Giftpflanze im Stillzimmer: SVP will Antworten vom Bundesrat
Das Stillzimmer im Bundeshaus polarisiert weiter. Bei SVP-Frauen sorgt für Ärger, dass eine Giftpflanze darin steht. Nun reagieren die Parlamentsdienste.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bundeshaus steht neu ein Stillzimmer inklusive Wickeltisch zur Verfügung.
- Nadja Pieren (SVP) ist empört: Statt praktischen Utensilien steht da eine Giftpflanze.
- Die Parlamentsdienste haben den «saisonalen Farbtupfer» nach Nau-Recherchen nun entfernt.
Grünen-Nationalrätin Irène Kälin ist begeistert vom neuen Stillzimmer im Bundeshaus. Gemäkelt wird bei ihr nur auf hohem Niveau: Eigentlich habe es alles, auch wenn eine Wippe ganz nett gewesen wäre.
Die nicht eben billigen Designer-Möbel gehen auch bei SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler knapp durch: Kann man, muss man nicht. Aber die Kinderbetreuungsexpertin in SVP-Kreisen, Nationalrätin Nadja Pieren, sieht ganz andere Probleme: Ungeeignet und giftig sei die neueste Errungenschaft im Parlamentsgebäude
Skandalöse Einrichtung
«Bei der Einrichtung des Still- und Wickelzimmers waren definitiv keine Mütter, sondern Schreibtischtäter am Werk», befindet Pieren. Als Gründerin, Mitinhaberin und Betriebsleiterin einer Kita sind ihr entscheidende Details wie das fehlende Desinfektionsmittel sofort ins Auge gestochen.
«Das Lavabo ist viel zu weit weg vom Wickeltisch, darum müsste eine Wasserschale zur Verfügung stehen.» Tatsächlich fehlen, abgesehen von Kissen und einem Wasserkocher, mobile Einrichtungsgegenstände.
Ein anderes Ding ist dagegen zu viel: «Dass ein Weihnachtsstern auf Kinderhöhe im Zimmer steht, ist skandalös», wettert Pieren. Die zentral platzierte Zimmerpflanze steht auf einem Sockel zwischen Liegesofa und Sessel. «Jede Mutter weiss, dass diese Pflanze giftig ist!»
Weihnachtsstern muss weichen
Zumindest dieser Stein des Anstosses ist nun beseitigt. «Wir haben den Weihnachtsstern wieder aus dem Stillzimmer entfernt», teilt Karin Burkhalter von den Parlamentsdiensten auf Anfrage von Nau.ch mit. Ins Stillzimmer ist der potenzielle Übeltäter offenbar eher zufällig geraten. Denn: «Wie im gesamten Parlamentsgebäude hat man auch dort einen saisonalen Farbtupfer setzen wollen.»
Ob beim Schalter des Sicherheitsdienstes, bei der breiten Treppe oder selbst auf dem WC: Im Bundeshaus stehen derzeit Weihnachtssterne, wohin das Auge blickt. Einschlägige Ratgeber empfehlen aber, von der Verwendung in Haushalten mit Kindern abzusehen. Das aus Mittelamerika stammende Wolfsmilchgewächs ist leicht giftig und kann Hautreizungen oder Magen-Darm-Beschwerden auslösen.
Fall für den Bundesrat
Aber SVP-lerin Nadja Pieren ist durch das spontane Entgegenkommen der Parlamentsdienste nicht zu erweichen. Es sind ihr der Unstimmigkeiten zu viele. «Ausserdem erschliesst sich mir nicht, wie die Einrichtung eines Zimmers 90‘000 Franken Steuergeld verschlingen kann.»
Wir wollen ja keine Namen nennen, aber wie Nau-Recherchen zeigen, soll zum Beispiel das Liegesofa nicht nur gut aussehen. Sondern auch für einen tiefen, gesunden Schlaf sorgen. Das allein schlägt schon mit mehreren Tausend Franken zu Buche. Für Pieren ist der Fall klar: «Ich konfrontiere den Bundesrat damit in der Fragestunde.»