Immer weniger Schweizer identifizieren sich mit einer Partei
In der Schweiz fühlen sich immer weniger Personen einer bestimmten Partei zugehörig. Aber eine Partei konnte trotzdem an Wählerschaft zulegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Schweizer bezeichnen sich als parteilos.
- Nur die SVP ist nicht von der schwindenden Parteibindung betroffen.
- Parteilose haben oft ähnliche Einstellungen und Merkmale wie die SVP-Wählerschaft.
Die Parteiidentifikation hat in der Schweiz in den letzten fünfzig Jahren stark abgenommen. Der Anteil an Personen, die sich einer bestimmten Partei nahe fühlen, war 1971 noch über 50 Prozent. Im Jahr 2019 waren es nur noch 30 Prozent. Das geht aus einer Studie in der Zeitschrift «Social Change in Switzerland» hervor.
Laut dem Schweizer Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften (Fors) sind fast alle grossen Parteien von der Abnahme betroffen. Nur bei der SVP schwindet die Parteibindung nicht.
SVP-Anteil in 20 Jahren verdoppelt
Die Studie basiert auf einer Auswertung aller nationaler Nachwahlbefragungen von 1971 bis 2019. Der Rückgang der Parteigebundenen war laut der Analyse am stärksten bei der ehemaligen CVP. Deren Wählerschaft hat um zwei Drittel abgenommen. Der Anteil der SP hat sich halbiert, während sich die SVP-Wählerschaft von 1999 bis 2019 verdoppelt hat.
Die grosse Gruppe an Parteiungebundenen sei für die Parteien schwierig zu mobilisieren. Personen, die sich keiner Partei zugehörig fühlten, hätten ein geringeres Interesse an Politik. Sie beteiligten sich auch weniger oft an eidgenössischen Wahlen.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist es gemäss der Analyse der SVP am besten gelungen, die Parteilosen zu überzeugen.
Parteilose ähneln SVP-Wählerschaft
Die Personen, die keiner Partei angehören, ähneln der Studie zufolge in ihren sozioökonomischen Merkmalen und politischen Einstellungen der SVP-Wählerschaft. So hätten sie häufig keinen Hochschulabschluss, und ein niedriges bis mittleres Einkommen. Ausserdem seien sie gegen einen EU-Beitritt oder höhere Sozialausgaben.
Vor den Wahlen 2023 hatte die SVP die beste Ausgangslage, um die Parteiungebundenen an sich zu binden. Viele Parteilose seien aber auch weiblich, jung und konfessionslos. Daher könnten auch andere Parteien bei ihnen punkten.