Stillzimmer im Bundeshaus erfreut junge Politik-Mütter
Das Wichtigste in Kürze
- Im Hochparterre des Bundeshauses wurde ein Stillzimmer mit Wickeltisch eingerichtet.
- Nationalrätin Irène Kälin (Grüne) findet dies eine grosse Erleichterung für Mütter.
- Auch Väter und Besucherinnen könnten sicher davon profitieren.
Politiker sind auch nur Menschen. Und machen, was Menschen so machen: Neue Menschlein. Nicht erst seit den Wahlen, die das Parlament jünger und weiblicher gemacht haben, sind frischgebackene Mütter (und Väter) unter der Bundeshauskuppel häufiger geworden. Für sie gibt es jetzt, eingeklemmt zwischen Zimmer 8 und Treppenhaus: Ein Stillzimmer.
«Stillzimmer ist eine grosse Erleichterung»
Liegesofa, Wickeltisch, Windeleimer, Lehnstuhl, Mini-Kühlschrank für abgepumpte Milch und vor allem ein Lavabo stehen zur Verfügung. Letzteres sei elementar, sagt Grünen-Nationalrätin Irène Kälin. «Wir hatten dannzumal einen provisorischen Wickeltisch im Notfallzimmer, wo es kein Wasser hatte – und es war nicht annähernd so schön wie hier». Das Stillzimmer sei ein grosser Gewinn für junge Parlamentarier-Eltern und deren Babys, «und eine grosse Erleichterung vor allem».
Dass die Möblierung auf teure Designstücke aus Schweizer Produktion setzt, findet Kälin nichts als recht. «Es ist diesem Haus angemessen, dass auch das Stillzimmer sehr werthaltig und nachhaltig ist.»
Das sieht auch die dreifache Mutter und SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler so: «Wenn man es schon macht, ist es sicher sinnvoll, Schweizer Unternehmen zu unterstützen.» Die Notwendigkeit eines Stillzimmers sie etwas weniger dringend als ihre Ratskollegin. «Für die wenigen Male habe ich das Sanitäter-Zimmer benutzen können. Wir sind ein Parlament und kein Frauenspital». Jetzt, mit dem Stillzimmer, sei das ja aber «sicher super» und den Müttern die Rückzugsmöglichkeit zu gönnen.
Bereit für viele, viele blutte Füdli
So viele Mütter gebe es nun auch wieder nicht im Parlament, gibt Geissbühler zu bedenken. Sehr oft werde das Stillzimmer wohl nicht gebraucht werden: «Es sind vielleicht eine oder zwei Sessionen, die es betrifft».
Für Irène Kälin ist dagegen klar: «Die Chance, dass es noch mehr Bundeshaus-Babys geben wird, steigt.» So oder so sei primär der Wickeltisch der grosse Pluspunkt des Stillzimmers. Diesen könnten auch Besucherinnen oder Väter gut gebrauchen. «Man darf also davon ausgehen, dass noch ein paar mehr blutte Füdli über diesen Wickeltisch gehen, als nur die von Parlamentarier-Babys.»
Wickel-Kunde für Besuchergruppen
Wenn das Stillzimmer so fleissig genutzt wird – darf dann auch ein Vater noch zum Wickeln hereinschneien, wenn bereits ein-zwei Säuglinge mit Muttermilch versorgt werden? «Ich sehe da überhaupt kein Problem», findet Kälin. «Schlussendlich ist Stillen etwas ganz natürliches und die Nahrungsaufnahme eines Kindes nicht viel anders als von uns Menschen.»
Ein Wehrmuts-Tropfen sei wenn schon, dass die Besuchergruppen auf dem Weg auf die Tribüne genau an der Stillzimmer-Glastüre vorbeigeschleust werden. Zwar müsse man ja wegen einem Windelwechsel nicht gleich den Vorhang ziehen. «Ob die Schülerinnen und Schüler aber das erwarten auf einer Bundeshausführung, ist eine andere Frage. Vielleicht ist das dann gleich Weiterbildung in einem anderen Themengebiet…».