Hat die Schweiz die best-benamste Regierung der Welt?
Kennen Sie den? Rösti Amherd! Wortspiele mit Bundesratsnamen lassen die Schweiz kreativ erblühen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Namen der (neuen) Bundesräte regen zu allerlei Wortspielen an.
- Ist die Schweiz diesbezüglich ein Sonderfall?
Dass mit Albert Rösti einer Bundesrat wird, der einen köstlichen Nachnamen trägt, haben wir bereits thematisiert. Doch ist es fast wie bei Entscheiden: Der Gesamtbundesrat tritt als Gesamtpaket auf, namentlich auch bei den Nachnamen. Zusammen mit dem zweiten Neuzugang, Elisabeth Baume-Schneider, sorgen die sieben Landesväter und -mütter deshalb für Kalauer ohne Ende.
Jetzt wird es sogar Komikern zu bunt
Naheliegenderweise konzentrierte man sich dabei auf die gute Schweizer Küche: So wurde in den sozialen Medien so manche Rösti Amherd gebrätelt. Bis es einigen zu viel wurde: Grünen Nationalrätin Meret Schneider, selbst grosser Fan von Wortspielen, forderte eine Moratorium. Nicht ohne selbst einen letzten nachzuschieben: Das Parlament wolle mit der Wahl von Agraringenieur Albert Rösti wohl mehr «Bauer to the people».
Nachdem sich Slam-Poetin Patti Basler ausgetobt hatte, kassierte sie einen Rüffel von Komiker Dominic Deville, dem es zu bunt wurde. Dabei hatten humorvolle(re) Leute längst expandiert und noch mehr Bundesräte in ihre Wortkunst einbezogen.
«Baume-Schneider brät AmHerd Rösti, während Parmelin mit Berset im Keller-S(o)ut(t)er(ain) einen Cassis kippt». So wird die Schweizer Landesregierung endlich merk-würdig.
Hat die Schweizer Regierung die besten Namen?
Natürlich, auch Cassis ist ja in der Kulinarik anzusiedeln. Es passt grad sehr vieles in diesem Bundesrat. Ist die Schweizer Regierung einfach einzigartig, dürfen wir das Bonmot vom «Sonderfall Schweiz» mal wieder hochleben lassen?
Ein Blick in die nähere Nachbarschaft zeigt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Italien hat mit Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ebenfalls Essbares zu bieten, viel mehr ist da aber nicht. In Frankreich macht man aus Ministerpräsident Emmanuel Macron nur über Umwege ein «Macaron», sprich: Guetzli. Als «Macron» wäre er lediglich ein «Überstrich» auf einem Buchstaben – es muss ja nicht immer alles geniessbar sein.
Zum Beispiel Macrons Premierministerin Élisabeth Borne: Sie heisst wörtlich «Dickkopf». Wenn das mal kein Steilpass für Patti Basler ist. Deutschland hat dafür ganz freiwillig einen Scholz gewählt, was von «Schultheiss» kommen soll und unter anderem ein Steuereintreiber ist.
Natürlich sucht man sein (Arbeitsminister Hubertus) Heil auch in der Tierwelt. Ein Baerbock kommt aber nicht einmal bei Harry Potter vor. Dafür gibt es noch die Familienministerin, die so heisst, wie jedermanns liebstes Schulfach: Lisa Paus. Und, wer kennt ihn nicht, das unüberhörbare Fliessgewässer namens Karl Lauterbach.
Die spinnen, die Briten
Wirklich aussagekräftige Nachnamen findet man aber aktuell in der britischen Regierung. Die Minister scheinen vorwiegend sehr vorteilhafte Bezeichnungen zu haben. Der Lordsiegelbewahrer True («wahr), die Ministerin für Inneres Braverman (tapferer Mann), Aussenminister Cleverly («schlau»). Thérèse Coffey fällt da etwas aus dem Rahmen, back to the foods, aber sie ist ja auch Ministerin für Ernährung.
Es scheint beinahe, als sei ein passender Name Voraussetzung fürs Ministeramt im Vereinigten Königreich. Der Staatsminister für Sicherheit sollte natürlich jemand sein, der möglichst viele guten Charakterzüge auf sich vereinigt. Wohl darum fiel die Wahl auf Tom Tugendhat.
Ganz einzigartig ist die Schweiz also leider nicht. Hingegen scheinen die Schweizer Ressourcen an adäquat benamsten Politkern unerschöpflich zu sein. Fast vergessen gegangen wäre im ganzen Trubel, dass geradesogut auch zwei andere Bundesräte hätten gewählt werden können. Nicht zum Schaden von möglichen Wortspielen.
731 Jahre nachdem sich die Eidgenossen gegen einen Adligen und dessen Statthalter auflehnten, wären ebendiese wieder an der Macht gewesen: Herzog und Vogt.