Keller-Sutter: «Habe über einen Aspekt der Vance-Rede gesprochen»
Karin Keller-Sutter wurde nach ihren Äusserungen zur Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance heftig kritisiert. Nun relativiert die Bundespräsidentin.
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Das Wichtigste in Kürze
- Karin Keller-Sutter wurde für ihr Lob der Vance-Rede heftig kritisiert.
- Nun relativiert die Bundespräsidentin und sagt, sie habe nur über einen Aspekt gesprochen.
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat am Mittwochabend ihre umstrittenen Äusserungen zur Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance in München relativiert. «Ich habe nur über einen Aspekt von Vances Aussagen gesprochen», sagte sie in der Sendung «Infrarouge» von RTS.
Sie habe sich auf die Aussagen bezogen, wonach man auf die Bevölkerung hören und die Meinungsfreiheit garantieren müsse. «Ich habe nicht über den Rest gesprochen. Es liegt nicht an mir, Kommentare abzugeben oder Vances Aussagen über die USA oder Europa zu bewerten.»
Keller-Sutter fühlt sich von Vance-Kritik nicht angesprochen
In einem Interview mit «Le Temps» hatte Keller-Sutter zuvor erklärt, Vances Rede sei «liberal in einem sehr schweizerischen Sinne», wenn er betone, dass man auf die Bevölkerung hören müsse. «Er sprach über Werte, die es zu verteidigen gilt und die wir teilen, wie Freiheit und die Möglichkeit, sich zu äussern. Es war ein Plädoyer für die direkte Demokratie», fügte sie hinzu. Damit wich sie von der kritischen Reaktion vieler europäischer Politiker ab.
Vance hatte in München erklärt, «der wahre Feind Europas sei weder China noch Russland, sondern jene Regierungen, die nicht auf ihre Bevölkerung hörten und stattdessen abweichende Stimmen unterdrückten, was zu einem Rückschritt der Meinungsfreiheit führe».
Keller-Sutter stellte klar, dass sie sich von dieser Kritik nicht angesprochen fühle. «Das Schweizer Modell ist das Gegenteil davon. Die Tatsache, dass wir eine Regierung mit vier Parteien haben, dass es Volksabstimmungen gibt und Kritik geäussert werden kann – auch gegen mich -, zeigt, dass diese Meinungsfreiheit in der Schweiz funktioniert.»
Keller-Sutter: «Trump-System ist ein Schocksystem»
Auf die Strategie des früheren US-Präsidenten Donald Trump zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine angesprochen, sagte Keller-Sutter, sie verstehe nicht genau, welche Pläne die US-Regierung verfolge. «Das Trump-System ist ein Ankündigungssystem, ein Schocksystem. Man sagt etwas und schaut dann, wie es sich entwickelt.»
Diese Art der Politik sei für die Schweiz schwierig: «Wir sind es gewohnt, innerhalb gewisser Rahmenbedingungen Politik zu machen. Wenn jemand plötzlich aus diesem Rahmen ausbricht, ist das brutal.»
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Keller-Sutters Einschätzung der Rede von Vance sorgte in der Schweiz für Diskussionen. Kritik kam unter anderem vom früheren Bundesrat Pascal Couchepin, der Mitte-Partei und den Grünen.