Für Grüne ist Klimawahl Chance und Risiko zugleich

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Grüne Partei im Hoch: Bei den Wahlen 2019 könnte gar die CVP überholt werden. Das Thema Klimawandel ist aber kein Erfolgsgarant.

wahlbarometer die grünen
Regula Rytz und Balthasar Glättli können sich freuen. Laut dem SRG-Wahlbaromter legen die Grünen zu. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grünen sind mit dem Thema Klimawandel gut ins Wahljahr gestartet.
  • Die Herausforderung ist jetzt, das Thema über den Sommer zu retten.
  • Gelingt dies, liegen satte Sitzgewinne bei den Wahlen 2019 drin und die CVP in Reichweite.

Der Atomausstieg ist bereits beschlossen und die Grünen strahlen wie Maikäfer: Im Wahljahr 2019 gehört die Ökopartei zu den Topfavoriten. Der Klimawandel ist allgegenwärtiges Thema und macht den Grünen Hoffnung auf Sitzgewinne. So viele, es könnte gar für Bundesratsstärke reichen. Doch ganz sorgenfrei ist Wahlkampfleiter Balthasar Glättli deswegen noch lange nicht.

Grüne Balthasar Glättli
Die Grünen hatten sich schon 2015 den Klimawandel als Wahlkampfthema ausgesucht: Balthasar Glättli mit rosa Brille vor dem damaligen Plakatsujet, einem schmelzenden Glacé im Stil einer Weltkarte. - Keystone

Rosige Zeiten für die Grünen

Nach einem Zwischenhoch 2007 war es in den letzten Jahren mit den Grünen stetig bergab gegangen. Dass die Grünen bei den nationalen Wahlen im Herbst zulegen werden, ist für Glättli so gut wie sicher. Hitzesommer und Greta-Rummel haben sich bereits konkret ausgewirkt: «Wir haben in den kantonalen Parlamenten mehr als alle anderen Parteien zugelegt.»

Tatsächlich haben die Grünen dieses Jahr im Kanton Zürich knapp 12 Prozent errungen und der FDP einen Regierungsratssitz weggeschnappt. In den Kantonen Luzern und Baselland konnte die Zahl der Sitze in den Kantonsparlamenten beinahe verdoppelt werden. Der jahrelange Einsatz, laut Glättli «kompetent und leidenschaftlich», für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und soziale Gerechtigkeit habe überzeugt.

Tamy Glauser Balthasar Glättli
Balthasar Glättli diskutiert mit Tamy Glauser: Der Fraktionschef und Wahlkampfleiter der Grünen zeigt sich im Rückblick selbstkritisch. - Keystone

Sorgen um Motivation, Geld und Promis

Ein Spaziergang werden die Wahlen 2019 für die Grünen damit trotzdem nicht. Die Favoritenrolle birgt auch Gefahren, weiss Glättli. «Eine grosse Herausforderung ist sicherzustellen, dass alle – Kandidierende, Mitglieder, Sektionen – bis zum Schluss einen engagierten Wahlkampf führen.» Im Oktober ist es eventuell nicht mehr ganz so heiss, darum muss das Thema Klimawandel permanent warm gehalten werden.

Pech für Glättli: Mit der gescheiterten, bisweilen peinlichen Kandidatur von Model Tami Glauser haben sich die Grünen keinen Gefallen getan. Mit der Influencerin als Zugpferd hätten die Grünen noch mehr Sichtbarkeit bei wenig konkreten Kosten erhalten.

Denn das ist die andere Sorge von Balthasar Glättli: «Das Wahlbudget der Schweizer Grünen ist bei weitem das Kleinste aller etablierten Parteien.» Leider falle dies ins Gewicht, da die öffentliche Sichtbarkeit von einigen Parteien teuer erkauft werde.

Grüne Wahlen Prozent
Das Abschneiden der Grünen Partei bei vergangenen nationalen Wahlen. - BFS/Keystone/Nau

Bald eine Grüne Bundesrätin?

Unterdessen werden andere Wege beschritten: Mit Social-Media-Präsenz und einem Aktionstag, der für die grosse Klimademo Ende September mobilisieren soll. Auch jenseits der eigenen Basis wird gefischt: «Die ‹Klimawahl 2019› geht weit über die Umweltpolitik hinaus», betont Glättli. Die Grünen böten «Lösungen, die sozial sind, die ganze Gesellschaft mitnehmen und der Wirtschaft neue Entwicklungsmöglichkeiten erschliessen.»

Zweiter Schwerpunkt soll das Thema Gleichstellung sein. Gelingt es den Grünen, die Vorschusslorbeeren ins Ziel zu retten, ist eine Steigerung von 7,1 auf über 10 Wählerprozente möglich. Wenn gleichzeitig die CVP mit aktuell 11,6 Prozent Verluste verzeichnet, könnten die Grünen eine Bundesratspartei übertrumpfen. Wiederum Pech für Glättli: Die Grünen werden wohl nicht umhin kommen, eine Frau für den Bundesrat zu nominieren.

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