Coronavirus: Bund startet Impfkampagne für höchste Risikopersonen

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Das Impfen gegen das Coronavirus kann starten: Das Vakzin von Pfizer/Biontech ist in der Schweiz zugelassen. Der Bund präsentiert heute seine Kampagne.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ersten Kantone beginnen schon morgen mit dem Impfen von Risikopersonen.
  • Das BAG stellt heute seine Impfkampagne vor.
  • Die Kampagne konzentriert sich vorerst auf die erste Prioritätsgruppe, ältere Menschen.

In der Schweiz geben derzeit zwei Themen zu reden: die Coronavirus-Mutation und der Impfstart gegen das Coronavirus. Genau diese zwei Themen waren ebenfalls Thema der Medienkonferenz mit dem BAG, der Task Force und den Kantonen. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:

– Die Impfkampagne des BAG richtet sich in einem ersten Schritt an ältere Personen (über 75 Jahre). Zudem sind auch Personen mit Vorerkrankungen «mit höchstem Risiko» erste Priorität. Erste Impfungen sollen in Alters- und Pflegeheimen stattfinden.

–Die Virusmutation wurde Stand heute in der Schweiz immer noch nicht nachgewiesen. Die Task Force geht aber schwer davon aus, dass sie im Lande ist. Sie stuft zudem die bestehenden Massnahmen als ungenügend gegen die Mutation ein.

– Zurzeit wird davon ausgegangen, dass die Mutation aus Grossbritannien den R-Wert um 0,4 steigern könnte. Das ist von Forschenden aus dem «King's College» in London berechnet worden.

14:59 Kann man zwischen verschiedenen Impfstoffen auswählen, wenn das mal der Fall sein soll? Nein, das wäre nicht ideal, da jede Person zwei Impfungen benötigt, sagt Christoph Berger. Zudem sei es ein logistisches Problem, weil die verschiedenen Stoffe unterschiedlich gelagert werden müssen.

Moderna Coronavirus Impfstoff
Modernas Mittel hat in Testreihen eine hohe Wirksamkeit von rund 94 Prozent bewiesen. - dpa-infocom GmbH

Das BAG gehe davon aus, dass man den Impfstoff nehmen müsse, der erhältlich sein werde. Damit ist die Medienkonferenz beendet.

14:57 Die Mutation aus Südafrika sei bisher nur in Südafrika aufgetaucht, sagt Tanja Stadler. Diejenige aus Grossbritannien hingegen sei in Dänemark, Italien und Australien detektiert worden.

14:52 Christoph Berger ist überzeugt, dass die Kampagne allfällige Sorgen der Risikopersonen aufklären können wird. Die meisten seien sich noch unsicher, ob die Impfung ungefährlich sei oder nicht.

Keine Infektionszahlen während Weihnachten

14:51 Während der Festtage wird das BAG, wie wenn es ein Weekend wäre, die Fallzahlen nicht kommunizieren.

14:49 Viele aus Südafrika und Grossbritannien eingereiste Touristen hätten sich schon von selber für eine Quarantäne gemeldet, so Rudolf Hauri. Sonst habe man die Passagierdaten erhoben, sagt Patrick Mathys vom BAG. Dann seien die Kantone für die Massnahmen zuständig.

14:46 Der Impfstoff ist nicht für Allergiker gegen Impfstoffbestandteile (Polyethylenglycol, PEG) geeignet, präzisiert Christoph Berger.

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Eine Ampulle des Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoffs. - dpa-infocom GmbH/Jeff J Mitchell/Pool Getty

14:43 Seit die Mutation des Coronavirus bekannt sei, arbeiteten viele Labore «mit Hochdruck» daran, Testproben zu sequenzieren. Man erhoffe sich, über die Festtage mehr zu erfahren, so Tanja Stadler.

14:39 Die bestehenden Massnahmen werden von Martin Ackermann als ungenügend eingeschätzt, um eine Verbreitung der Coronavirus-Mutation aufzuhalten. Die Task Force sei mit dem BAG und dem EDI in Kontakt, es werde über allfällig nötige Massnahmen gesprochen.

14:37 Die Task Force erwartet mehr Mobilität und mehr soziale Kontakte über die Festtage. Doch der R-Wert lasse sich nicht damit berechnen, denn wenn sich weniger Leute testen liessen, sinke dieser.

14:25 Tanja Stadler, Mitglied der Task Force, erklärt die Mutation des Coronavirus weiter. Es sei nicht grundsätzlich beunruhigend, dass das Virus mutiere. Je mehr Infektionszahlen bestünden, desto mehr Varianten des Virus würden sich entwickeln. Man müsse aber beobachten, was die Mutationen mit sich bringen.

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In Grossbritannien und Südafrika ist eine Mutation des Coronavirus aufgetreten. - Keystone

Die Variante aus Grossbritannien habe mehr Daten. Aus diesen Daten könne man herauslesen, dass keine stärkeren Symptome wegen des mutierten Coronavirus vorkommen.

Mutation noch nicht nachgewiesen, aber höchstwahrscheinlich schon hier

In der Schweiz werde das Coronavirus wöchentlich sequenziert. Aus den Sequenzierungen kann man Änderungen im Erbgut nachweisen. Die Variante aus Grossbritannien sei noch nicht nachgewiesen worden, so Stadler. Es sei aber sehr naheliegend, dass diese letzte Woche schon in die Schweiz eingeschleppt worden sei.

Es werde derzeit vermutet, dass die Mutation aus der UK den R-Wert um 0,4 steigern könne. Deswegen könnte die Variante für das Gesundheitssystem schnell gefährlich werden.

Die Task Force bittet die Bevölkerung, die sozialen Kontakte zu reduzieren und Infektionsketten zu unterbrechen.

14:20 Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, spricht die Mutation des Coronavirus an. Das erhöhte Übertragungsrisiko sei gefährlich. Auch fordert er die Bevölkerung dazu auf, die Schutzmassnahmen zu befolgen.

Coronavirus hauri
Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, warnt vor Off-Label-Impfungen. - Keystone

Das Contact Tracing laufe auf Hochtouren, so Hauri. Aber die Situation beruhige sich langsam wieder. Man müsse sich jedoch weiterhin testen lassen.

Der Zuger Kantonsarzt will einen Wettbewerb zwischen den Kantonen wegen der Impfung verhindern. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle. Er fordert auch alle jene, welche kein elektronisches Impfbüchlein besitzen, dazu auf, sich eines anzuschaffen.

14:15 Das BAG wolle mit seiner Kampagne eine Botschaft vermitteln: «Informieren Sie sich.» So könne jede und jeder die individuelle Entscheidung treffen, sich impfen zu lassen, oder auch nicht. Das BAG wolle vor allem Fragen zur Wirkung der Impfung, zur Sicherheit und zur Umsetzung beantworten.

Deswegen werde ein Informationsportal lanciert, um gegen Falschinformationen vorzugehen. Es werde laufend aktualisiert, so Adrian Kammer, Leiter Sektion Gesundheitsinformationen und Kampagnen.

Impfstrategie gegen Coronavirus steht

14:08 Nun spricht Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Laut der EKIF sei die Impfung gegen das Coronavirus hochwirksam, sicher und ohne schlimmen Nebenwirkungen.

Christoph Berger
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, begrüsst diese Pläne. - keystone

Er wiederholt die Impfstrategie gegen das Coronavirus: Besonders gefährdete Personen, Gesundheitspersonal und Betreuungspersonal, enge Kontakte zu den Prioritätsgruppen, und Personen in Anstalten mit erhöhtem Ausbruchsrisiko.

Personen über und unter 75 Jahren, aber mit chronischen Krankheiten mit höchstem Risiko (beispielsweise Herzkrankheiten oder Diabetes), hätten höchste Priorität. Anschliessend gehe die Priorität nach Alter und Gesundheitszustand runter.

Es werde notiert, wenn unerwünschte Nebenwirkungen wegen des Impfstoffes auftreten würden, so Berger.

14:05 Auch wenn die Impfung eine gute Nachricht sei, müssten die bestehenden Hygiene-Massnahmen noch befolgt werden. Masserey unterstreicht, dass das oberste Ziel immer noch die Senkung der Fallzahlen sei.

Impfkampagne BAG
Die Impfkampagne des BAG. - BAG

Heute seien 107'000 Impfdosen in die Schweiz eingeliefert worden. Die Impfung sei dafür vorgesehen, schwere Krankheitsverläufe, und somit auch Hospitalisationen, zu vermeiden.

14:02 Ganz zu Beginn wird die epidemiologische Lage von Virginie Masserey geschildert. Sie spricht nach wie vor von einer Stagnation auf sehr hohem Niveau. Die Lage auf den IPS (Intensivpflegestationen) sei immer noch sehr angespannt.

Auch die Todesfälle stagnierten, die Tests seien leicht am Steigen, was eine gute Nachricht sei. Der R-Wert betrüge 1,05, die 14-Tages-Inzidenz bleibe im internationalen Vergleich hoch.

Morgen schon erste Impfungen

In den ersten Kantonen wird morgen schon gegen das Coronavirus geimpft. Die Innerschweizer Stände Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Zug und Uri impfen ab 23. Dezember Pflege- und Altersheim-Bewohnende.

Impfzentrum Zürich Coronavirus
Das Referenz-Impfzentrum gegen das Coronavirus EBPI, aufgenommen am Montag, 21. Dezember 2020, in Zürich. - Keystone

Der Rest der Schweiz muss sich noch einige Tage gedulden, die allermeisten Kantone legen erst am 4. Januar im neuen Jahr los. Die nationale Impfstrategie sieht vor, dass zuerst Risikopersonen die Impfung bekommen. Erst ab dem Frühjahr 2021 könnten sich nicht gefährdete Personen gegen das Coronavirus impfen lassen.

Coronavirus: Mit Kampagne Impfbereitschaft erhöhen

Für die Verteilung der ersten Impfdosen-Lieferung waren die Kantone zuständig. Laut Angaben aus verschiedenen Ecken der Schweiz bekamen die Stände zwischen 900 bis mehrere Tausend Dosen. Weitere Lieferungen erfolgen dann im Januar und im Verlauf des nächsten Jahres, wie das BAG schon mitteilte.

Pfizer/Biontech Fläschchen Impfstoff
Ein Fläschchen des Pfizer/Biontech-Impfstoffs. - Keystone

Um die Impfskepsis in der Schweiz steht es gut: Im internationalen Vergleich sind Herr und Frau Schweizer eher zurückhaltend mit ihrer Impfbereitschaft. Deswegen liegt es jetzt am Bund, eine Kampagne zu starten, um den Impfstoff zu bewerben.

Weiter wartet die Schweiz noch auf die Zulassung des Moderna-Impfstoffes. Gemäss Angaben der Zürcher Behörden wird erwartet, dass dieser in den nächsten Wochen zugelassen wird.

Folgende Fachleute nahmen teil:

– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Martin Ackermann, Präsident, National COVID-19 Science Task Force

– Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

– Christoph Flury, Vizedirektor, Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS

– Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

– Adrian Kammer, Leiter Sektion Gesundheitsinformationen und Kampagnen, BAG

– Dora Makausz, Leiterin Ressort Querschnittleistungen, SECO

– Tanja Stadler, Mitglied der National COVID-19 Science Task Force

– Susanne Kuster, Stellvertretende Direktorin, Bundesamt für Justiz BJ

– Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

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