Entsetzen über Trump-Tendenz von Bundesrat Albert Rösti
Die Aussage von Bundesrat Rösti, er «tendiere zu Trump», sorgt für Kritik und faule Sprüche, aber auch für Zuspruch.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrat Albert Rösti tendiert laut eigener Aussage «eher zu Trump».
- Dafür erntet er Kritik aus Parlament und Bevölkerung.
- Einige zeigen aber auch Verständnis angesichts des beteiligten Personals in den US-Wahlen.
Mit seiner Aussage, «ich persönlich tendiere eher zu Trump», hat Bundesrat Albert Rösti in ein Wespennest gestochen. Sogar der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, sah sich genötigt, seine Tendenzen offenzulegen – diplomatischerweise ohne Rösti namentlich zu erwähnen. «Nein, ich tendiere nicht zu Trump», heisst es in seinem Tweet gleich doppelt.
«Nationale Schande»
«Denn Demokratien brauchen Demokraten», betont Nussbaumer. «Eine nationale Schande» findet Röstis Aussage der Grünen-Nationalrat Raphaël Mahaim. Er verweist darauf, dass es der tendenziöse Rösti sogar ins französische Leitblatt «Le Figaro» geschafft hat. Mitte-Ständerätin Marianne Binder fordert von Bundesrat Rösti, Fragen zu beantworten.
Nämlich diejenigen des Präsidenten der Jungen Mitte, Marc Rüdisühli. Er will von Rösti wissen, wie er sich denn die Trump’sche Version von Frieden in der Ukraine vorstelle. Etwa «basierend auf der Aufgabe des Völkerrechts»? Rüdisühli findet jedenfalls die Aussagen von Albert Rösti «naiv und bedenklich».
X-User André Seiler bezeichnet sich zwar als Rösti-Fan, doch auch er findet die Trump-Tendenz nicht gerade eine Glanzleistung. Andere sind «einfach nur entsetzt» oder listen Gründe auf, warum Trump ein No-Go sei: Hassreden, Gewaltaufrufe, versuchter Putsch, verurteilter Vergewaltiger.
Unterstützung für Tendenzen von Albert Rösti
Andere verstehen allerdings die Aufregung nicht, beziehungsweise gehen mit Albert Rösti tendenziell einig: Trump sei der bessere Kandidat. Denn dieser wolle tatsächlich Konflikte beilegen (mit dem Vorbehalt: zu welchem Preis).
In den Nau.ch-Kommentaren heisst es etwa auch: «Eine legitime, begründete und nachvollziehbare Einschätzung». Auch wenn man lieber einen anderen republikanischen Kandidaten gesehen hätte als Trump.
Zudem wird darauf verwiesen, dass sich selbst in der Ukraine das Harris- und das Trump-Lager in etwa die Waage halten. Und schliesslich vertrete Bundesrat Rösti seine Meinung mit Haltung, Anstand und Respekt.
Tatsächlich hat Albert Rösti seine Trump-Wahl gleich selbst relativiert. Erstens, sagte er an der Veranstaltung an einer Basler Schule, sei dies eine schwierige Frage: «Man kann fast sagen, was man will – es ist falsch.» Und als Persönlichkeit, was Trump zum Teil sage, das gefalle ihm überhaupt nicht.
Wer die Tendenz hat, braucht für den Scherzbold nicht zu sorgen
Wieder andere versuchen es mit feinem bis brachialem Humor. Mit Anspielung auf die Werte von Röstis SVP meint etwa ein Janick Klossner, Es könn einem Ja Angst machen: «Zu wissen, dass im Bundesrat Politiker sitzen, denen Souveränität, Freiheit und Wehrhaftigkeit eher gleichgültig sind.»
X-User «Osiwahn» vermutet, Rösti gefalle wohl Trumps bescheidene Art und der freundliche Umgang mit Menschen. Röstis Wortwahl wird sogleich parodiert: «Ich tendiere eher nicht zu Rösti», heisst es etwa auf «X», und «ich persönlich tendiere eher zu Polenta».
Ein «Felix Tandem» postet ein Bild mit der Beschreibung, Rösti geniesse jeweils gerne unbeschwerte Momente mit seinem Lieblingskalb «Melania». Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht.
Nicht lustig: Donald Trumps Tendenz zum Faschismus
Insofern es denn noch etwas zu lachen gibt und es einem nicht im Hals stecken bleibt oder verboten wird. Diverse Kommentierende verweisen auf Donald Trumps angebliche Bewunderung für Adolf Hitler, seine Diktatoren-Ansprüche «am Tag eins» und die faschistischen Tendenzen. Somit tendiere auch Albert Rösti zum Faschismus.
«Fake News», ist man versucht zu sagen. Denn einerseits ist diese Melania ganz eindeutig eine Kuh, auch wenn Albert Rösti mit ihr das Kalb macht. Andererseits ist das mit dem Faschismus ja wiederum auch etwas schwierig.
Denn bekanntlich «tendiert» die Hälfte des amerikanischen Stimmvolks ebenfalls zu Donald Trump. Mit grösserem oder kleinerem Enthusiasmus und wohl mehrheitlich nicht mit faschistischen Hintergedanken.
Deshalb ein paar weise Worte zum Schluss. «Die Wahl ist versch…», meint etwa ein Christian Wegmüller. Denn einerseits «sicher Harris vor Trump», aber eben auch «Republikaner vor Demokraten». Eine schwierige Entscheidung also, weil, so «Toni Auspuh»: «Kamala lacht so komisch!»
Auch dahingehend könnten die Meinungen auseinandergehen. Wirklich, wirklich recht hat wohl nur User «@Kybipix»: «Die meisten Kommentare sind einfach unterirdisch und niveaulos.»