Kampf gegen Zwangsehen

Keystone-SDA
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Bern,

Mehrere hundert Ehen in der Schweiz werden jährlich unter Zwang geschlossen. Der Bund hat 2012 ein Programm gegen diese Zwangsehen lanciert und zieht jetzt Bilanz.

Bei Zwangsehen gibt es eine hohe Dunkelziffer.
Bei Zwangsehen gibt es eine hohe Dunkelziffer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund investierte seit 2012 zwei Millionen Franken in den Kampf gegen Zwangsehen.
  • In vielen Regionen bildeten sich Netzwerke.
  • Von 2015 bis 2017 wurden 905 Fälle gemeldet - die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

Die Schweiz hat 2013 ein Programm gegen Zwangsehen lanciert. Dafür stellte der Bund bis 2017 insgesamt 2 Millionen Franken aus dem Integrationskredit zur Verfügung. Doch bereits die Tatsache, dass der Bund das Thema auf die Agenda setzte, löste konkrete Wirkungen aus, wie es in dem Bericht heisst.

Erfolge und Schwächen

Gemäss einer externen Evaluation trug das Programm dazu bei, dass sich in vielen Regionen Netzwerke zu Zwangsheiraten bildeten oder bestehende Netzwerke weiterentwickelt wurden. Unter anderem wegen der Komplexität des Themas, wurde 2015 mit der Fachstelle Zwangsheirat ein überregionales Kompetenzzentrum geschaffen.

Der Bericht deckt jedoch auch Schwächen des Programms auf. So ist die Nachhaltigkeit der neu entstandenen Netzwerke fraglich, weil das Thema im Berufsalltag vieler Fachleute nach wie vor einen tiefen Stellenwert hat. Das Programm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten führt der Bundesrat nicht weiter, wie er in dem Bericht schreibt. Jedoch will er ein gesamtschweizerisches Kompetenzzentrum unterstützen.

Hohe Dunkelziffer

Die Projektorganisationen haben von Anfang 2015 bis Ende August 2017 insgesamt 905 Fälle gemeldet. Davon gingen 736 Fälle direkt bei der Fachstelle Zwangsheirat ein. Bei 83 Prozent der betroffenen handelte es sich um Frauen.
Über ein Viertel der Betroffenen war unter 18 Jahren alt. Gemäss dem Bericht sind die häufigsten Herkunftsländer Kosovo, Sri Lanka, Türkei, Albanien, Mazedonien, Afghanistan und Syrien.
Diese Zahlen dürften nicht mit dem aktuellen Ausmass des Phänomens Zwangsheiraten in der Schweiz gleichgesetzt werden, schreibt der Bundesrat. Die Dunkelziffer sei hoch.

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