Der Jungfreisinn will die Familie revolutionieren

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Im neuen Positionspapier zur Familienpolitik der Jungfreisinnigen werden Leihmutterschaft und die Abschaffung der Ehe verlangt. Kurz: Weniger Staat.

Jungfreisinnige Familiepolitik
Die Jungfreisinnigen wollen die Familie liberalisieren: In ihrem Positionspapier lassen sich Forderungen zu Leihmutterschaft und Polygamie finden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Jungfreisinnigen wollen die Schweizer Familienpolitik liberalisieren.
  • Personen soll unabhängig von Geschlecht oder Sexualität ihr Leben frei gestalten können.
  • Unter anderem soll auch Polygamie ermöglicht werden. Die Ehe gehöre abgeschafft.

In Sachen Familienpolitik ist die Schweiz noch ein konservativer Staat. Das Steuersystem übersteuert das Zweiteinkommen in einer Ehe, fast immer das der Frau. Gleichgeschlechtliche Paare können noch nicht in einer Ehe leben. Leihmutterschaft, Adoption und Samenspenden sind illegal oder für viele nicht zugänglich.

Junngfreisinnige Familienpolitik
Die Schweizer Familienpolitik soll liberalisiert werden, so die Jungfreisinnigen Schweiz. - Keystone

Die Jungfreisinnigen jedoch wollen die Familie liberalisieren. In ihrem neuen Positionspapier fordern sie weniger Bürokratie, weniger Staat und mehr Eigenverantwortung.

Polygamie statt Ehe möglich machen

Ins Auge sticht besonders der Begriff der Polygamie. Die Ehe, das Verlöbnis und die eingetragene Partnerschaft sollen abgeschafft werden. Eingeführt würde stattdessen eine «Verantwortungsgemeinschaft», welche frei gestaltet werden können soll. Darunter könnten auch polygame Beziehungen fallen, vermerken die Jungfreisinnigen.

Polygamie USA
Polygamie ist in vielen Staaten illegal. Trotzdem gibt es immer noch polygame Familien, hier eine in Utah, USA. Diese Familie wurde strafrechtlich verfolgt. - Keystone

Auch die Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen bisexuellen Personen wollen die Jungfreisinnigen in der Familienpolitik verankern: «Geschlechterspezifische Regelungen und solche, die der sexuellen Orientierung anknüpfen, sollen grundsätzlich abgeschafft werden.»

Soll die Ehe als Konzept abgeschafft werden?

Leihmutterschaft, In-Vitro-Fertilisation, Adoption und Samenspende sollen für alle Personen legal zugänglich sein. Partnerinnen und Partner sollen automatisch als Elternteile anerkannt werden.

Feminismus im Jungfreisinn?

Die sonst nicht feministisch gesinnte Jungpartei will ausserdem die Stellung der Frau verbessern. Eine Elternzeit von 16 Wochen soll eingeführt werden, frei unter den Elternteilen aufteilbar. Die Elternzeit sollen die bestehenden Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaube ersetzen.

Elternzeit
Die Jungfreisinnigen fordern die Einführung einer Elternzeit von 16 Wochen. Sie soll frei unter den zwei Elternteilen aufgeteilt werden. - Keystone

Zudem wollen die Jungfreisinnigen die Individualbesteuerung einführen. Diese Idee gewinnt in letzter Zeit immer mehr an Unterstützung: Damit soll das Zweiteinkommen in einer Ehe weniger besteuert werden. Viele sehen darin eine Hürde, welche eine Vollzeitbeschäftigung für verheiratete Frauen verhindert.

Erbrecht Jungfreisinnige
Im Erbrecht sollen Personen frei über ihr Vermögen entscheiden können, finden die Jungfreisinnigen. - Keystone

Weniger überraschend will der Jungfreisinn auch das Erbrecht liberalisieren. Das heutige System greife «in die Entscheidungskompetenz des Einzelnen» ein, über sein Vermögen zu verfügen. Verlangt wird vor allem, dass der Pflichtteil abgeschafft wird. Somit könnten Personen nach ihrem Tod ihr Geld vererben, ohne den Nachkommen oder Ehepartnern ein Mindestanteil hinterzulassen.

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