Grüne empört: Sollen Steuerzahler Schneekanonen subventionieren?
Das Wichtigste in Kürze
- Ein freisinniger Ständerat verlangt Staatsgelder für die Beschneiung in Skigebieten.
- Für Politiker von GLP und Grünen ist der Vorschlag doppelt vermessen.
- Die Idee sei weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig, kritisieren sie.
Dieser Vorschlag hat es faustdick hinter den Ohren. Hans Wicki, Nidwaldner Ständerat und FDP-Mitglied, fordert Staatssubventionen. Nur so, glaubt er, seien die Schweizer Skigebiete zu retten.
Steuerzahler soll Kunstschnee bezahlen
Der Präsident des Vereins «Seilbahnen Schweiz» will die Beschneiung zur Aufgabe der Gemeinden machen. Diese sollen den Bergbahnen helfen, Schneekanonen und Speicherseen zu finanzieren – mit Steuergeldern notabene.
Das würde bei Hallenbädern oder Ortsbussen schliesslich auch gemacht, um die Attraktivität von Tourismusorten zu erhalten, sagt Wicki gegenüber der «Rundschau». Immer mehr Bergbahnen könnten die Beschneiung nicht mehr selbst finanzieren, erklärt der 55-Jährige.
Arbeitsplätze bei Bergbahnen, Hotels und Gewerbe der Tourismusregionen seien deshalb vom schwindenden Schnee direkt oder indirekt betroffen. Ein Dorf, das vom Wintertourismus lebe, solle mithelfen, dass das Skigebiet am Leben bleibe.
Wenig Verständnis bei Politikern von GLP und Grüne
Der Vorschlag sorgt bei GLP-Präsident Jürg Grossen für Stirnrunzeln. «Ich unterstütze es durchaus, wenn der Bund mithilft die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen: Wenn er im Falle einer Dürre etwa dafür sorgt, dass Natur und Tiere genügend Wasser erhalten. Die finanzielle Unterstützung von Schneekanonen ist aber sicher keine Staatsaufgabe», so der GLP-Nationalrat.
Gegen Staatshilfen hat auch Grünen-Nationalrat Michael Töngi nichts einzuwenden. «Ich finde es persönlich jammerschade, dass immer mehr Skigebiete Probleme haben oder schon geschlossen haben. Aber Staatshilfen müssen nachhaltig sein. Ausgerechnet jetzt den Bau von Schneekanonen zusätzlich zu subventionieren, verzögert den Strukturwandel, der leider nötig ist.»
Auch mit den besten Schneekanonen lasse sich der Klimawandel nicht aufhalten. Für den Luzerner ist deshalb klar: Skigebiete in tieferen und mittleren Lagen werden in wenigen Jahrzehnten schliessen müssen. «Sie müssen jetzt in andere Aktivitäten für die Wintersaison investieren.»
Schon heute habe man viele beschneite Pisten, die Leute gingen jedoch weniger oft Skifahren als früher. «In Kombination mit dem Klimawandel besteht deshalb ein hohes wirtschaftliches Risiko, wenn immer noch mehr Geld in Anlagen gesteckt wird.»
Ruf nach Staatshilfe von Freisinnigem
Interessant ist auch, dass gerade ein Freisinniger nach mehr Unterstützung durch den Staat ruft. Wicki bestreitet nicht, dass er die Steuerzahler für den subventionierten Kunstschnee zur Kasse bitten will – es brauche bestimmt «hunderte von Millionen» Franken, schätzt er.
GLP-Präsident Grossen ist erstaunt: «In diesem Fall stellt ein FDP-Ständerat ganz offensichtlich seine Eigeninteressen über die liberalen Grundsätze. Das kommt leider immer wieder vor.»
Und auch Grünen-Nationalrat Töngi wundert sich: «Wenn es um eigene Interessen geht, sind Prinzipien meist schnell über Bord geworfen. Es zeigt auch die Not dieser Branche.»