Elcom-Präsident Werner Luginbühl: «Keine Entwarnung»
Der Präsident der Elektrizitätskommission bleibt noch vorsichtig: Es diesen Winter wird wohl keine Strommangellage geben. Das sei aber nicht sicher.
Das Wichtigste in Kürze
- Am «Stromkongress 2023» wurde unter anderem über die Mangellage gesprochen.
- Werner Luginbühl, Präsident der Elektrizitätskommission, gibt noch keine Entwarnung.
- Die Elcom habe auch keine Angstmacherei betrieben, sagt er.
Strom, Mangellage, Strommangellage: Heute endete der «Stromkongress 2023» nach anderthalb Tagen Diskussionen, Reden und Networking. Anwesend war natürlich auch Werner Luginbühl, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom.
Nau.ch hat Luginbühl zum Interview getroffen und ihn gefragt, ob seine Kommission zu viel Angstmacherei betrieben hat: Mitte Januar kommunizierte die Elcom, der Winter werde wohl ohne grosse Mangellage vonstattengehen. «Sicher nicht», antwortet der Elcom-Präsident.
Eine «gewisse Entspannung» für diesen Winter
Im Sommer 2022 habe die Behörde zwei Szenarien als möglich angesehen. Eine Mangellage sei von vielen Faktoren abhängig: «Jetzt hatten wir eine Kumulation von positiven Faktoren. Darum sind wir hoffnungsvoll, dass wir den Winter ohne einschneidende Massnahmen überstehen.»
Die Wärme in der Schweiz und Europa habe geholfen, aber auch die vollen Gasspeicher Europas. Und dass in Frankreich wieder drei Viertel des Kernkraftwerkparks am Netz sein würde, habe man auch nicht ohne Weiteres voraussehen können.
Nur deswegen spricht Luginbühl aber noch nicht von einer «Entwarnung»; lieber verwendet die Elcom das Wort «Entspannung», für diesen Winter zumindest. Aber es könne so kalt bleiben, wie es jetzt sei, mit entsprechend grösserem Strom- und Gasverbrauch führen würde.
Ein anderes Thema am Stromkongress waren die steigenden Preise. 2024 sollen diese wieder höher werden, was aber noch nicht bedeute, dass Haushalte für die Stromrechnung sparen müssten: «Aber der Strom ist dieses Jahr schon um 29 Prozent teurer geworden. Wir gehen davon aus, dass es nächstes Jahr eine Preiserhöhung in einem ähnlichen Umfang geben könnte.»
Hier gilt aber wieder: Das kommt auf die Lage drauf an und darauf, in welcher Gemeinde die Haushalte zuhause sind.
Luginbühl rät: «Brennholz für nächsten Winter behalten»
Punkto Blackouts infolge Netzinstabilität sei das Risiko für den Winter 2024 nicht kleiner, aber auch nicht grösser als in anderen Jahren. Cyberangriffe könnten ein zusätzliches Risiko darstellen, so Luginbühl: «Bedingt durch den Krieg in der Ukraine könnte es Attacken auf das europäische Netz geben.»
Dass die Bevölkerung damit aufhöre, Strom zu sparen, weil sie genug vom Thema hat, glaubt Werner Luginbühl nicht. «Schweizerinnen und Schweizer haben letztes Jahr festgestellt, dass eine sichere Stromversorgung kein Selbstläufer ist.» Auch die steigenden Preise könnten sensibilisieren.
Ausserdem: «Wir haben nach wie vor Krieg in Europa. Wir haben nach wie vor beträchtliche Risiken.» Eine gewisse Vorsicht sei immer noch angesagt, sagt der ehemalige Ständerat.
Was macht Werner Luginbühl denn jetzt mit seinem Brennholz und seinen Kerzen, die er im Sommer gekauft hat? «Ich halte sie bereit für nächsten Winter», antwortet er. Das ist wohl diese Vorsicht.