Impfchef Christoph Berger erklärt Booster-Empfehlungen
Impfchef Christoph Berger erläutert die neusten Impfempfehlungen: Boostern, insbesondere von Risikogruppen, aber erst ab dem 10. Oktober.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EKIF hat heute die Impfempfehlungen für den Winter präsentiert.
- Erneut geboostert werden soll ab dem 10. Oktober.
- Die Empfehlung erfolgt abgestuft nach Gruppen.
Nein, ausser den über 80-Jährigen brauche niemand einen zweiten Booster gegen das Coronavirus, hiess es vor der Sommerpause. Die Impfkommission EKIF und deren Präsident, Christoph Berger, versprachen aber ein Update im Herbst, im Hinblick auf die kalte Jahreszeit. Heute nun präsentierte Berger die neuen Impfempfehlungen.
Allgemein, so die EKIF, sei eine Auffrischimpfung bei allen Personen ab 16 Jahren sinnvoll. In erster Linie boostern lassen sollten sich Personen mit Risikofaktoren, die Ü65 und wer in der Akut- und Langzeitbetreuung arbeitet. Impfchef Berger betont aber auch: Die Ausgangslage ist dieses Jahr eine andere.
«Die meisten haben schon Antikörper»
Denn 97 Prozent der Bevölkerung seien bereits geimpft, hatten eine Infektion «oder die meisten beides», so Berger. 97 Prozent haben also Antikörper gegen das Coronavirus und ihr Immunsystem damit schon mal eine Antwort. Diese gelte es nun noch aufzufrischen. Entscheidend anders sei auch: «Wir müssen nicht mehr davon ausgehen, dass das Virus sich derart ausbreitet und zu so schweren Erkrankungen führt.»
Primäres Ziel von EKIF und BAG ist es, schwere Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden. Damit soll auch der auch ohne Covid-Patienten angespannten Lage auf den Intensivstationen Rechnung getragen werden. Umgekehrt sieht die EKIF darum wenig Anlass, auch Kinder und Jugendliche zu boostern.
Ein paar Monate Schutz während nächster Welle
Punkto Impfstoffe präsentiert sich die Lage wie gehabt: Als Booster zugelassen sind die «klassischen» mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Moderna sowie der BA.1-Kombi-Impfstoff von Moderna. Sofern diese im Impfzentrum verfügbar sind, können diese unabhängig von der letzten Impfdosis angewendet werden. Dies gilt auch für den proteinbasierten Impfstoff von Novavax.
Weil nicht die Omikron-Variante BA.1 kursiert, sondern hauptsächlich BA.5, schützen alle Impfstoffe etwa gleich gut – oder gleich schlecht.
«Keiner von diesen schützt gut gegen eine milde Infektion und auch nicht vor einer Virusübertragung». Hingegen schützten alle vor einer schweren Infektion, unterstreicht Berger. «Und das ist insbesondere wichtig für die besonders gefährdeten Personen.»
Die neuen Impfempfehlungen sind nicht sofort, sondern erst ab dem 10. Oktober gültig. Die zeitliche Abstimmung ist Berger wichtig, denn: «Der Schutz der Impfung ist vorübergehend, ein paar Monate.»
Der grösstmögliche Schutz soll dann da sein, wenn auch die Viruszirkulation am höchsten ist. Das dürfte dann sein, wenn es kälter wird und man in Innenräumen näher zusammenrückt. «Und auf das hin zielen wir den Start der Impfkampagne.»
Wird Covid-19 bald wie die Grippe gehandhabt?
Eine Impfempfehlung, die primär auf Risikogruppen und Gesundheitspersonal abzielt und an Dringlichkeit eingebüsst hat, das erinnert stark an die Grippe. Es sei gut möglich, dass nächste Saison ein weiterer Schritt mit der Covid-Impfung gemacht werden könne, hofft Berger: «Dass es immer ähnlicher wird wie bei einer Grippe-Impfung.»
Das werde der Fall sein, wenn die kommenden Virusvarianten ähnlich wie die aktuellen seien. Sollte sich aber eine völlig neue Variante durchsetzen: «Dann müssen wir schauen, wie gut unsere Immunität ist und unsere Impfempfehlungen neu beurteilen.»