Karin Keller-Sutter versteht Kritik an Finanzierung von Sex-Portal
Mit fast 350'000 Franken unterstützt der Bund ein Sexportal. Justizministerin Karin Keller-Sutter verteidigt den Support.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund unterstützt ein Sexportal mit hunderttausenden von Franken.
- Bundesrätin Keller-Sutter begründet dies mit dem Kampf gegen übertragbare Krankheiten.
EVP-Präsidentin Marianne Streiff-Feller ärgert sich über das Sexportal «Callmetoplay»: «Aus einer breiten Palette von Praktiken können Personen auswählen, welche Dienste sie den Freiern anbieten. So bieten sie zum Beispiel Praktiken an, bei denen Ejakulat, Speichel, Kot und Urin ungeschützt ausgetauscht werden.»
Das Portal, auf dem diese Dienste angeboten werden, wird vom Bundesamt für Gesundheit BAG und dem Bundesamt für Polizei Fedpol mitfinanziert. 45'600 Franken warf das Fedpol im letzten Jahr ein, 300'000 das BAG.
Das Portal wird von Vereinen betrieben, welche damit die Rechte von Sexarbeitern schützen wollen. Neben den kostenlosen Kontaktanzeigen von Prostituierten bietet die Webseite für diese auch Hilfestellungen bei Gewalt, Burnout, Risiken zu Sexualpraktiken oder was zu tun ist, falls ein Kondom reisst.
EVP-Präsidentin stört sich an Unterstützung durch Bund
Auf der Seite steht ein Forum für Klienten und Anbietende zur Verfügung. Dieses wird spärlich genutzt. Die Anzeigen lassen sich nach Kantonen, Geschlecht, Orientierung und Angebot filtern. Die angebotenen Dienstleistungen werden dabei nach Risikoklassen markiert.
Nationalrätin und EVP-Präsidentin Marianne Streiff-Feller stösst dies sauer auf. Sie will vom Bundesrat wissen, wie das zusammenpasse. Frauen können mit Unterstützung des Bundes ihre Dienste anbieten.
Die Antwort der Justizdirektion von Karin Keller-Sutter verteidigt die Unterstützung des Sexpoartals. Sagt aber auch: «Der Bundesrat hat Verständnis für die kritische Haltung der Interpellantin.» Es gehe primär um die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bei Prostituierten.
Karin Keller-Sutter: Ziel ist der Schutz vor übertragbaren Krankheiten
Sexarbeitende würden bei der Registrierung auf der Webseite auf Informationen zum Schutz vor Krankheiten oder auch Zwang hingewiesen. Sie erfahren dort auch, an wenn sie sich im Notfall wenden sollen.
«Ziel des Projekts war es, die Sexarbeitenden für die Gefährdung durch Straftaten zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich untereinander austauschen zu können», fasst Keller-Sutter zusammen.
Kann der Bundesrat aber ausschliessen, dass auf «Callmetoplay» Opfer von Menschenhandel angeboten werden? Darauf antwortet Keller-Sutter mit der Feststellung, dass Menschenhandel eine Straftat sei, für deren Bekämpfung sich der Bund einsetze. Die Unterstützung des fedpol diene «einzig und allein dem Ziel der Kriminalprävention».
Auch das BAG überprüfe bei ihrer Unterstützung die Erreichung der Ziele zur Eindämmung von Krankheits-Übertragung. Sonst gibts kein Geld. Doch derzeit erfüllt die Unterstützung offenbar seinen Zweck. «Der Bundesart sieht keinen Anlass, die Prozesse und Zuständigkeiten zu ändern», schreibt Keller-Sutter.