FDP-Chefin Petra Gössis Appell für mehr Frauen in der Politik

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

FDP-Präsidentin Petra Gössi geht in die Gender-Offensive. Im Interview mit Nau prangert sie an, dass Politikerinnen oft auf ihr Äusseres reduziert werden. Sie appelliert an das Selbstbewusstsein der Frauen - und fordert eine starke Kandidatin für die Nachfolge von Schneider-Ammann.

FDP-Präsidentin Petra Gössi hat gut lachen: Ihre Partei befindet sich im Aufwind.
FDP-Präsidentin Petra Gössi hat gut lachen: Ihre Partei befindet sich im Aufwind. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • FDP-Präsidentin Petra Gössi will mehr Frauen in Bundesrat und Parlament.
  • Für die Schwyzerin ist klar: «Gemischte Teams funktionieren besser.»
  • Frauen würden sich oft nicht in die Politik getrauen, weil immer stärker auf die Person gespielt werde.
  • Zur Nachfolge von Bundesrat Schneider-Ammann sagt sie: «Ich wünsche mir eine starke Frauenkandidatur.»

Die FDP soll weiblicher werden, forderte Ex-Präsident Philipp Müller diese Woche. Nun schaltet sich die Chefin der Freisinnigen persönlich in die Debatte ein. Im Nau-Interview plädiert Petra Gössi für mehr FDP-Frauen im Bundeshaus. Sie benennt die Probleme von jungen Politikerinnen - und sagt, wie diese gelöst werden können.

Frau Gössi, Ihr Vorgänger Philipp Müller hat in der FDP einen Frauenmangel ausgemacht – und fordert, dass die Partei bei den Wahlen 2019 Frauen auf die besten Plätze setzt. Einverstanden?
Petra Gössi: Erst einmal muss ich klarstellen, dass dies nicht in der Kompetenz der FDP Schweiz liegt. Zuständig dafür sind die Kantonal- und Ortsparteien. Inhaltlich hat Kollege Müller aber völlig recht: In der Bundeshaus-Fraktion brauchen wir unbedingt mehr Frauen. Gemischte Teams funktionieren besser.

Da wäre doch eine gewisse Bevorzugung von guten Kandidatinnen ein legitimes Mittel.
Wir werden im Hinblick auf die nationalen Wahlen sicher mit den Kantonalparteien zusammensitzen. Persönlich finde ich die Förderung von Frauen mit guten Listenplätze eine gute Sache. Primär geht es aber darum, ihnen die Angst zu nehmen.

Wie meinen Sie das?
Leider trauen sich viele Frauen ein politisches Amt nicht zu. Es gibt immer Ausnahmen, aber im Vergleich zu den Männern verfügen talentierte Jungpolitikerinnen oft nicht über derart viel Selbstbewusstsein wie ihre Kollegen.

Im Frühling 2016 übergab Philipp Müller die Führung der FDP an Petra Gössi.
Im Frühling 2016 übergab Philipp Müller die Führung der FDP an Petra Gössi. - Keystone

Woran liegt das?
Frauen haben oft das Gefühl, dass sie es nicht schaffen, Familie, Beruf oder Ausbildung und Politik unter einen Hut zu bringen. Fakt ist: Es ist noch kein perfekter Politiker vom Himmel gefallen. Das Politisieren lernt man erst, wenn man es praktisch ausübt. Vor dieser Hürde schrecken viele Frauen zurück. Dazu kommt: Die Politik ist ruppiger geworden, es wird auf die Person gespielt.

Sind Frauen davon stärker betroffen als Männer?
Frauen fällt es meines Erachtens schwieriger, damit umzugehen. Männer sind sich den harten Konkurrenzkampf und Wettbewerb wahrscheinlich mehr gewohnt. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Frauen eher auf ihr Äusseres reduziert werden als Männer, sei dies nun im Positiven oder im Negativen. Deshalb stellen sich Frauen schnell mal die Frage, wieso sie sich das überhaupt antun sollen.

Sie selbst sind beruflich engagiert und Chefin einer grossen Bundesratspartei. Würden Sie ihr heutiges Pensum auch schaffen, wenn sie Kinder hätten?
Nein. Ich arbeite im Moment rund sechs Tage à 14 oder 15 Stunden. Das ist aber ein Entscheid, den ich ganz bewusst für mich getroffen habe. Sollte sich die Situation ändern, müsste ich die Prioritäten verschieben. Ich bin aber überzeugt: Für Politik ist immer Platz zu finden. Ein leuchtendes Beispiel ist in dieser Beziehung SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher.

ems magdalena martullo-blocher
Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher ist Firmenchefin der Ems Chemie. - Keystone

Sind Sie eine Quotenfrau?
Nein (lacht). Ich kandidierte 2007 auf der Liste der FDP Schwyz für den Nationalrat und habe daraus sehr viel gelernt. In der Folge übernahm ich bewusst mehr Verantwortung und wurde auch gefördert. Allerdings nicht weil ich eine Frau war, sondern weil ich mich engagierte und mir Mühe gab, bekannter zu werden. 2011 stand ich dann zuoberst auf der Liste und habe die Wahl geschafft.

Nun können Sie als FDP-Präsidentin an vorderster Front mitreden, wenns um die Neubesetzung von Bundesratssitzen geht. Müssen auf Doris Leuthard und «ihren» Johann Schneider-Ammann zwei Frauen folgen?
Als Liberale bin ich konsequent gegen niedergeschrieben Quoten in Gesetzen oder gar der Verfassung. Aber: Auch der Bundesrat funktioniert als gemischtes Gremium besser. Deshalb wünsche ich mir, dass die FDP bei der nächsten Vakanz eine starke Frauenkandidatur stellen kann. Das würde mich auch für die Partei freuen. Aber: Bei einer Wahl gibt es noch viele andere Aspekte, die zu berücksichtigen sind.

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