Coronavirus: Taskforce hegt Zweifel an Impfschutz gegen Delta
Wie gut schützen Pfizer und Moderna wirklich gegen die Delta-Variante? Die Analyse der Taskforce zeigt: Nicht so gut. Aber Vergleiche sind schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taskforce beurteilt die Wirksamkeit der Impfungen gegen die Delta-Variante.
- Die Studien-Ergebnisse liegen weit auseinander: Von knapp 50 bis fast 90 Prozent.
- Die Taskforce sieht auch klare Hinweise, dass Geimpfte ansteckend sein können.
Die Impfung gegen das Coronavirus soll der Weg in die Zukunft sein, eine Zukunft ohne Lockdowns, Social Distancing und Zertifikate. Doch dann kam Delta, die Variante, die das bislang dominierende Alpha und die seit jeher unterlegenen Beta und Gamma verdrängte. Die Taskforce präsentiert in ihrer neusten Lagebeurteilung Studien zur Wirksamkeit der Impfungen gegen Delta. Diese zeigen: Je nach Voraussetzungen ist der Impfschutz auf weniger als 50 Prozent reduziert.
Die Impfung schützt, aber…
Die gute Nachricht: Der Impfschutz ist hoch – gegen schwere Erkrankungen durch die Delta-Variante. Etwa 90 Prozent der Hospitalisationen können verhindert werden, schliesst die Taskforce anhand von Daten aus Grossbritannien und Israel. Und dies obwohl Delta rund doppelt so häufig schwere Verläufe zu verursachen scheint. Dies zeige sich in Schottland, und in Kanada stieg das Hospitalisierungsrisiko bei einer Infektion durch Delta um über 100 Prozent.
Betrachtet man dagegen den Schutz gegen eine Infektion – nicht gegen schwere Erkrankung – zeigt sich ein anderes Bild. Hier scheinen die Impfungen deutlich weniger ausrichten zu können gegen die Mutationen der Delta-Variante. Wie viel weniger lässt sich allerdings nicht so genau sagen. Denn zu unterschiedlich sind die Studien-Ergebnisse aus den verschiedenen Ländern.
Impfschutz variiert zwischen 40 und 90 Prozent
Die Taskforce muss auf Studien abstützen, die teilweise noch am Laufen sind und teilweise enorm grosse statistische Unsicherheiten aufweisen. So zeigen Daten aus Israel, dass der Pfizer-Impfstoff zu 39 Prozent gegen Infektion schützt. Das Vertrauensintervall erstreckt sich dabei aber von 9 bis 59 Prozent.
Daten aus Schottland sind statistisch exakter und zeigen einen Infektionsschutz von 79 Prozent. In England dagegen wurde ein Infektionsschutz von 49 Prozent errechnet, aber nicht unterschieden, welcher Impfstoff verwendet wurde.
Betrachtet man lediglich symptomatische Infektionen, scheinen die mRNA-Impfstoffe deutlich besser auch gegen Delta zu schützen. In England zu 79 Prozent, in Kanada gar zu 85 Prozent, bei hoher statistischer Sicherheit. Erneut fällt auch hier Israel massiv ab, mit lediglich 40,5 Prozent. Woher diese grossen Unterschiede kommen, sei unklar, schreibt die Taskforce, aber sie hat für die Schweiz beruhigende Vermutungen.
Geimpfte können ansteckend sein
So verweist die Taskforce darauf, dass die Impfwirkung bei den in Israel sehr früh geimpften Personen nachgelassen haben könnte. Den Vergleich unter den Ländern erschwert auch, dass unterschiedliche Impfstoffe verwendet wurden: in Kanada neben Pfizer auch Moderna, in Grossbritannien vor allem AstraZeneca. Insbesondere bei den Briten könnte auch das verlängerte Intervall zwischen erster und zweiter Impfdosis ein Faktor sein.
Übertragen auf die Schweiz hiesse das wohl, dass der Impfschutz gegen Delta eher bei 80 als bei 50 Prozent liegt. Etwas Bauchweh scheint der Taskforce aber ein anderer Punkt zu machen. Widersprüchliche Daten auch hier, aber die Viruslast von Delta bei Geimpften könnte ähnlich hoch sein wie bei Ungeimpften. Die Viruslast sei ein wichtiger Faktor bei der Übertragungsfähigkeit, lies: Geimpfte können andere höchstwahrscheinlich anstecken.
Die Taskforce will all dies aber nicht als Argument gegen die Impfung verstanden wissen. Selbst dann, wenn die Wirksamkeit gegen eine Infektion tatsächlich nur 40 Prozent sein sollte. Denn auch so würden noch vier von zehn Infektionen verhindert und damit die Übertragungsdynamik verlangsamt.