Coronavirus: Parlamentarier fordern Gratis-Tests für alle
Der Test auf das Coronavirus soll jederzeit möglich und gratis sein, fordert die Politik. Auch Massentests und ein Test-Obligatorium seien hilfreich.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch ohne Symptome soll der Corona-Test gratis sein, fordern Parlamentarier.
- Entsprechende Erfahrungen mit Massentests werden bereits kantonal gesammelt.
- Die Kosten seien in diesem Fall vernachlässigbar.
Graubünden ist diesbezüglich Vorreiter, andere Kantone wie Bern liebäugeln damit: Gratis Tests auf das Coronavirus für jeden der will, auch die Symptomfreien. Eine Strategie, die auch aus dem Parlament Zuspruch erhält. «Es war schon von Anfang an ein Fehler zu sagen, wir testen nur diejenigen mit Symptomen. So verpasst man rund 60 Prozent», sagt zum Beispiel der Grünliberale Nationalrat Martin Bäumle.
Coronavirus: Massentests, Selbsttests, Test-Obligatorium
Die Kosten dafür soll der Bund tragen, ist für Bäumle klar. «Testen muss gratis sein, auch wenn man symptomlos ist: Das ist zentral.» Dem stimmt auch SVP-Nationalrat Alfred Heer zu: «Massentests habe ich schon immer befürwortet.» Man könne auch gezielt bestimmte Personengruppen testen, zum Beispiel in Heimen.
Hauptsache testen: Bäumle würde gar die weniger zuverlässigen Selbsttests zulassen. Ein negatives Ergebnis sei zwar keine Garantie, dass man tatsächlich nicht ansteckend sei. Aber: «Besser von 100 Fällen 90 entdecken als ohne Tests 100 verpassen.»
Heer dagegen würde auch vor einer Test-Pflicht auf das Coronavirus nicht Halt machen. «Ich wäre für ein Test-Obligatorium beim Pflegepersonal», sagt er, wohlwissend, dass er damit auf Widerstand stösst.
Zwar gibt es Zustimmung auch aus anderen Parteien, aber ein Obligatorium wäre ein Eingriff in die Grundrechte des Pflegepersonals. Heer kontert: «Und was ist mit den geschlossenen Geschäften? Deren Grundrechte werden ebenfalls verletzt!»
Keine Regel ohne Ausnahme
Schnell noch ein Test auf das Coronavirus, bevor man seine Eltern im Risiko-Alter besucht, das soll also der Bund bezahlen. Der Grünliberale Bäumle sieht aber auch Grenzen der Grosszügigkeit: Wenn der Test für eine Feriendestination vorgeschrieben ist. «Es ist niemand gezwungen, in ein Land mit Testpflicht zu reisen.» Dort bestehe eine Eigenverantwortung.
Immerhin: «Man könnte sich aber finanzielle Anreize überlegen, im Sinne einer Teil-Unterstützung.» Auch nicht vergessen werden dürfe aber, dass es mit dem Testen alleine nicht getan ist. Das Tracing müsse ebenfalls sichergestellt sein. Umgekehrt befürwortet Bäumle aber auch, dass bei negativen Tests eine allfällige Quarantäne verkürzt werden kann.
Die Kosten? Peanuts.
Graubünden hat seine Test-Offensive mit 25 Millionen Franken budgetiert. Entsprechend teurer würde es werden, wenn gesamtschweizerisch Gratis-Massentests eingeführt würden. Alfred Heer sieht darin kein Problem: «Das wäre immer noch günstiger, als die Wirtschaft herunterzufahren.»
Ein dreistelliger Millionenbetrag: «Das ist Peanuts», findet auch Martin Bäumle. Insbesondere angesichts der Relationen: «All die anderen Massnahmen kosten unverhältnismässig viel mehr.» Was aber nicht davon abhalten sollte, allfälliges Sparpotenzial zu nutzen.
«Es gibt auch immer günstigere Tests, zum Beispiel für Screenings. Die sind nicht so genau. Aber man könnte Millionen davon kaufen und grosse Teile Bevölkerung zum Beispiel alle drei Wochen testen.»
Firmen oder Schulen wären laut Bäumle ein geeignetes Einsatzgebiet. Der Nutzen dieser Billig-Ware: «Auch ein ungenauer Test findet die Superspreader. Wenn man diese entdeckt, hat man auch die Pandemie besser unter Kontrolle.»