Coronavirus: Bundes-Experten präzisieren schrittweise Exit-Strategie
Fachexperten des Bundes präzisieren heute die gestern vorgestellte Coronavirus Exit-Strategie. Nau.ch berichtete live im Stream und Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat verkündete gestern seinen Plan für die schrittweise Öffnung.
- Fachexperten präzisieren heute diese Exit-Strategie.
- Unter anderem beantworten sie Fragen zu Masken, Tests und Gastronomie.
Die Pressekonferenz ist beendet. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte:
- Die aktuellen Corona-Zahlen der Schweiz: 27'078 Infizierte, 346 mehr als gestern. Am Coronavirus gestorben sind 1059 Personen. Ungefähr 300 Infizierte müssen derzeit künstlich beatmet werden.
- Von der Anzahl Erkrankungen pro Tag ist die Schweiz damit etwa gleich weit, wie sie Anfang März war. Es sei aber wichtig, sich nicht zu früh wieder in Sicherheit zu wiegen.
- 75'000 Lernende sollten ihre praktsichen Lehrabschlussprüfungen ablegen. Der Bund sieht hier drei Modelle vor: Prüfung im Betrieb, Prüfung in einem Zentrum oder keine Prüfung. Schulische Prüfungen gibt es ohnehin nicht.
- 100'000 Lernende beginnen normalerweise jedes Jahr, die Anwerbungsphase läuft eigentlich schon lange, aber die Zahlen sind tiefer: Es werden deutlich weniger Lehrverträge unterschrieben. Möglicherweise wird hier die Frist verlängert.
- Derzeit sind 6100 Zivilschutzleistende und rund 5000 Angehörige der Armee im Einsatz. Die Tendenz ist derzeit aber abnehmend, weil man sich auf den schlimmstmöglichen Fall vorbereitet habe. Am Wochenende werden die ersten 300-400 Soldaten wieder nach Hause geschickt.
- Masken: aktuell hat der Bund 20 Millionen Masken, bis Ende April sollen es 100 Millionen sein. Anfang der kommenden Woche will der Bund eine Videoanleitung veröffentlichen, die die richtige Verwendung erklärt. Das hängt mit der Öffnungs-Strategie des Bundes zusammen, die gewissen Branchen ihre Arbeit unter Auflagen wieder erlauben soll.
- Die Wünsche der Gastronomie sollen in den nächsten Tagen und Wochen weiter diskutiert werden. Der Bund akzeptiert aber keine von Branchen in Eigenregie vorgelegten Konzepte.
15.25: Die Pressekonferenz ist beendet.
15.18: Bald sollen alle Menschen in der Schweiz mit Symptomen getestet werden, auch jene, die nur schwache Symptome haben, kündigt Daniel Koch an.
15.17: Besteht eine Gefahr, dass das Coronavirus auch durch Insekten übertragen werden kann? Nein, das sei unwahrscheinlich, man habe im Falle einer Krankheit nicht viele Viren im Blut, was für die Übertragung durch Mücken nötig wäre.
15.15: Brigadier Raynald Droz zu den Militärzählen: es stehen 5000 Angehörige der Armee im Einsatz. Man habe für den Worst Case mobilisiert, werde aber ab dem Wochenende 300-400 ADA nach Hause schicken, die dann aber in Bereitschaft bleiben müssen.
15.14: Wie steht es eigentlich mit den Maturaprüfungen? Die Erziehungsdirektionenkonferenz ist in Zusammenarbeit mit dem Bund daran, Konzepte zu erarbeiten, die Anfang Mai feststehen sollen.
15.12: Woher werden die Impfstoffe kommen, die in der Schweiz zur Verwendung gelangen sollen? Und was gibt es da für einen Zeithorizont? Geforscht wird weltweit, ein grösserer Durchbruch steht noch aus. Alle Forschung befinde sich derzeit noch in einem frühen Stadium.
15.11: Dürfen Eltern, die selber Risikopersonen sind, ihre Kinder nicht in die Schule schicken? Das müsse wohl kantonal genau geregelt werden, sagt Daniel Koch. Grundsätzlich gilt natürlich die Schulpflicht, solange die Schulen geöffnet sind.
15.07: Wenn es wieder nur im Rahmen von 100 neuen Fällen pro Tag gibt, könnten die Wege der Infizierten wieder nachverfolgt werden. Wie soll das genau geschehen? «Das passiert über die Kantone», so Koch. Die Personen werden befragt und alle, mit denen sie Kontakt haben, werden per Verfügung in Quarantäne gesteckt. Das sei aber sehr aufwändig und schwierig durchführbar. «Das geht nur, wenn die Zahlen wirklich tief sind, sonst kann man die einzelnen Ketten nicht verfolgen», so Koch. «Die Schwelle wird unter 100 Fälle sein.» Es komme aber auch auf die gesamtschweizerische Verteilung an.
15.06: Betriebe wie die Post dürfen durchaus Kurzarbeit anmelden, da sie auch in einem Markt tätig sind. Was allerdings nicht geht, ist, dass Gemeinden beispielsweise ihre Gemeindeschreiber anmelden.
15.03: Ist es möglich, dass Gesuchen nach Kurzarbeit fälschlicherweise stattgegeben wird? «Ja», sagt Boris Zürcher, «die Gesuche werden bewilligt und danach kontrolliert. Wenn das fälschlicherweise geschah, können wir Rückforderungen stellen.»
14.58: Eine Frage zur Gastronomie: Ist es eine Überlegung wert, nur Gartenwirtschaften zu erlauben? «Es ist verfrüht, solche Einzelbeispiele anzuschauen», sagt Koch. Man müsse zuerst generell anschauen, was für Regeln möglich und nötig seien, bevor man diese Frage beantworten könne. Und es müsse auf jeden Fall in Zusammenarbeit mit der Branche geschehen.
14.51: Was dürfen Migros und Coop eigentlich genau verkaufen und was nicht? «Das wird in der Verordnung erklärt», sagt Daniel Koch. «Es ist nicht so, dass die dann alles verkaufen dürfen.» Boris Zürcher ergänzt: «Die Frage der Verhinderung der Wettbewerbsverzerrung ist zentral, wir wurden da schon mehrfach angegangen.»
14.47: Glaubt der Bund tatsächlich, dass diesen Sommer Festivals durchgeführt werden können? «Es ist nicht möglich, etwas Verlässliches zur Situation in drei Monaten zu sagen», so Koch. «Wir sind uns bewusst, dass Grossveranstalter, die normalerweise für ein Jahr im voraus planen, jetzt in einer ungünstigen Situation sind und teilweise schon die Reissleine ziehen.»
Warum wurde die Pandemiekommission für die Coronakrise nicht angefragt? «Wir hatten mit einzelnen Mitgliedern Kontakt, aber ja, als Ganzes wurde sie nicht angefragt, weil es schon viele andere Gremien gab.»
14.45: Haben die Psychiater-Besuche nach einem Monat Lockdown zugenommen? Daniel Koch hat dazu keine Zahlen und zweifelt daran, dass diese so einfach zu erheben sind.
14.45: Gab es bei Kindern schon Immuntests? «Ja, die gibt es, darum wissen wir, dass sie sich nicht so stark infizieren.»
14.43: Für den Anfang der nächsten Woche verspricht Daniel Koch ein Video, wie man Schutzmasken richtig benutzt. «Es ist nicht schwierig, aber wichtig, dass man sie richtig benutzt, sonst sind sie nutzlos oder gar gefährlich.»
Der Bund kann Branchen, wie beispielsweise den Coiffeuren, subsidiär Masken zur Verfügung stellen.
14.42: Koch: Der Bund veröffentlicht Grobkonzepte, die Branchen können dann basierend darauf detailliertere Konzepte ausarbeiten, die Kontrolle liegt bei den Kantonen.
14.39: Wie stellt der Bund sicher, dass die Schutzkonzepte angewendet werden? Boris Zürcher verweist auf den gesunden Menschenverstand und auf die drei-vier Konzepte, die der Bund ausarbeiten will. «Es ist undenkbar, dass wir für jede Tätigkeit ein detailliertes Konzept vorlegen können», so Zürcher.
War das Konzept der Gastro-Branche nicht gut genug? «Der Bund wird keine Branchenkonzepte bewilligen», so Zürcher, «Egal wie gut sie sind, oder nicht.»
14.37: Eine Frage zur Kurzarbeit an den Spitälern: Werden diese Spitäler von der Hilfe durch den Zivilschutz ausgenommen? Nein, sagt Flury, Spitäler, die nicht ausgelastet sind, haben keine Anträge auf Unterstützung angefordert.
14.34: Ist der Bund daran schuld, dass es in der Schweiz einen Maskenengpass gab? «Es sind immer alle mitverantwortlich», sagt Koch. «Man hat es aber auch nicht kommen sehen, dass eine Epidemie auf uns zukommt, in der Masken wichtig sind.» Der Bund habe momentan aber genug Masken, aktuell 20 Millionen, bis Ende April sollen es 100 Millionen sein.
Der Bund habe aber nicht geplant, Masken für die gesamte Bevölkerung zu besorgen oder herzustellen.
14.32: Wann dürfen Risikogruppen wieder nach draussen? «Die Empfehlung ist nach wie vor, jede Ansteckung zu vermeiden», so Koch. «Sie sollen sich bewegen, gegen einen Spaziergang um den Block ist nichts einzuwenden.»
Möglicherweise werden Empfehlungen kantonsweise abgeändert, je nach den Umständen. «Es ist uns klar, dass gerade die Risikogruppen sehr stark unter der Selbstisolation leiden.»
14.29: Daniel Koch wird nach den Kindern gefragt: dürfen Enkel zu ihren Grosseltern zurück? «Nein», sagt Koch, «Das ist nicht zu empfehlen, es gibt Kinder, die angesteckt sind, das wäre für die Grosseltern gefährlich.»
Die Erkenntnisse dazu stammen von Kinderärzten, deren Studien aktuell aber noch nicht veröffentlicht sind.
14.29: Die Fragerunde beginnt.
14.24: Christoph Flury, Vizedirektor Bundesamt für Bevölkerungsschutz, spricht zur Situation im Zivilschutz. Vor Ostern waren total 6100 Zivilschutzleistende in der Schweiz im Einsatz, mit einem Schwerpunkt in der Westschweiz.
Zivis werden nach wie vor je nach Bedarf subsidiär, also in einer unterstützenden Rolle, aufgeboten. «Ziel ist es, dass immer genug richtig ausgebildete Zivilschützer am richtigen Ort zum Einsatz kommen», so Flury. Immer wieder melden sich auch Freiwillige, die gerne Dienst leisten möchten.
Vor allem bei Alters- und Pflegeheimen besteht Bedarf an Unterstützung durch Zivilschützer.
14.20: Rémy Hübschi, Vizedirektor SBFI, spricht zu den Lehrabschlussprüfungen und den neuen Lehrlingen, die im Sommer ihre Lehre antreten sollen.
Es gibt drei Modelle, wie Betriebe ihre schweizweit total 75'000 Lehrabschlussprüfungen durchführen können: Im Betrieb selber, in einem regionalen Zentrum, oder aber, sie können die Prüfung ausfallen lassen. Schulische Prüfungen gibt es nicht, dort zählen die Erfahrungsnoten.
Zum Lehrbeginn: 100'000 Lernende beginnen normalerweise jedes Jahr, die Anwerbungsphase läuft eigentlich schon lange, aber die Zahlen sind tiefer: Es werden deutlich weniger Lehrverträge unterschrieben.
14.15: «Die schrittweise Öffnungsstrategie des Bundesrates muss mit Schutzmassnahmen einhergehen», so Zürcher. Das BAG und das Seco arbeiten hierfür zusammen und veröffentlichen Richtlinien. Verantwortlich für die Durchführung sind die Firmen, die Kontrolle ist Aufgabe der Kantone. Diese Schutzkonzepte sind in der Covid-Verordnung verankert und stützen sich auf das Arbeitsgesetz.
Erste Modelle für einzelne Branchen sollen Anfang nächster Woche veröffentlicht werden.
14.08: Boris Zürcher von der Direktion für Arbeit spricht zur wirtschaftlichen Situation in der Schweiz. Von der Kurzarbeit werde rege Gebrauch gemacht, dennoch sei die Arbeitslosigkeit um 33'000 Personen gestiegen. Aber wieso?
Das hat, laut Zürcher, damit zu tun, dass die normalen Fluktuationen nicht mehr ausgeglichen werden. Es kündigen immer wieder Arbeitskräfte, aber kaum Firmen stellen jetzt noch neu ein.
Total sind 151'000 Menschen in der Schweiz arbeitslos. Die Kurve ist aber auch dort abgeflacht.
Über 167'000 Firmen haben für 1,76 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeit beantragt.
14.04: Zu den Präzisierungen der Bundesratsentscheide von gestern: Supermärkte dürfen, so Koch, auch ab dem 27. April nicht das ganze Sortiment wieder verkaufen. «Wir werden sehr genau darauf schauen, dass es keine Wettbewerbsverzerrung gibt», so Koch.
Zur Gastronomie: «Wir werden das in der Verwaltung noch einmal diskutieren.» Aber es sei ein sehr schwieriger Bereich. «In einem Restaurant, wenn man gemütlich zusammensitzt, hat das Abstand-Halten nicht besondere Priorität.»
«Der Bundesrat hat es zu Beginn der Krise versucht, die Gastronomie weiter laufenzulassen. Aber die Beschränkung von 50 Gästen pro Lokal hat überhaupt nicht funktioniert», so Koch.
Zu den Kindern: Koch betont, dass Kinder mit grosser Sicherheit nicht die Treiber der Epidemie sind. «Es gibt immer wieder Kinder, die sich infizieren, aber die meisten Kinder werden sich nicht anstecken. Darum ist es verantwortungsbewusst, wenn die Schulen etwas früher geöffnet werden.»
14.03: «Wir sind jetzt etwa so weit, wie wir Anfang März waren», sagt Koch. Er warnt davor, sich angesichts der abflachenden Kurve zu früh in Sicherheit zu wiegen. Aktuell werden in der Schweiz 300 Menschen künstlich beatmet. «Das sind nicht wenige», so Koch.
Es sei eminent wichtig, dass die Kurve nicht wieder ansteige.
14.01: Wie üblich beginnt Daniel Koch vom BAG. Er wiederholt noch einmal die aktuellen Corona-Zahlen: mehr als 1000 Todesopfer, 27'078 Infektionen total, 346 mehr als gestern.
14.01: Die Pressekonferenz beginnt.
Die aktuelle Situation
Gestern Donnerstag verkündete der Bundesrat seine Strategie für die schrittweise Öffnung der Schweiz. Heute bietet sich für die Fachexperten des Bundes die Gelegenheit, zu präzisieren und Fragen der Journalisten zu beantworten.
Folgende Experten werden an der Pressekonferenz teilnehmen:
- Daniel Koch, Delegierter des BAG für COVID-19
- Boris Zürcher, Leiter Direktion für Arbeit
- Remy Hübschi, Vizedirektor SBFI
- Christian Bock, Direktor Eidg. Zollverwaltung, EFD
- Cornelia Lüthy, Vizedirektorin SEM
- David Rüetschi, Chef Fachbereich Zivil- und Zivilprozessrecht
- Emanuel Lauber, Co-Bereichsleiter Leistungen ABEL, BSV
- Christoph Flury, Vizedirektor Bundesamt für Bevölkerungsschutz
- Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen VBS