Klimawandel: Bauern wehren sich gegen Bashing der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft verursache einen Grossteil des CO2-Ausstosses und trage damit eine Mitverantwortung am Klimawandel. Die Bauern spielen den Ball zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Landwirtschaft ist massgeblich für den Ausstoss von Klima-Gasen verantwortlich.
- Die Bauern wehren sich dagegen, dass man ihnen die Schuld dafür in die Schuhe schiebt.
Zuviel Fleisch statt Getreide und Gemüse, intensive Bodennutzung mit schwerem Gerät – die Landwirtschaft verursache einen grossen Teil der Klimagase. Das schreibt der Weltklimarat IPCC in seinem neusten Bericht.
Erneut geraten die Bauern in die Kritik, sie seien schädlich für die Natur. Jetzt spielen die Schweizer Landwirte aber den Ball zurück.
Bauern unter Druck
Nicht nur beim Klimawandel, auch in anderen Bereichen ist die Landwirtschaft schädlich. Vogelarten verschwinden, weil Pestizide ihr Futter, die Insekten, dahingerafft haben. Das Trinkwasser wird ungeniessbar, weil in Schweizer Flüssen und Bächen Gifte jenseits der Grenzwerte mitschwimmen.
Kulant sagt Bauernverbands-Präsident Markus Ritter: «Grundsätzlich ist es sicher gut, dass man sich damit auseinandersetzt und mögliche Zusammenhänge aufzeigt.» Das findet auch Markus Hausamann, Landwirt, SVP-Nationalrat und Präsident des «Landwirtschaftlichen Klubs» im Bundeshaus.
Aber: Dass dann die Landwirtschaft zum Bölimann gemacht werde, habe einen simplen Grund: «Weil sich die Gesellschaft zu wenig bewusst ernährt!»
Abschaffen und Blumen pflanzen
«Die Bauern müssen das produzieren, was die Kunden wollen», stellt Ritter klar. Die Forderungen nach weniger Umweltschäden sind für Hausammann nicht zu Ende gedacht.
«Die logische Konsequenz wäre, dass man die Schweizer Landwirtschaft ganz abschafft und überall Blumenwiesen macht.» Nur: «Wenn wir es nicht produzieren, wird es importiert. Das ist ja dann auch nicht besser», setzt Ritter den Gedanken fort.
Das sei auch das Problem mit den anstehenden Volksinitiativen, sagt Hausammann. «Man verlangt von uns etwas, was der Konsument nicht will. Wenn das ändert, können wir uns anpassen. Sogar gerne anpassen!»
Klimawandel bei Bauern ein Thema
Der Klimabericht mache eine globale Betrachtung, betont Ritter. «Die riesigen Landfläche, die zu Wüsten werden: Das beunruhigt mich auch.»
Aber hierzulande weniger Fleisch zu produzieren sei schwierig. «Viele Böden eignen sich nicht für den Ackerbau, gerade bei uns im Berg- und Sömmerungsgebiet. Insgesamt sind dies in der Schweiz 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.»
Doch man tue, was man könne. So ist der nächste Anlass des parlamentarischen Landwirtschaftlichen Klubs dem Klimawandel gewidmet. Es gehe um eine Auslegeordnung, konkrete Möglichkeiten – «wir befassen uns sehr wohl damit, was wir beitragen können», mahnt Hausammann.
Bauern werben um Verständnis
«Ich bin quasi zum Dauerkommunikator im Erklären von Zusammenhängen geworden», klagt Ritter. Direkter formuliert es Hausammann: «Die Konsumenten ernähren sich ja nicht direkt vom Gras der Alpen, die gepflegt werden müssen.» Man probiere, den gesamten gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahrzehnte den Bauern in die Schuhe zu schieben. «Wir können nicht den ökologischen Ausgleich für alle machen», meint Hausammann trotzig.
Ein gewisser Anteil an Emissionen sei unvermeidlich, auch wenn die Landwirtschaft mit der Natur zusammenarbeite, betont Ritter. Doch: «Wir arbeiten ja auch nicht mehr gleich wie vor 50 oder 100 Jahren.»
Viel Spielraum gebe es nicht, denn die meisten für den Klimawandel relevanten Gase in der Landwirtschaft stammten aus biologischen Prozessen. «Aber wir sind mit der Forschung dran, Lösungen für eine Reduktion zu finden.»
Es gebe immer wieder Zielkonflikte, und die Bevölkerung stelle berechtigte Fragen, stellt Ritter klar. «Aber ein Bashing der Bauern, das wäre sicher nicht angebracht.»