Gegner werben mit «Tschugger» für ein Nein zur Halbierungsinitiative

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Mit der Halbierungsinitiative wären SRF-Produktionen wie «Tschugger» nicht mehr möglich, sagen die Initiativ-Gegner. Die Initianten sehen dies weniger tragisch.

Tschugger David Constantin
David Constantin, der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller von «Tschugger», erhält den Prix Walo in der Kategorie «Schauspieler», am 14. Mai 2023 in den SRF-Studios in Zürich. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Erfolgsproduktionen wie "Tschugger" seien durch die Halbierungsinitiative in Gefahr.
  • Die Gegner der Initiative warnen deshalb: Solche Geschichten seien wichtig für das Land.
  • Sie seien aber nicht der Kernauftrag im Service public, heisst es bei den Initianten.

Für die Gegner der Halbierungsinitiative geht es um viel, weshalb die «Allianz Pro Medienvielfalt» bereits Jahre vor der Volksabstimmung warnt. Denn die Volksinitiative «200 Franken sind genug! (SRG-Initiative)», wie sie korrekt heisst, könne weitreichende Folgen haben. Dagegen zieht man nun mit einem Sujet ins Feld, das fast ein wenig an ein SVP-Plakat erinnert.

Pro Medienvielfalt Halbierungsinitiative Tschugger
Mit drastischer Visualisierung kämpft die "Allianz Pro Medienvielfalt" gegen die Halbierungsinitiative: Mit halb so viel Geld seien Produktionen wie "Tschugger" nicht möglich. - Screenshot pro-medienvielfalt.ch

In Rot, Schwarz und Weiss wird ein TV-Gerät von einem Beil halbiert: «Ohne SRG kein ‹Tschugger›», lautet die Botschaft. Übrig bleibt nach der Halbierung nur noch Ober-Tschugger Bax; der Halbierung zum Opfer fällt dagegen Ober-Kumpel Pirmin mitsamt seiner Honda Gold Wing.

«Tschugger» kann also gar nicht mehr funktionieren. Oder mit wem soll Bax jetzt noch über seine Gefühle reden?

«Tschugger»: Ohne SRG kaum realisierbar

Solche nationalen Produktionen, die Schweizer Geschichten erzählten und qualitativ auch im internationalen Vergleich mithalten könnten: Ohne die Vereinbarung mit der SRG seien diese kaum realisierbar, sagt «Tschugger»-Produzentin Sophie Toth.

Tschugger
Ende der Fahrt: David Constantin als Bax, Lena Furrer als Regina, Dragan Vujic als Pirmin in der 4. Staffel von «Tschugger». - SRF/Dominic Steinmann

SVP-Nationalrat Gregor Rutz vom Initiativ-Komitee winkt dagegen ab: Diese Argumentation kenne man natürlich. «Das Problem bei der SRG ist: Sie hat ihre Tätigkeiten immer mehr ausgedehnt und so den Privaten Terrain weggenommen.»

Die SRG führe sich immer als Marktteilnehmer auf, sei es aber nicht. «Service public-Dienstleistungen sind eine Ergänzung zum Markt», erläutert Gregor Rutz. Deshalb müsse zuerst definiert werden, was der Service-public-Auftrag sei.

Joachim Eder Gregor Rutz
Der ehemalige FDP-Ständerat Joachim Eder (links), Co-Präsident der "Allianz Pro Medienvielfalt", und SVP-Nationalrat Gregor Rutz (rechts), Co-Präsident des Komitees der Halbierungsinitiative. - keystone

«Diese Weltuntergangsszenarien muss man sehr relativieren, das ist massiv überzeichnet», findet Rutz. Er glaube nicht, dass alles zusammenbrechen würde. Es gebe vieles, was es nicht brauche, gerade etwa im Online-Bereich.

Streit um Online-Präsenz der SRG

Der Co-Präsident der «Allianz Pro Medienvielfalt», der ehemalige FDP-Ständerat Joachim Eder, sagt dagegen: «Mit der Reduktion auf den sogenannten Kernauftrag, also ohne Unterhaltung à la Tschugger und ohne Live-Sport, würde die SRG das breite Publikum verlieren und schliesslich ausbluten.»

Siehst du dir die neue Staffel von «Tschugger» an?

Die Behauptung von Gregor Rutz, die SRG lasse den privaten Medien online zu wenig Platz, weist die «Allianz Pro Medienvielfalt» zurück. Dies sei durch eine Studie der Universität Zürich widerlegt. Diese komme aufgrund einer Befragung zum Schluss, dass nur gerade 4 Prozent sich ausschliesslich über SRG-Plattformen informierten. Damit sei die Verdrängungsthese widerlegt.

«Tschugger» & Co. halten die Schweiz zusammen

Der «Allianz Pro Medienvielfalt» geht es aber nicht nur darum, dass «Tschugger»-Fans im Falle einer Annahme der Halbierungsinitiative nichts mehr zu lachen hätten. Denn einerseits wären auch andere SRG-Produktionen wie «Davos 1917» oder «Zwingli» nicht mehr möglich. Andererseits gehe deren Wert über die reine Unterhaltung hinaus.

Tschugger Pirmin Bax
Die Weltenretter: Dragan Vujic als Pirmin und David Constantin als Bax in der 4. Staffel von "Tschugger". - SRF/Dominic Steinmann

«Solche Produktionen sind wichtig, weil sie Schweizer Geschichten für ein Publikum in der Schweiz erzählen», betont Joachim Eder. «Sie sorgen für Diskussionen, Reibung und Kitt in unserem Land.» Und je nach dem für ein neues Schweiz-Bild im Ausland.

Völlig gegen «Tschugger» & Co. ist denn auch SVPler Gregor Rutz nicht. «Wenn das Budget vorhanden ist, kann man das machen, aber es ist sicher nicht der Kernauftrag», stellt er klar. «Wenn es Private machen können, umso besser, wenn es die SRG ab und zu macht, auch gut.»

Kommentare

User #4271 (nicht angemeldet)

ich versuche davon zu profitieren dass ich die serafe gebühren dreimal bezahlen darf. einmal für mich als privatperson und noch je einmal für zwei rechtskörper/juristische personen. bislang schaff ich’s einfach nicht drei tv/radio-geräten gleichzeitig zu zusehen und zu zuhören. kann mir da mal jemand einen guten rat geben?

User #5442 (nicht angemeldet)

Wer schaut schon so einen Schund wie Tschugger?!? Da war ja Motel noch um einiges anspruchsvoller! So einen Mist und ich MUSS den auch noch bezahlen (SERAF-ehem. BILAG), da kommt mir di Galle hoch. Alle nur noch am verblöden oder was?

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