Coronavirus: Darum gab Berset der SRF-«Rundschau» einen Korb
In der Schweiz sind inzwischen 33 Personen am Coronavirus gestorben, fast 4000 sind infiziert. Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz immer mehr aus.
- Über 3800 Personen wurden bisher positiv getestet, 33 sind verstorben.
- Unter 058 463 0000 hat das BAG eine Hotline aufgeschaltet.
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13.23: Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf das Bike-Sharing. Um weniger den Öffentlichen Verkehr nutzen zu müssen, sind in den letzten Wochen Städter vermehrt aufs Velo umgestiegen. Nun muss die Postauto-Tochter Publibike in Bern ihre E-Bikes aus dem Verkehr ziehen, weil deren Wartung nicht mehr möglich ist.
Die Nachfrage nach mechanischen Velos und E-Bikes von Publibike sei ab dem 11. März um bis zu einem Viertel angestiegen, erklärte Postauto/Publibike-Sprecherin Katharina Merkle am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die von der Wartung her sehr aufwändigen E-Bikes werden nun eingelagert.
12.49: In der Schweiz ist die Zahl der Coronavirus-Erkrankten am Donnerstag auf 3888 Fälle angestiegen. Davon waren 3438 bestätigt und bei 450 Fällen war nach einem ersten positiven Resultat die Bestätigung noch ausstehend, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte.
Die Zahl der Todesfälle wird vom BAG mit 33 angegeben.
11.50: Die Schweizer Detailhändler beschränken die Anzahl Kunden in ihren Geschäften. Pro zehn Quadratmeter Ladenfläche soll nur noch eine Kundin oder ein Kunde einkaufen dürfen. Diese Massnahme erfolgt auf Geheiss des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Neben der Beschränkung der Kundenzahl gehört auch das Bereitstellen von Desinfektionsmitteln zu den Massnahmen. Im weiteren gibt es Signaltafeln für das Social Distancing an den Kassen, die zum Einhalten einer Mindestdistanz von zwei Metern auffordern. Die Griffe von Einkaufswagen und Einkaufskörben sowie die Touchscreens an Selbstbezahlmöglichkeiten werden täglich gereinigt.
Um die Anzahl Kunden zu kontrollieren, verteilt die Migros neu «Einlass-Karten», wie ein Leser gegenüber Nau.ch erzählt. «Beim Verlassen der Migros im Lorraine-Quartier in Bern musste ich sie wieder abgeben.»
Wie Migros-Sprecher Marcel Schlatter begründet, hätten verschiedene Kantone ja bereits vor dem Bundesrat den Notstand ausgerufen und «individuelle, strenge Massnahmen verordnet». Man organisiere sich mit dem eigenen Personal, weshalb gewisse Filialen offenbar auf diese Einlass-Karten angewiesen sind.
11.30: Mister-Corona Daniel Koch besuchte am Mittwochabend das SRF-Studio für die «Rundschau Spezialsendung». Über 60 Minuten lang beantwortete er die Fragen rund um die Corona-Krise und gab Einblick in sein Privatleben.
Doch ursprünglich war neben dem BAG auch Bundesrat Alain Berset eingeladen und gross angekündigt worden. Koch jedoch übernahm jedoch solo – der Gesundheitsminister tauchte nicht auf.
SRF-Sprecher Stefan Wyss erklärt: «Sie können sich vorstellen, dass Alain Berset im Moment ein vielbeschäftigter Bundesrat ist. Wir hatten von ihm daher auch keine 100-prozentige Zusage, waren aber zuversichtlich.» Leider sei es zur Absage gekommen. «Das Hauptgespräch war aber immer mit Daniel Koch vom BAG geplant», betont Wyss.
Morgen Freitag wird der Gesundheitsminister jedoch seinen grossen Auftritt haben. Der Bundesrat informiert über mögliche Verschärfungen und ob in der Schweiz – wie Italien oder Frankreich – die Ausgangssperre verhängt wird.
10.59: Immer mehr Kantone fordern Hilfe der Schweizer Armee an. Doch nicht alle Rekruten leisten Folge. Bis am Donnerstagmorgen hätten 15 Kantone Unterstützung von der Armee angefordert - drei mehr als am Vortag, so Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA bekannt.
Anfang Woche hatte der Bundesrat die Mobilisierung von bis zu 8000 Armeeangehörigen bewilligt. An Truppen wurden bisher insbesondere die vier Spitalbataillone und fünf Sanitätskompanien aufgeboten. Eingesetzt werden in erster Linie Armeeangehörige, die bereits im Dienst sind, etwa in der Ausbildung oder in einem Wiederholungskurs. Gut 1000 sind bisher zusätzlich aufgeboten worden.
Nach Angaben von Reist haben allerdings rund 300 Armeeangehörige nicht auf den Marschbefehl reagiert. Die Gründe dafür seien noch nicht bekannt. Die Militärpolizei geht den Fällen nun nach, es drohen bis zu 18 Monate Gefängnis.
10.25: Wegen der Coronakrise stellt die Swiss auf einen Minimalflugplan mit einem Langstreckenflugzeug und fünf Kurzstreckenmaschinen um. Die Auslastung werde aber sehr gering sein, sagte Swiss-Chef Thomas Klühr am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz.
09.55: Gratis Parkieren und Absage der Prüfungen: Zürich ergreift weitere Massnahmen im Kampf gegen die Corona-Ausbreitung. Die Stadtpolizei Zürich erlaubt Mitarbeitenden des Gesundheitswesens und der allgemeinen Grundversorgung ab sofort mit entsprechenden Bewilligungen gratis parkieren zu können. Da der Bundesrat der Bevölkerung empfehle, bis auf Weiteres auf die Benutzung des ÖV's zu verzichten, wolle man ihnen das Parkieren ihrer Autos vereinfachen.
Weiter werden im Kanton aufgrund des Coronavirus mehrere Prüfungen vorerst verschoben. Die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien werden im Laufe des Tages informiert. Betroffen von der Verschiebung sind die Aufnahmeprüfung der Berufsmaturität II, die Nachprüfung und die mündlichen Prüfungen der Zentralen Aufnahmeprüfung (ZAP) ans Gymnasium sowie die gestalterische Aufnahmeprüfung für das Liceo Artistico, wie die kantonale Bildungsdirektion am Donnerstag mitteilte.
09.45: Während dem gestrigen «Rundschau Talk» sprach Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit über fehlende Testmöglichkeiten in der Corona-Krise. Die Hersteller hätten die sehr hohe Nachfrage nicht vorhersehen können, erklärte er.
Ein weiteres Problem: Die Produktionskette des Tests sei global, Bestandteile würden unter anderem in Deutschland und Belgien produziert, erklärt Koch. «Leider fangen alle Länder an, sich abzuschotten. Und versuchen nicht, gemeinsam die Probleme zu lösen.» Damit würde sie Situation verschärft werden.
Dies betrifft auch den Bundesrat, der die Schweiz nach und nach vom umliegenden Ausland abschottet. Am 16. März hat er entschieden, zusätzlich zur italienischen Grenze auch die Grenzen zu Deutschland, Österreich und Frankreich zu kontrollieren und Einreiseverbote mit Ausnahmen einzuführen.
Auch Einreisen an den Schengen-Aussengrenzen werden mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich verboten.
09.40: Die Schweizerische Nationalbank SNB krempelt trotz Corona-Krise ihre Geldpolitik nicht um. Der Leitzins bleibt bei unverändert bei -0,75 Prozent. Die SNB gibt aber an, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren. Diese Massnahmen seien wichtig, um die Attraktivität von Anlagen in Franken zu reduzieren, heisst es heute in einer Medienmitteilung.
Per 1. April erhöht die Nationalbank allerdings den Freibetrag, was die Negativzinsbelastung für die Banken reduzieren soll. Der sogenannte Freibetragsfaktor steigt von 25 auf 30. «Banken haben über die letzten Jahren substanzielle Kapital- und Liquiditätspuffer aufgebaut.» Die Geldhäuser seien somit auch für schwierige gesamtwirtschaftliche Situationen gewappnet, kommentiert die SNB.
Für das aktuelle Jahr rechnet die Nationalbank mit einer Inflation von -0,3 Prozent. Im Jahr erwartet die SNB ein kleines Plus von 0,3 Prozent.
08.25: Nach dem Rekordgewinn im Vorjahr hat die Swiss 2019 trotz mehr Umsatz wieder weniger verdient. Der Umsatz stieg leicht auf 5,33 Milliarden Franken von 5,30 Milliarden Franken vor einem Jahr.
Die Zukunft ist allerdings zappenduster. Denn in diesem Jahr ist die Swiss, wie die ganze Airlinebranche, durch das Coronavirus in schwere Abwärtsstrudel geraten.
Wegen der Reisebeschränkungen und Grenzschliessungen vieler Staaten hat die Swiss, wie die Konzernmutter Lufthansa, den Flugplan massiv zusammengestrichen. In den letzten Wochen habe man das Angebot um über 80 Prozent reduziert, schrieb die Swiss. Über zwei Drittel der Flotte wurden bereits aus dem Betrieb genommen.
06.55: Donnerstag, Tag vier des Schweizer Lockdowns. Die Sonne scheint heute viele Stunden, fast schon sommerliche Temperaturen locken nach draussen. Doch Herr und Frau Schweizer dürfen nicht.
Wie geht der Mensch mit dieser plötzlichen Einschränkung um? Simone Munsch, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Freiburg erklärt.
Schlafstörungen und Reizbarkeit
«Zu den kurzfristigen Folgen gehören Orientierungslosigkeit, dies wegen dem Wegfall der Tagesstruktur. Auch wirkt sich der Wegfall des zwischenmenschlichen Austausches für alle Altersgruppen negativ aus.» So könne der Lockdown Gefühle der Einsamkeit, Leere und Langeweile auslösen.
Mittelfristig werde sich dadurch auch das empfundene Stressniveau erhöhen. Dazu komme Angst um die eigene Gesundheit und von anderen, sowie wirtschaftliche Unsicherheit. «All das zusammen kann zu Schlafstörungen führen», fährt Munsch fort.
Mehr Scheidungen und mehr Babys
Dem stimmt Anne Berthold, Oberassistentin für Sozialpsychologie an der Universität Zürich, zu. Bei Paaren, die sich nicht aus dem Weg gehen können, seien damit zwischenmenschliche Konflikte vorprogrammiert. Berthold schliesst nicht aus, dass es in einigen Monaten einen Anstieg in der Scheidungsrate geben wird.
Allerdings: Da sich die Partner jetzt mehr sehen, könne auch die Zufriedenheit steigen. «Möglicherwiese können wir in neun Monaten eine höhere Geburtenrate verzeichnen», spekuliert Berthold.
Depressionen, Ess- und Zwangsstörungen
Wenn der Lockdown anhält, oder sich noch verstärkt, dann sieht es schlecht aus für die Psyche, sagt Munsch. «Dies kann langfristig für eine grosse Gruppe der Bevölkerung eine erhöhte Beanspruchung und andauernde Stresssituation darstellen.»
Andauernde Stressoren sind mit der Entwicklung vieler psychischer Probleme und Krankheiten verbunden. So etwa Depressionen und Angststörungen, aber auch Ess-, Zwangs- und Störungen aus dem schizophrenen Spektrum.
Berthold präzsisiert: «Am schwierigsten wird es für Menschen werden, deren Existenz nicht gesichert ist. Also Kleinunternehmer, die weder Homeoffice machen können, noch auf Lieferbetrieb umstellen können. Dieser Mangel an Existenssicherheit oder auch nur die Befürchtung des Arbeitsplatzverlusts kann depressive Symptome hervorrufen.»
Daher gilt in diesen Zeiten besonders, sich um seine Angehörigen zu kümmern, auch wenn aus der Distanz.
01.48: Die Tagesschau-Hauptausgabe erlitt am Donnerstag eine Mega-Panne. Mit fast 20 Minuten Verspätung begrüsste Katja Stauber dann dennoch die Zuschauer. Grund seien technische Probleme gewesen.
Leider habe es eine Havarie beim Tonpult gegeben, teilte SRF-Mediensprecher Stefan Wyss der Nachrichtenagentur SDA mit.
Laut Produzent Beat Giger verzeichnet die «Tagesschau» während der Coronakrise «eindrückliche Zuschauerzahlen». «Sie motivieren uns, unser Bestes zu geben.
Das System habe ganz herunter- und wieder heraufgefahren werden müssen. Darum habe die Hauptausgabe leider erst mit Verspätung gesendet werden können.
21.57: Die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirche in der Schweiz setzen in der Corona-Krise ein Zeichen der Verbundenheit, Gemeinschaft und Hoffnung. Bis Gründonnerstag werden im ganzen Land jeweils am Donnerstagabend um 20 Uhr Kerzen auf den Fenstersimsen entzündet.
Die Menschen seien zum gemeinsamen Gebet eingeladen, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Geschlossene Geschäfte und Institutionen, abgesagte Gottesdienste und Veranstaltungen: Die Corona-Krise treffe die Schweizer Gesellschaft nicht nur gesundheitlich und wirtschaftlich, sondern auch emotional und spirituell.
21.36: In einer Spezial-«Rundschau» ist Daniel Koch zu Gast. Der Mister-Corona erklärt dass der Bundesrat über Ausgehverbote entscheide, nicht das BAG. Er könne sich vorstellen, dass der Bundesraten nochmals die Massnahmen verschärfe. Doch glaube er nicht, dass eine komplette Ausgangssperre notwendig sei.
Älter Leute sollen ihre sozialen Kontakte unbedingt deutlich einschränken. Es sei ihm Bewusst: «Es ist nicht leicht». Bei Besuchen seien Masken höchstens ein psychologischer Schutz, aber sicher kein wirklicher Schutz, so Koch.
Koch glaubt, dass vor allem Jugendlichen die Treiber der Ansteckungen seien. Das hänge vor allem mit den sozialen Kontakten ab, die die jungen Leute pflegen. Sie müssten darum mithelfen, die Verbreitung zu unterbinden.
Man werde mehr testen, wenn mehr Tests zur Verfügung stehen. «Wir haben im Moment nicht genügend Tests.» Man müsse nun mit diesen Tests haushälterisch umgehen, damit an den Spitälern noch weiter getestet werden könne.
Testen, testen, testen sei die Lösung, das stimme so nicht, erklärt der Leiter Übertragbare Krankheiten des BAG.
Weiterhin gelte: «Nehmt die Empfehlungen ernst!» Man wolle nicht befehlen, dies sei nicht sehr Schweizerisch. Es gehe darum, das Verhalten zu verändern. Dazu brauche es Motivation und die entstehe nicht, wenn etwas befohlen werde.
«Ich habe sehr viel Hoffnung für die Schweiz und Vertraue auf die Schweizer Bevölkerung», schliesst Kocht. Er sei überzeugt, dass die Schweiz das schaffe und wenn man in die Zukunft schaue, «werden wir besser dastehen, als andere Länder.»