Handynummern von Bundesräten sind öffentlich zugänglich
Private Daten von zwei Bundesratsmitgliedern sind relativ einfach online zu finden. Ein Experte warnt: Feindliche Geheimdienste könnten dies ausnutzen.

Das Wichtigste in Kürze
- Mit wenigen Klicks können private Kontaktdaten von Bundesräten gefunden werden.
- Betroffen sind Elisabeth Baume-Schneider und Ignazio Cassis.
- Der Bund sieht keinen Grund zur Sorge – ein Experte warnt jedoch vor möglichen Folgen.
Die privaten Handynummern und E-Mail-Adressen von Bundesratsmitgliedern und hochrangigen Sicherheitsbeamten sind laut «SonntagsBlick» offen im Internet zu sehen.
Teils gelang es, mit wenigen Klicks die Daten offenzulegen, wie die Zeitung schrieb. Sei es mit einer Google-Suche oder mithilfe einer kommerziellen Personen-Suchmaschine.
Unter anderem konnte die Daten von Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider und Aussneminister Ignazio Cassis offengelegt werden. Dazu beispielsweise auch diejenigen von Thomas Süssli, Chef der Armee. Auch andere Personen aus der Verteidigung sind betroffen – beispielsweise ausgerechnet Cyberchef Simon Müller.
Bund findet öffentliche Daten nicht heikel
Das Bundesamt für Cybersicherheit findet es «nicht heikel», dass Telefonnummern auftauchen. Für «sensible und klassifizierte Gespräche» gebe es «verschlüsselte Kommunikationskanäle», teilte es «SonntagsBlick» mit. Zudem seien sich die exponierten Personen der Risiken bewusst. Es gebe regelmässig Sensibilisierungskampagnen.
Sven Fassbender, Experte für Informationssicherheit und Geschäftsführer der Cybersecurityfirma Zentrust Partners, ist etwas kritischer. Er sagt: «Es fragt sich, wie gut die Sensibilisierung ist, wenn private Handynummern von hochrangigen Sicherheitsleuten problemlos im Internet zu finden sind.»
Dazu komme, dass Sensibilisierungskampagnen kaum ausreichen würden. Denn sonst gäbe es keine erfolgreichen Cyberangriffe mehr.
«Jede Info erhöht die Erfolgschance eines Angriffs»
Ein konkretes Risiko: Feindliche Geheimdienste könnten die Kommunikation der Betroffenen hacken. Spähsoftware könnte mithilfe der öffentlichen Daten installiert werden. Dazu kommt das Risiko von Phishing-Angriffen. «Jede Info, die ein Krimineller findet, erhöht die Erfolgschance eines Angriffs», sagt Fassbender.
Ein solcher Zugriff muss nicht zwingend schwerwiegende Folgen haben. Zumindest, wenn sich die betroffenen Personen an ihre Sicherheitsprotokolle halten. Wichtig ist laut Fassbender, dass man über private Handys und Mailadressen keine sensiblen Daten austausche. Am sichersten wäre aus der Sicht des Experten trotzdem, wenn die Daten gar nicht öffentlich wären.
Das Departement von Baume-Schneider wolle nun Vorkehrungen treffen, um die Daten zu löschen, sagt ein Sprecher. Allerdings habe man bisher keine negativen Erfahrungen gemacht.