F-35-Kampfjets: Lieferverzögerungen könnten teuer werden
Der Hersteller der F-35-Kampfjets hat mit Lieferengpässen zu kämpfen. Eine Verzögerung könnte für die Schweiz Mehrkosten in Milliardenhöhe verursachen.
Das Wichtigste in Kürze
- Lockheed Martin hat mit Engpässen zu kämpfen: Das diesjährige Lieferziel werde verfehlt.
- Bis 2030 sollte das Unternehmen der Schweiz 36 F-35 liefern – das Geschäft sei auf Kurs.
- Lieferverzögerungen könnten für die Schweiz Zusatzkosten in Milliardenhöhe verursachen.
Immer wieder verzögern sich wichtige Rüstungslieferungen – auch solche, welche für die Schweizer Armee bestimmt sind. Üblicherweise müssen Hersteller eine Konventionalstrafe zahlen, wenn sie zu spät liefern. Für die Lieferungsverzögerung beim Panzermörser «Cobra» musste die «Ruag» beispielsweise 726'000 Franken Strafe bezahlen.
Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, wäre dies im Falle von Lieferverzögerungen bei der F-35 nicht möglich: «Der Beschaffungsvertrag für die F-35A ist ein Vertrag zwischen der schweizerischen und der amerikanischen Regierung. Er beinhaltet, wie es in solchen Verträgen üblich ist, keine Konventionalstrafe», erklärt das Bundesamt für Rüstung auf Anfrage der Zeitung.
Verlängerung der Lebensdauer der F/A-18 kostet viel
Ausgerechnet für das grösste Rüstungsprojekt in der Schweizer Geschichte ist demnach keinerlei finanzielle Absicherung im Falle einer Verspätung vertraglich festgehalten. Eine verzögerte Lieferung könnte für die Eidgenossenschaft aber Zusatzkosten in Milliardenhöhe bedeuten.
Die aktuellen Kampfjets der Schweizer Luftwaffe vom Typ F/A-18 befinden sich bereits heute jenseits ihrer Lebensdauer. Eine Verlängerung derselben bis 2035 könnte Kosten in Höhe von 800 Millionen bis 1,75 Milliarden Franken verursachen. So die Schätzung vonseiten des Verteidigungsdepartements.
Lockheed Martin kämpft mit Lieferproblemen
Tatsächlich hat der Hersteller der Tarnkappen-Jets bereits heute mit Lieferproblemen zu kämpfen: Zwischen 2027 und 2030 hat Lockheed Martin gemäss eigenen Angaben 624 Jets auszuliefern. Neben der Schweiz warten auch Polen, Deutschland, Finnland und Dänemark auf das Kriegsgerät.
Der Hersteller wolle deshalb jährlich rund 150 Exemplare des Kampfjets herstellen. Bereits im Juli hatte der CEO verkündet, dass man das Lieferziel heuer um bis zu 50 Stück verfehlen werde. Die 36 Kampfjets für die Schweizer Eidgenossenschaft wolle man dennoch fristgerecht ausliefern, so der Hersteller.
Offiziell wurde der Auftrag noch nicht erteilt
Den Auftrag für die Produktion der Schweizer Jets hat Lockheed Martin allerdings offiziell noch gar nicht erhalten. Den Kaufvertrag zwischen den Regierungen hatten Regierungsvertreter unterzeichnet: Das US-Verteidigungsdepartement müsste den Auftrag an den Hersteller vergeben, damit dieser mit der Produktion beginnen kann.
Trotzdem zeigt sich Lockheed Martin zuversichtlich, dass der Vertrag rechtzeitig unterzeichnet werde: «Wir sind aktiv in Verhandlungen mit dem F-35-Programmbüro.» Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, beantwortet das Unternehmen derweil nicht, weshalb es noch immer keinen Vertrag gebe.
In den Vereinigten Staaten betrug die Inflation alleine im letzten Jahr fast zehn Prozent: Dies könnte ein Grund für die Verzögerung der Auftragserteilung sein. Wer kommt für eine Differenz der Kosten aufgrund von höheren Rohstoffpreisen auf?
Verteidigungsministerin Amherd hat bereits mehrmals versichert, dass die Schweiz für den Kauf der Kampfjets eine Fixpreis-Garantie habe. Die Kosten würden 6,035 Milliarden Franken nicht überschreiten.
Aktuell ist das Projekt auf Kurs
Noch sei das Projekt aber auch zeitlich auf Kurs, wie das Bundesamt für Rüstung gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt. Gleichzeitig warnt das VBS in einer allgemeinen Einschätzung der wichtigsten Projekte im Frühling jedoch vor Verzögerungen: «Eine grosse Herausforderung und zugleich ein bedeutendes Risiko sind die globalen Engpässe in den Lieferketten.»
Ferner ist im Vertrag denn auch eine kleine Absicherung enthalten: Im Gegenzug für den Kampfjet-Deal muss Lockheed Martin Aufträge im Wert von knapp drei Milliarden Franken an Schweizer Unternehmen vergeben. Sollte diese Auftragsvergabe nicht rechtzeitig erfüllt werden, muss das US-Unternehmen fünf Prozent des ausstehenden Betrages als Strafe zahlen.