Coronavirus: BAG warnt: Spitäler steuern auf Kapazitätsgrenze zu
Nach dem Teil-Lockdown aufgrund des Coronavirus bleiben zahlreiche Fragen offen. In einer Experten-Pressekonferenz wurden sie beantwortet.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Mitternacht gilt in der Schweiz ein teilweiser Lockdown.
- Experten des Bundes informieren an einer Pressekonferenz und beantworten Fragen.
- Nau.ch berichtete live im Stream und Ticker.
Die Pressekonferenz ist vorbei. Hier die wichtigsten Punkte:
- Derzeit sind in der Schweiz rund 2650 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Das sind rund 350 mehr als noch gestern.
- Die Zahlen sind aber insoweit irreführend, als dass sie immer nur abbilden, wer sich bereits vor einiger Zeit angesteckt hat. Die ersten Auswirkungen des Teil-Lockdowns werden demnach erst in einigen Tagen bis Wochen sichtbar sein.
- Die Spitäler können mit der Welle noch mithalten, aber das werde sich ändern und darum sei es umso wichtiger, die Welle abzuflachen.
- Die Nachfrage nach Kurzarbeit ist sprunghaft angestiegen, 8 Milliarden stehen einstweilen zur Verfügung. Möglicherweise könnte bei gewissen Unternehmen eine Härtefallklausel zu tragen kommen.
- Der Grenzverkehr nimmt seit es Kontrollen und Einreisebeschränkungen gibt stark ab. Die Abnahme beträgt heute gesamtschweizerisch 37 Prozent. Der Warenverkehr funktioniert weiter reibungslos.
- Alle Schweizerinnen und Schweizer sind aufgefordert, heimzukehren, damit sie nicht plötzlich irgendwo auf der Welt feststecken.
- Kitas und Spielplätze bleiben weiter offen, da Kinder nicht die Treiber der Epidemie sind und die Eltern entlastet werden sollen.
- Die Schweiz testet am Limit, momentan 2500 Personen pro Tag. Die Kapazität könnte sich aber in Zukunft erhöhen.
#CoronaInfoCH #Coronavirus
— BAG – OFSP – UFSP (@BAG_OFSP_UFSP) March 17, 2020
17.03 Aktuell liegt bei 2269 Fällen eine Bestätigung vor, bei 162 Fällen ist die Bestätigung ausstehend. Ca. 270 Meldungen sind noch nicht erfasst. Entsprechend wird die Zahl der positiv getesteten Fälle auf ca. 2650 geschätzt. https://t.co/rriRySmvPK pic.twitter.com/VsZC1KA0zT
15.23: Letzte Frage: Droht in der Schweiz eine Knappheit an Blutspenden wie in Deutschland? Das scheint aktuell nicht der Fall zu sein, aber das BAG stehe mit den Spitälern im Kontakt.
15.22: Grenzübergänge werden teils über Nacht geschlossen, was für Pflegende aus dem Ausland, die im Schichtbetrieb arbeiten, ein Problem sein kann. «Wir haben versucht, die Auswirkungen auf die Bevölkerung zu limitieren», so Bock.
15.20: Haben Absprachen zwischen Schweizer und französischen Behörden zur Grenze stattgefunden? Bock: «Die französischen Behörden sind informiert, wir gehen jetzt in die nächste Phase und besprechen uns mit ihnen.»
15.18: HIV-Patienten bringen teils ihre Kaletra-Medikamente zurück und steigen auf Alternativen um. Kaletra soll, das ist noch nicht erwiesen, im Kampf gegen das Coronavirus helfen.
15.15: Braucht es ein Tröpfchensystem für Läden? Das BAG will sich zuerst die Praxis anschauen: «Es gibt Läden, die sind mit 50 Personen schon voll, andere sind deutlich grösser». Schüpbach: «Es sei klar vorgeschrieben, dass Menschenansammlungen verboten sind.»
15.14: Aktuelle Zahlen zur Kurzarbeit kann Ineichen-Fleisch nicht nennen. Aber die Anträge gingen exponentiell nach oben.
15.13: Was ist mit den Baustellen? Der Bund hat diesbezüglich nichts vorgeschrieben, das bedeutet, die Kantone können eigene Vorschriften erlassen.
15.12: Gemäss Daniel Koch gab es gestern rund 1800 Anrufe auf die Hotline, auf der Webseite seien zeitweise 15'000 Besucher gleichzeitig gewesen.
15.11: Verschiedene Kantone haben bereits beim Militär um Hilfe ersucht. «Es gibt keine Leistung, die wir nicht erbringen werden», so Broz.
15.10: Wie steht es um Ehepartnerinnen und Ehepartner, aus dem Ausland? «Momentan erhalten diese keine Einreisebewilligung.»
15.04: «Jugendliche sind nicht komplett kontrollierbar in einer Gesellschaft, wie wir sie kennen», so Koch. Es sei zudem unklar, wie viele Menschen infiziert sind. Koch will diesbezüglich keine Schätzung abgeben. Man soll sich bewusst sein, dass man Menschen anstecken könnte.
15.03: Die Kitas bleiben geöffnet. «Für die Eltern ist es jetzt schon schwierig, wenn wir die auch noch schliessen würden, wäre das nicht gut», so Koch. «Eine Schliessung der Kitas hätte kaum einen Einfluss auf die Verbreitung des Virus.»
15.01: Koch betont, wie wichtig die Mitarbeit der Bevölkerung ist. Man könne nicht, die Leute zu etwas zwingen, wenn die Menschen ihr Verhalten nicht ändern.
14.59: «Ich weiss nicht, wie viele Menschen in der Schweiz geheilt sind», so Koch, «Anfangs hatten wir leichte Fälle, die sind jetzt sicher alle geheilt, aber es ist sehr schwierig zu sagen.»
14.56: Die Schweiz hat im Verhältnis gleich viele Betten in Intensivpflegestationen wie die Lombardei. Wird die Kapazität erhöht? «Je weniger Risikopatienten erkranken, desto weniger Plätze werden belegt sein. Diese Beeinflussung wollen wir», sagt Koch. «Wir haben in der Schweiz 800 Intensivpflegestationen, 400 können geschaffen werden.»
Das Problem sei aber auch das Personal. «Sie können nicht in zwei Tagen eine Intensivpflegeperson ausbilden. Das Personal ist momentan auch enorm ausgelastet, Arbeitspensen werden hochgesetzt.»
14.54: Und die Masken? «Wenn sie die Maske in der Öffentlichkeit tragen, gibt es keine Evidenz, dass das einen Einfluss auf die Übertragungsrate hat», so Koch. «Der Umgang mit der Maske ist nicht einfach, wenn Sie beispielsweise im Operationssaal ihre Maske nur schon berühren, werden Sie rausgeworfen.»
14.52: Broz: 50 Armeeangehörige sind in Isolation, davon 5 positiv getestete. 90 Armeeangehörige sind in Quarantäne. Es werden grössere Zimmer verwendet, die Abstände zwischen den AdA werden ebenfalls vergrössert.
14.50: Die SBB werden das Angebot reduzieren, heisst das jetzt, dass weniger Menschen auf engem Raum sind? «Selbstverständlich dürfen die Züge nicht reduziert werden, dass nicht mehr genügend Abstand eingehalten werden kann», so Koch. «Auch ich war heute im ÖV unterwegs und hatte kein Problem damit, Abstand einzuhalten.»
14.47: Wie steht es um die Test-Kapazität? Momentan werden 2500 Tests pro Tag durchgeführt, das ist das Maximum. Das kann sich aber in den nächsten Tagen aber noch erhöhen. «Kinder zu isolieren wie Erwachsene, das macht keinen Sinn», so Daniel Koch. «Mir machen die Eltern auf Spielplätzen mehr sorgen als die Kinder.»
14.46: Eine Firma in der Schweiz produziert Teile für Beatmungsgeräte, gibt es dort Gedanken an einen Ausfuhrstopp? Dazu kann Ineichen-Fleisch derzeit noch nichts sagen, versichert aber, dass sie in Kontakt mit der Firma steht.
14.41: Was macht das BAG für Erfahrungen mit der Kampagne gegen das Coronavirus? Wie verhindert das BAG Ansteckungen beim Militär? Droz: «Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, auf das SMS hatten wir sehr schnell Rückmeldungen, insgesamt bisher 80 Prozent Rücklaufquote.»
Zur Infizierung: «Wir haben spezielle Einrichtungen und wir machen Befragungen.»
14.38: Was bedeutet das, dass jetzt nicht mehr breit getestet wird: «Wir sind daran so viel zu testen, wie nur möglich ist. Es wird nirgendwo weniger getestet, als möglich. Wichtiger ist, bei Symptomen zuhause zu bleiben», sagt Koch. Auch Menschen ohne Symptome zu testen bringt nichts.
14.35: Wenn Eltern Kinder zuhause pflegen müssen, wer bezahlt? Der Bund per EO oder die Arbeitgeber? «Diskussionen sind im Gange, es muss rasch etwas kommen. Die Sozialpartner sind in diese Diskussionen eingebunden. Das ist eine Situation, die wir so noch nie hatten und wenn wir eine Antwort geben, hat das Folgen. Das ist nicht einfach», so Ineichen-Fleisch. «Was die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände wollen, ist, dass wir schnell eine Antwort finden. Da sind wir alle im gleichen Boot.»
14.32: Wann stehen Überbrückungskredite zur Verfügung? Wer kann sie beantragen? «Wir machen einen Vorschlag, dann muss der Bundesrat entscheiden. Und das kann schnell gehen. Allerdings müssen wir zielführend vorgehen und das geht nicht immer so schnell», antwortet Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch.
14.30: Was ist der Grund, weshalb in der Schweiz nicht mehr und gezielter getestet wird? «Die WHO-Strategie möglichst breit zu testen, ist in Europa vorbei, wir sind in einem weiteren Stadium. Es ist unmöglich, alle zu testen, die kleine Symptome haben. Alle Menschen, die nicht einer Risikogruppe angehören und einen leichten Krankheitsverlauf haben, solle sich selber isolieren und zuhause bleiben.»
14.27: Wären nicht einheitliche Test-Vorschriften für die ganze Schweiz notwendig? Und gibt es genug Tests in der Schweiz? «Auch beim Notrecht müssen die Kantone ausführen, nicht der Bund», so Koch. «Die Kantone haben eine gewisse Freiheit und das wird auch so bleiben.» Es sei aber richtig, dass die Kantone bisher unterschiedlich vorgehen. «Wir testen jeden Tag mehr, wir haben seit gestern 2250 Tests durchgeführt.»
14.25: Warum sind Spielplätze und Kitas noch offen? «Wir sind nie davon ausgegangen, dass die Kinder die wirklichen Treiber der Epidemie sind. Es wird Kinder geben, die sich anstecken, aber das sind Ausnahmen», so Daniel Koch. «Die Treiber der Epidemie sind die Erwachsenen»
14.23: Daniel Koch erklärt, warum die Zahlen nicht immer schnell und aktuell sind und weshalb keine genauen Zahlen aus den Kantonen und Spitälern existieren. Es ist ein administratives Problem, die Situation ändere sich so schnell, dass die zuständigen Stellen nicht nachkommen. «Wichtiger als die genauen Zahlen ist die Tatsache, dass die Zahlen so schnell steigen.»
14.22: Die Fragenrunde beginnt.
14.18: Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen: Das erste Aufgebot der 8000 Soldaten, die in Spitälern subsidiär tätig sein werden, startete bereits, das zweite wird am Donnerstag anfangen. Man sei vom Coronavirus überrascht worden, aber man sei bereits und man werde sich an die sich entwickelnde Lage anpassen.
14.17: Die Lage in Marokko, wo hunderte Schweizer Staatsangehörige festsassen, habe sich aufgrund einer Intervention des Bundes entspannt.
14.16: Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum, EDA, bekräftigt noch einmal den Aufruf an alle Schweizerinnen und Schweizer im Ausland, in die Schweiz zurückzukehren. Die Gefahr sei gross, dass man sonst irgendwo feststecke und nicht mehr nach Hause komme. Die Kosten für die Heimkehr geht zulasten der Reisenden.
14.15: Der Warenverkehrt funktioniere weiter reibungslos.
14.14: Koch bittet alle Schweizerinnen und Schweizer, ihre Reisepläne ins Ausland anzupassen.
14.12: Christian Koch (EZV, EFD) erklärt die Situation an den Grenzen. Seit Mitternacht werden zu allen Nachbarländern (abgesehen von Liechtenstein) Grenzkontrollen durchgeführt. Bis heute Mittag ist über 2000 Personen die Einreise verweigert worden.
Im Tessin gibt es heute einen Rückgang im Grenzverkehr um 75 Prozent, gesamtschweizerisch von 37 Prozent.
14.11: Einige Worte noch zu den ausbleibenden Lieferungen aus dem Ausland: Man stehe im Kontakt mit den Behörden mit dem Ausland, Deutschland habe beispielsweise eine Gesuchspflicht für Exporte eingeführt, weshalb sich alles verzögere. «Es braucht die Zusammenarbeit von allen», so Ineichen-Fleisch, «Und ich kann ihnen versichern, dass wir unsere Interessen durchsetzen werden.»
14.08: «Wir werden seit Tagen und Wochen mit tausenden Fragen eingedeckt von Unternehmen, die wissen wollen, ob sie Anspruch auf Entschädigung haben», so Ineichen-Fleisch. Ab Donnerstag soll eine Hotline eingerichtet sein, die Webseite wurde überarbeitet.
Zudem wurde eine Taskforce eingerichtet, die mithelfen soll, Gesuche schneller abzuwickeln.
14.07: Der Bund übernimmt die Kosten für Bürgschaften, ein weiteres Instrument, mit dem KMU unterstützt werden sollen.
14.05: Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Seco) spricht als Zweite. Sie rekapituliert noch einmal den Entscheid des Bundesrates und seine Folgen auf die Wirtschaft. «Wir sind gut gerüstet», sagt Ineichen-Fleisch mit Hinblick auf die schwierige Phase, die bevorsteht. «Die Kurzarbeitsentschädigung ist ein gutes Mittel, wir haben bis zu 8 Milliarden für dieses Instrument gesprochen.» Bis zum 20. März wird überprüft ob die Kurzarbeitsentschädigung auch für temporäre und befristete Anstellungsverhältnisse gilt.
Besonders betroffene Unternehmen können von einer Härtefallregelung profitieren, hier sind bis zu eine Milliarde gesprochen.
14.03: Die Zahlen sind weiter angestiegen: aktuell sind 2650 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. «Das sind die Leute, die sich vor einer Woche angesteckt haben. Es wird nicht unmittelbar Morgen tiefere Zahlen geben, das werden wir im besten Fall nächste Woche haben», so Koch. Aktuell seien noch viel mehr Menschen infiziert. Man habe derzeit 19 Todesfälle zu beklagen.
Die Spitäler können mit der Welle noch mithalten, aber das werde sich ändern und darum sei es umso wichtiger, die Welle abzuflachen. «Momentan sind wir noch am Anfang der Welle.» Es sei besonders wichtig, ältere und schwache Menschen als Risikogruppe zu schützen.
14.01: Daniel Koch (BAG) beginnt. «Was der Bundesrat gestern beschlossen hat, ist weitgehend und wichtig», sagt er. «Wir können das Virus nicht stoppen, aber wir können die Welle noch beeinflussen, indem dass jeder und jede schaut, dass er und sie niemanden ansteckt und nicht angesteckt wird.»
Die aktuelle Situation
Seit Mitternacht gilt in der Schweiz wegen des Coronavirus ein Teil-Lockdown. Läden, Restaurants, Bars, Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzerthäuser, Sportzentren, Schwimmbäder, Skigebiete, Coiffeure/Kosmetikstudios und Zoos sind geschlossen.
Offen bleibt das absolut nötigste: Lebensmittelläden, Apotheken, Tankstellen, Bahnhöfe, Banken, Poststellen, die öffentliche Verwaltung, soziale Einrichtungen, Spitäler, Kliniken und Arztpraxen.
Offen bleiben trotz der gestrigen Pressekonferenz auch einige Fragen. Heute Dienstag um 14 Uhr stehen Vertreterinnen und Vertreter von BAG, SECO, EZV, VBS und EDA Red und Antwort.
Teilnehmende:
- Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten (BAG)
- Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Staatssekretärin, Seco/WBF
- Christian Bock, Direktor Eidg. Zollverwaltung, EFD
- Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen
- Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum, EDA