Coronavirus: BAG meldet ersten Fall der Brasilien-Mutation
Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus scheinen weiter zu sinken. Der Reproduktionswert hingegen ist Ende Januar wieder auf 1 geklettert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit rund drei Wochen lebt die Schweiz nun in einem Lockdown.
- Die Fallzahlen gehen allmählich zurück, bleiben aber auf hohem Niveau gefährlich.
- Die Mutationen des Virus verbreiten sich immer weiter.
Seit etwa drei Wochen sieht es Corona-technisch mehr oder weniger gleich aus. Die Fallzahlen sinken, aber nicht so stark wie von den Behörden erwünscht. Der R-Wert des Coronavirus bewegt sich Ende Januar allerdings stets knapp unter eins. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Medienkonferenz:
– Gestern wurde erstmals die brasilianische Mutation in einer Probe nachgewiesen. Mehr konnte Virginie Masserey darüber nicht sagen. Das BAG sei noch am Abklären, von wo die Probe stamme.
– An der Grenze müssen Einreisende nun einen gültigen PCR-Test auf das Coronavirus und Kontaktdaten vorweisen. Dies erst seit gestern; bisher habe es keine Vorfälle deswegen gegeben, teilt die Zollverwaltung mit.
– Im März könnte die Schweiz wieder in ein exponentielles Wachstum kommen, so die Task Force. Gemäss wissenschaftlichen Modellen würde die britische Mutation B117 Ende Februar zum dominierenden Stamm werden. Weil diese ansteckender ist, könnten die Fallzahlen wieder in die Höhe schnellen. Die Task Force geht von einem erhöhten Ansteckungspotenzial von 50 Prozent aus.
– Der Bund beobachtet die Situation im Tirol, sagt das BAG. Ob aber grenznahe Regionen künftig auf die Risikoliste kommen könnten, wollte Masserey nicht sagen.
Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:
15:16 Gefälschte Impfstoffe für das Coronavirus seien an der Grenze noch nicht entdeckt worden. Bock führt dies auf logistische Herausforderungen zurück. Der Zoll stehe in Kontakt mit der Polizei, Europol und Interpol.
15:12 An der Grenze könnten gefälschte PCR-Tests auf das Coronavirus auftauchen. Das könnte sein, aber die Mitarbeitenden seien auf Dokumentenfälschung geschult. Dann würde die EZV bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstatten. Eine Busse gäbe es aber nicht.
15:08 Das BAG werde die Kantone wöchentlich zu den Impf-Lieferungen informieren, sagt Masserey. Kommuniziert werde, was sicher sei, was möglich sei und was nicht möglich sei.
15:05 Karim Boubaker will optimistisch bleiben. Mit den Massentests könnte es möglich sein, die Lage stabil genug zu behalten. So könnten die Risikogruppen geimpft werden. Dann würde sich, auch mit Mutationen, die Lage wieder beruhigen.
15:03 Wie will das BAG die Bevölkerung dazu auffordern, die Massnahmen weiterhin zu befolgen? Masserey sagt, man wolle weiterhin transparent und verständlich kommunizieren. Man habe ja gesehen, dass die Lage sehr fragil sei.
14:57 Das Modell von der Task Force berücksichtige die Immunität, ob natürlich oder durch Impfung, nicht. Zudem habe die Task Force kein «Worst Case Scenario» nicht ausgerechnet. Das sei nicht zielführend, so Ackermann. Denn es gebe keinen wissenschaftlichen Konsens über die Weiterentwicklung der Lage.
Masserey bestätigt die Stellungnahme der Task Force hierzu. Man müsse die Lage Woche für Woche beobachten. Es sei schwierig einzuschätzen, wie sich die Mutationen verhalten würden, vor allem im Frühling.
14:55 In mehreren «Hotspots» des Coronavirus, zum Beispiel Grossbritannien, sinken die Fallzahlen wieder. Ackermann führt dies auf die strengen Massnahmen und die explizite Kommunikation der Behörden zurück. Es sei auch eine gute Botschaft, dass es möglich sei, die Infektionen herunterzubringen.
Masserey bekräftigt die Antwort von Ackermann.
Österreich verschärft – Schweiz beobachtet
14:51 Österreich hat beschlossen, dass Tiroler nicht mehr in andere Bundesländer einreisen dürfen. Virginie Masserey wiederholt, man beobachte die Situation. Christian Bock sagt, der Grenzverkehr zwischen dem Tirol und der Schweiz sei sehr schwach.
14:47 Sobald die Fallzahlen wieder höher seien, sehe man besser, wie und wo sich die Mutationen verbreiteten. Doch in der Sequenzierung des Coronavirus liege die Schweiz gut da, sagt Ackermann. Masserey fügt hinzu, man sehe mittlerweile schon, in welchen Kantonen die Mutation am meisten grassierten.
Das sei aber auch darauf zurückzuführen, dass diese Kantone vermehrt Sequenzierungen durchführten.
14:43 Ist die Lage in den Spitälern jetzt unproblematisch? Boubaker antwortet, die epidemiologische Lage sei stabil. Die Mutationen bedrohten aber die Lage, auch wenn die Bevölkerung die Massnahmen befolgten.
Seit etwa vier Wochen verzeichnete der Kanton Waadt etwa 15 bis 20 Hospitalisationen am Tag. Das sei auch eine stabile Lage. Aber wenn man die Massnahmen wieder schnell lockere, dann würden die Hospitalisationen wieder schnell ansteigen.
14:40 Der Bund beobachte die Lage im Tirol, sagt Masserey. Ob aber die Region oder grenznahe Regionen auf die Risikoliste kommen könnte, wolle das BAG nicht sagen.
14:37 Die Schweiz habe über 32 Millionen Impfdosen bestellt. Das sei vor allem in Hinsicht auf die Diversifikationsstrategie des Bundes sinnvoll, sagt Masserey. Es könnte sein, dass ein Impfstoff nicht zugelassen werde. Dann müsse man sich auf andere Hersteller verlassen müssen.
Task Force: Britische Mutation des Coronavirus ist 50 Prozent ansteckender
14:35 Die Task Force geht von einer erhöhten Ansteckung der Mutation von 50 Prozent aus. Wenn dieser Wert um 15 Prozent nach oben oder unten korrigiert würde, hätte das einen substanziellen Einfluss auf die Kurve.
14:32 Die Fragerunde geht los. Wie geht es mit den Frühlingsmonaten und den Mutationen des Coronavirus weiter?
Die Modelle der Task Force seien keine Prognosen, antwortet Ackermann. Es seien Szenarien, die eintreten könnten. Das Ziel sei natürlich, von den Szenarien abzuweichen.
14:28 Nun geht es um die neue Einreiseverordnung gegen die Verbreitung des Coronavirus. Generell sei ein grosses Verständnis an der Grenze verzeichnet worden, sagt Christian Bock, Direktor der Zollverwaltung (EZV). Zuerst würden keine Busse ausgesprochen, so Bock. Diese würden zukünftig aber zum Einsatz kommen.
Der Verkehr sei aber deutlich zurückgegangen, vor allem in der Nacht. Die Registrierung für die Kontaktdaten erfolge mittel QR-Code. Diese Methode werde sehr geschätzt, so Bock.
14:25 Die Massentests in Villars seien gut verlaufen. Von über 1400 Tests seien 23 positiv gewesen, vielen davon von asymptomatischen Personen. Die Quarantäneanordnungen seien schnell und effizient gemacht worden.
Die Waadt werde weiterschauen, wie solche Massentests in Zukunft durchgeführt werden könnten.
14:20 Erst Ende März werde man die Hochrisiko-Gruppe ganz verimpft haben, schätzt Boubaker. Die Kantone hätten Schwierigkeiten zu erkennen, wie viele Dosen verfügbar seien. Schwierig sei auch zu wissen, wann diese geliefert werden könnten.
14:15 Nun spricht Karim Boubaker, Präsident der Kommission der westschweizerischen Kantonsärzte. Die Nachfrage nach Impfungen sei im Kanton Waadt sei sehr stark, so Boubaker. Doch die Dosen fehlten dem Kanton.
Die Waadt habe schon die Verabreichung der zweiten Dosis zum Teil auf sechs Wochen verschoben. Dabei sei es möglich, die Kapazität hochzufahren.
Task Force plädiert für weniger Mobilität
14:13 Um dieses exponentielle Wachstum zu unterbinden, müsse man die Kontaktketten unterbrechen. Schweizerinnen und Schweizer haben sich in den letzten zwei Monaten weniger bewegt. Doch der Rückgang betrüge weniger als 10 Prozent. Im Frühling sei die Mobilität noch reduzierter gewesen.
Es sei wichtig, dass die ganze Bevölkerung «an einem Strick zieht», auch wenn die Fallzahlen zurückgingen.
14:09 Nun spricht Martin Ackermann. Vor allem die britische Variante verbreite sich in der Schweiz schnell aus. Diese könnte (angenommen, sie sei 50 Prozent ansteckender) bis Anfang März zur dominierenden Variante werden. Etwa ein Fünftel der aktuellen Fälle des Coronavirus könnten die britische Mutation sein.
Die bisher getroffenen Massnahmen hätten eine Wirkung gehabt, so Ackermann. Doch ab März könnten die Fälle wieder exponentiell wachsen. Die Situation könnte schnell wieder kritisch werden; Ackermann verweist auf Portugal.
14:05 Die Schweiz stehe mit den Impfungen im internationalen Vergleich nicht schlecht da, so Masserey. Sie bittet die Bevölkerung um Geduld.
14:00 Virginie Masserey beschreibt zu Beginn die epidemiologische Lage. Die Fallzahlen, Todeszahlen und Hospitalisationen seien weiterhin am Sinken. Die nachgewiesenen Proben mit Mutationen des Coronavirus steige jedoch kontinuierlich. Stand Heute seien es 4411, letzte Woche waren es noch 2700.
Die Mehrheit mache die Mutation aus Grossbritannien aus (1692). 69 seien dem Südafrikanischen Stamm zuzuordnen. Eine Probe der brasilianischen Variante sei gestern detektiert worden.
Die Westschweiz zeige eine höhere Inzidenz auf, so Masserey. Auch sei der R-Wert in jenen Kantonen höher; der R-Wert sei aber immer mit Vorsicht zu interpretieren.
Folgende Fachleute nehmen teil:
– Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
– Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force
– Karim Boubaker, président de la Commission des médecins cantonaux romands
– Christian Bock, Direktor Eidg. Zollverwaltung, EZV