Coronavirus: Wieso fallen Zahlen im UK trotz Mutation?
Die Mutationen des Coronavirus machen der Task Force weiter Sorgen. So richtig erklären kann sie die Gefährlichkeit aber nicht – denn im UK sinken die Zahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Corona-Fallzahlen sinken langsam, aber stetig.
- Die Task Force und der Bund warnen wegen der Mutationen vor einem kommenden Anstieg.
- In Südafrika und Grossbritannien sinken die Fallzahlen jedoch seit Wochen wieder.
Der mutierte Stamm des Coronavirus aus Grossbritannien gilt als ansteckender als die herkömmliche Variante. Die Task Force um Präsident Martin Ackermann geht von einer erhöhten Ansteckung von 50 Prozent aus. Dies erläuterte Ackermann am Dienstag an der Pressekonferenz.
Unter anderem auch wegen Angst vor den Mutationen verhängte der Bundesrat Mitte Januar den zweiten Corona-Lockdown bis Ende Februar.
Eine vorzeitige Lockerung schloss Bundesrat Alain Berset vergangene Woche noch vehement aus. Dies, obwohl die Corona-Zahlen hierzulande seit mehreren Wochen sinken.
Coronavirus: Ackermann warnt vor Mutationen
Der Anteil von Mutations-Fällen nimmt aber auch in der Schweiz deutlich zu. An der gestrigen Medienkonferenz warnte Ackermann: Die britische Variante könnte bis Anfang März zur dominierenden Variante werden. Dann würden die Fallzahlen des Coronavirus wieder ansteigen.
Dies müsse unbedingt verhindert werden. Er appelliert an die Bevölkerung, die Mobilität weiter einzuschränken.
Die Task Force geht im gezeigten Modell von einer höheren Ansteckungsrate von 50 Prozent aus. Wenn dieser Wert um 15 Prozent nach oben oder unten korrigiert würde, hätte das einen substanziellen Einfluss auf die Kurve. Dies antwortet Ackermann auf die Frage von Nau.ch-Bundeshaus-Redaktor Matthias Bärlocher.
Ackermann räumt aber auch ein: «Wir haben für die Schweiz keine gesicherten Werte über die Übertragbarkeit der Mutation.» Man gehe davon aus, dass ein Wert von 50 Prozent für die Schweiz realistisch ist.
Grossbritannien & Südafrika ohne Fallzahlen-Explosion
Nur: Ist die Sorge vor den Mutationen berechtigt? Denn schaut man nach Grossbritannien – dem Ursprungsort der Mutation – zeigt sich, dass die täglichen Neuinfektionen deutlich sinken. Und dies seit bereits rund vier Wochen. Von einer Explosion der Fallzahlen mit dem Coronavirus kann auf der Insel also keine Rede mehr sein.
Weshalb das so ist, darauf haben auch die Schweizer Experten keine Antwort. Auf die Diskrepanz angesprochen, sagt Martin Ackermann: «Zu sagen, woran es genau liegt, ist nicht möglich.» In Grossbritannien habe es jedoch sehr starke Massnahmen gegeben und auch eine sehr starke Kommunikation.
Der Wissenschafter erklärt weiter: «Bei sehr hohen Fallzahlen befolgt die Bevölkerung die Massnahmen ausserdem besser.» Eine Kombination dieser Faktoren führte gemäss Ackermann zu einem Rückgang der Fallzahlen.
In Grossbritannien ist das tatsächlich der Fall. Schliesslich hat Premierminister Boris Johnson einen harten Lockdown verhängt.
In Südafrika, wo sich eine weitere ansteckendere Corona-Mutation ausbreitet, gelten dagegen weniger restriktive Corona-Massnahmen. Gemäss Informationen der Behörden gilt eine strikte Maskenpflicht, Bars und Restaurants sind allerdings bis 22 Uhr geöffnet. Auch dort sinken die Zahlen seit Wochen.
Werden sich auch die Fallzahlen in der Schweiz so entwickeln wie in Grossbritannien? Oder bestätigen sich die Sorgen der Behörden?
BAG-Masserey verlangt «grossen Effort»
Die BAG-Top-Beamtin Virginie Masserey sieht die rückläufigen Fallzahlen in den Ursprungsorten der Mutation auch positiv. Mit strikten Massnahmen und einem «grossen Effort» der Bevölkerung seien auch die mutierten Coronaviren kontrollierbar.
Ob dem so ist – und wie der Bundesrat auf die neusten Entwicklungen reagiert – zeigt sich erst am 17. Februar. Heute Mittwoch findet nämlich keine ordentliche Bundesratssitzung statt. Auch die Landesregierung macht offiziell Sportferien.