Gegner werben mit «Tschugger» für ein Nein zur Halbierungsinitiative
Mit der Halbierungsinitiative wären SRF-Produktionen wie «Tschugger» nicht mehr möglich, sagen die Initiativ-Gegner. Die Initianten sehen dies weniger tragisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Erfolgsproduktionen wie "Tschugger" seien durch die Halbierungsinitiative in Gefahr.
- Die Gegner der Initiative warnen deshalb: Solche Geschichten seien wichtig für das Land.
- Sie seien aber nicht der Kernauftrag im Service public, heisst es bei den Initianten.
Für die Gegner der Halbierungsinitiative geht es um viel, weshalb die «Allianz Pro Medienvielfalt» bereits Jahre vor der Volksabstimmung warnt. Denn die Volksinitiative «200 Franken sind genug! (SRG-Initiative)», wie sie korrekt heisst, könne weitreichende Folgen haben. Dagegen zieht man nun mit einem Sujet ins Feld, das fast ein wenig an ein SVP-Plakat erinnert.
In Rot, Schwarz und Weiss wird ein TV-Gerät von einem Beil halbiert: «Ohne SRG kein ‹Tschugger›», lautet die Botschaft. Übrig bleibt nach der Halbierung nur noch Ober-Tschugger Bax; der Halbierung zum Opfer fällt dagegen Ober-Kumpel Pirmin mitsamt seiner Honda Gold Wing.
«Tschugger» kann also gar nicht mehr funktionieren. Oder mit wem soll Bax jetzt noch über seine Gefühle reden?
«Tschugger»: Ohne SRG kaum realisierbar
Solche nationalen Produktionen, die Schweizer Geschichten erzählten und qualitativ auch im internationalen Vergleich mithalten könnten: Ohne die Vereinbarung mit der SRG seien diese kaum realisierbar, sagt «Tschugger»-Produzentin Sophie Toth.
SVP-Nationalrat Gregor Rutz vom Initiativ-Komitee winkt dagegen ab: Diese Argumentation kenne man natürlich. «Das Problem bei der SRG ist: Sie hat ihre Tätigkeiten immer mehr ausgedehnt und so den Privaten Terrain weggenommen.»
Die SRG führe sich immer als Marktteilnehmer auf, sei es aber nicht. «Service public-Dienstleistungen sind eine Ergänzung zum Markt», erläutert Gregor Rutz. Deshalb müsse zuerst definiert werden, was der Service-public-Auftrag sei.
«Diese Weltuntergangsszenarien muss man sehr relativieren, das ist massiv überzeichnet», findet Rutz. Er glaube nicht, dass alles zusammenbrechen würde. Es gebe vieles, was es nicht brauche, gerade etwa im Online-Bereich.
Streit um Online-Präsenz der SRG
Der Co-Präsident der «Allianz Pro Medienvielfalt», der ehemalige FDP-Ständerat Joachim Eder, sagt dagegen: «Mit der Reduktion auf den sogenannten Kernauftrag, also ohne Unterhaltung à la Tschugger und ohne Live-Sport, würde die SRG das breite Publikum verlieren und schliesslich ausbluten.»
Die Behauptung von Gregor Rutz, die SRG lasse den privaten Medien online zu wenig Platz, weist die «Allianz Pro Medienvielfalt» zurück. Dies sei durch eine Studie der Universität Zürich widerlegt. Diese komme aufgrund einer Befragung zum Schluss, dass nur gerade 4 Prozent sich ausschliesslich über SRG-Plattformen informierten. Damit sei die Verdrängungsthese widerlegt.
«Tschugger» & Co. halten die Schweiz zusammen
Der «Allianz Pro Medienvielfalt» geht es aber nicht nur darum, dass «Tschugger»-Fans im Falle einer Annahme der Halbierungsinitiative nichts mehr zu lachen hätten. Denn einerseits wären auch andere SRG-Produktionen wie «Davos 1917» oder «Zwingli» nicht mehr möglich. Andererseits gehe deren Wert über die reine Unterhaltung hinaus.
«Solche Produktionen sind wichtig, weil sie Schweizer Geschichten für ein Publikum in der Schweiz erzählen», betont Joachim Eder. «Sie sorgen für Diskussionen, Reibung und Kitt in unserem Land.» Und je nach dem für ein neues Schweiz-Bild im Ausland.
Völlig gegen «Tschugger» & Co. ist denn auch SVPler Gregor Rutz nicht. «Wenn das Budget vorhanden ist, kann man das machen, aber es ist sicher nicht der Kernauftrag», stellt er klar. «Wenn es Private machen können, umso besser, wenn es die SRG ab und zu macht, auch gut.»