese Überversorgung bereits eingetreten: Der Bund hat schon mehr als elf Millionen Impfdosen vernichtet, knapp acht weitere Millionen wurden oder werden weitergegeben. Doch auch die Nachfrage aus anderen Ländern stagniert, weltweit herrscht ein Überangebot.

Covid-Impfstoff Impfdosen BAG Coronavirus
Ein Pflaster klebt nach einer Impfung gegen das Coronavirus auf dem Oberarm eines Mannes, im Impfzentrum Bernexpo, am Montag, 10. Mai 2021, in Bern. (Archivbild) - keystone

In Anbetracht der schwindenden Nachfrage nach Impfstoffen gegen das Coronavirus sieht sich die Schweiz zunehmend mit gigantischen Lagerbeständen konfrontiert. Lagerbestände mit einem Verfallsdatum von rund sechs Monaten. Derzeit sitzt der Bund auf ungefähr 13 Millionen Impfdosen.

Schlimmstenfalls bis zu 40 Millionen Impfdosen vernichtet oder weitergegeben

Ausserdem ist der Bund vertraglich verpflichtet, in diesem Jahr noch mehr als elf Millionen zusätzliche Impfdosen zu kaufen. Insgesamt sind es also knapp 40 Millionen Impfdosen, welche die Eidgenossenschaft im schlimmsten Fall vernichten oder weitergeben muss.

Covid-Impfstoff Impfdosen BAG Berset
Bundesrat Alain Berset hört den Erklärungen eines Verantwortlichen zu, während einer Führung durch die Fabrik «BioArkII» beim Schweizer Pharma und Biotech Unternehmen «Lonza», wo der Impfstoff gegen Covid-19 der US Biotech Firma «Moderna» produziert wird. Aufgenommen in Visp, am 11. Januar 2021. (Archivbild) - keystone

Aufgrund des Öffentlichkeitsgesetzes mussten die Verträge mit den Pharmakonzernen publiziert werden, doch der Grossteil der Dokumente ist geschwärzt. Der Preis, welchen der Bund für eine Dosis des Vakzins bezahlt, ist unklar. Ob das BAG die Möglichkeit hat, von den Verträgen zurückzutreten, ebenso – diese Informationen seien vertraulich, heisst es. Gemäss übereinstimmenden Medienberichten haben andere Länder zwischen 15 und 23 Euro pro Dosis bezahlt.

Vertragsrücktritt könnte teuer werden

Für Patrick Durisch, Gesundheitsexperte bei der NGO «Public Eye» steht denn auch fest: «Die Schweizer haben von Anfang an viel zu viel bestellt – zeitweise etwa viermal so viel, wie die Bevölkerung brauchte. Und sie haben einfach weiter bestellt», erklärt er gegenüber «SwissInfo».

Sind Sie gegen das Coronavirus geimpft?

Üblicherweise enthalten solche Verträge eine Ausstiegsklausel, erklärt Kerstin Noëlle Vokinger gegenüber «SRF». Die Professorin für Recht, Medizin und Technologie ist allerdings überzeugt, dass eine Vertragsrücktritt äusserst kostspielig sei. Ohne eine Rücktrittklausel könne es aber schwierig werden, aus den abgeschlossenen Verträgen auszusteigen. Dann müsse der Bund auf ein Entgegenkommen der Pharmakonzerne hoffen oder den Rechtsweg beschreiten.

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