Die Welschen haben uns nicht mehr gern – wegen Stopfleber!
Die «Foie gras», zu gut Deutsch «Stopfleber», spaltet das Parlament entlang der Sprachgrenzen. Dabei haben wir es doch nur gut gemeint. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Nationalrat lehnt ein Importverbot für Stopfleber ab.
- Dabei enervieren sich die Welschen ob dieser impertinenten Deutschschweizer Forderung.
- Beim Thema «Foie gras» wird es ernst. Wie ernst? Ein Kommentar.
Gerade in der Schweiz, mit ihren vier Sprachen und noch viel mehr Kulturen, brauche es den Zusammenhalt. Heisst es jeweils wenigstens: Nur miteinander, nicht gegeneinander geht es. Ça, c’est l’ésprit, oder «one team, one spirit», wie man so schön auf Deutsch sagt, damit einen die Romands auch verstehen.
Ausser, man begeht den Fehler, als Deutschschweizer eine Meinung zu Stopfleber zu haben. Das nimmt man ennet der Saane persönlich, da gehen alle Läden runter, ça leur frappe la tétine dehors.
Jetzt ist der Nuggi draussen
Das bekam der eidgenössisch diplomierte Landwirt und SVP-Nationalrat Martin Haab deutlich zu spüren. Mit seiner Motion forderte er ein «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber». Doch damit trat er in ein frankophones Wespennest: Bei der «Foie gras» wird eine rote Linie überschritten.
Angriffig zeigte sich zum Beispiel Nationalrätin Ada Marra (SP/VD). Ob sich der «liebe Kollege» eigentlich nicht schäme, sich solcherart in die kulinarischen Traditionen einer Minderheit einzumischen? Einer Minderheit! Heilandtunner foie gras nanemal.
Schliesslich würden sich die Romands auch nicht ins Deutschschweizer Apfelmus einmischen. Nun war aber eine andere rote Linie durchbrochen: Die Grenze von Haabs Französischkenntnissen war erreicht. Diplomatisch meinte er, er werde die Frage à la façon der SVP klären: «bilateral».
Bauern: Einig getrennt
Gut, okay: Dass die Politikwissenschafterin Marra wenig Verständnis für einen SVP-Bauern aufbringt, mag man noch akzeptieren. Martin Haab ist das Tierwohl halt ein Anliegen, umso mehr freute er sich auf die nächste Frage, die, so flachste er, ja wohl auf Deutsch gestellt werde. Denn am Mikrofon stand der frühere Direktor des Bauernverbands – doch selbst Jacques Bourgeois (FDP/FR) kannte kein Pardon.
«Nein, ich werde das nicht auf Deutsch machen», beschied ihm dieser trotz guter Deutschkenntnisse in Französisch. Hach, das Trennende und Einende liegt immer so nahe beisammen: So hat es Haab immerhin geschafft, dass man parteiübergreifend für oder gegen seinen Vorstoss war – aber dafür getrennt nach Sprachen.
Entsprechend stimmten nur gerade einzelne Romands der Grünen und der SP und immerhin alle der Grünliberalen für ein Stopfleberimportverbot. Dabei, liebe Welsche, chères et chers compatriotes, geht es doch gar nicht um eure kulinarischen Irrwege. Es geht um die leidenden Tiere. Aber ma fois, wenn ihr darauf besteht …
Der gutschweizerische Ess-Kompromiss
… können wir auch auf der Ebene kulinarischer Traditionen diskutieren. Ihr meint wohl nicht wirklich das Apfelmus, sondern die Rösti. Deshalb heisst es ja auch Röstigraben. Aber vielleicht sollte es künftig besser Foie-gras-Graben heissen, dann haben wir wenigstens was zu lachen bei diesem Zungenbrecher.
Klar, ihr könnt ja jetzt nicht gut die Rösti ins Spiel bringen, wenn die sich grad im Bundesrat als Romandie-Versteherin profiliert. Machen wir also einen gutschweizerischen Kompromiss.
Ihr verzichtet auf den Import von tierquälerisch erzeugter Stopfleber. Und wir, wir würden so weit gehen, und das meinen wir jetzt wirklich, dass wir künftig auf den Import von tierquälerisch erzeugtem Apfelmus verzichten. Deal?