Exklusiv: Sibel Arslan spricht über Polizei-Abführung
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag demonstrierten in Basel Hunderte für die Frauenrechte.
- Dabei kam es zum Eklat: Nationalrätin Sibel Arslan wurde von der Polizei abgeführt.
- Im Interview kritisiert die grüne Politikerin das Polizeiverhalten als unverhältnismässig.
Landauf, landab gingen in der Schweiz am Sonntag tausende Frauen auf die Strasse. Die Frauenstreik-Aktionen waren aber in Corona-Zeiten teilweise nicht bewilligt. So auch in Basel.
Ein paar hundert Frauen blockierten am Nachmittag dennoch wiederholt den öffentlichen Verkehr. Das rief die örtliche Polizei auf den Plan. Und weil die Situation zu eskalieren drohte, baten Anwesende Nationalrätin Sibel Arslan, vorbei zu kommen. Diese vermittelte in der Folge zwischen Protestierenden und Polizei.
Plötzlich packten allerdings zwei Beamte die Volksvertreterin an den Armen und zerrten sie weg. Obwohl sie deutlich machte: «Fasst mich nicht an!» Arslan selbst äusserte sich bisher nicht direkt zum Eklat.
Im Nau.ch-Interview legt sie nun ihre Sicht der Dinge dar. «Ich war auf dem Theaterplatz in Basel gemütlich am Kaffee trinken, bis ich einen Anruf von Frauen erhalten habe, welche eingekesselt waren.»
Arslan sei gebeten worden, zu helfen. Gefragt, getan. Doch: «Plötzlich war es eine sehr unverhältnismässige Situation seitens der Polizei.» Vom Dialog sei es zu einem «unverständlichen Übergriff der Polizei» übergegangen.
Arslan erhält Support von SVP-Bundesrat Ueli Maurer
Klar könne man über Demos in Pandemie-Zeiten diskutieren. «Doch es sind Grundrechte, von welchem die Menschen Gebrauch machen.» Die Frauen würden gegen Gewalt an Frauen und für gleiche Löhne wie Männer einstehen. «Das kann auch im Rahmen von Corona nicht warten!»
Sie wisse nicht, warum die Situation eskalierte. Aber: «Das Eingreifen der Polizei war unverhältnismässig.» Diese stellt sich bisher auf den Standpunkt, dass die Aktionen verhältnismässig gewesen seien, sagt Sprecher Martin Schütz zu Nau.ch.
Den meisten Demo-Teilnehmenden drohe nun eine Ordnungsbusse, erklärt er weiter. Die «Drahtzieher» sowie Personen, die sich unkooperativ gezeigt hätten, würden verzeigt. Arslan habe man derweil bloss «einige Meter weggeführt», so Schütz.
Lokale Parteien fordern nun eine Entschuldigung seitens der Polizei. Sie sei aktuell im Gespräch mit den Behörden und versuche die Situation vorerst bilateral zu klären, sagt Arslan selbst.
Support ist der Baslerin jedenfalls auch von höchster Stelle gewiss. Am Morgen sprach sie SVP-Bundesrat Ueli Maurer auf den Vorfall an.
«Er hat mir gesagt, er schätze, dass ich diese vermittelnde Rolle eingenommen habe. Er respektiere das Ganze, es war ein sehr gutes Gespräch.» Es habe ihr gut getan, dass der Bundesrat auch in dieser Situation genau hinschaue.