«Kurze Röcke sind keine Aufforderung zur sexuellen Belästigung»
Roger Köppel schreibt über SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz: «Eine Politikerin, die ich noch nie ohne kurzen Rock oder hautenge Bluse gesehen habe.» Dass Frauen schuld am Sexismus im Parlament sein sollen, finden Politikerinnen von links und rechts daneben.
Er ist ein Meister der Andeutungen: Weltwoche-Chef und SVP-Nationalrat Roger Köppel. In seinem Editorial zur Sexismus-Debatte erwähnt er seine Parteikollegin Céline Amaudruz namentlich zwar nicht, aber dafür ihre Aussage, sie steige mit gewissen Männern schon gar nicht mehr in den Lift (Nau berichtete).
Kritik für Köppel auch aus der eigenen Partei
Köppel hat korrekt beobachtet, dass Amaudruz selten Hosen anhat. Aber ihr zu unterstellen, sie sei selber schuld, wenn sie mit ihrem Outfit ein Opfer von sexueller Belästigung werde? «Das ist einfach daneben. Wenn es Nationalrätin Amaudruz in diesen Kleidern wohl ist, ist das ihr Ding», sagt SP-Nationalrätin Yvonne Feri. «Er sagt ja eigentlich, kurze Röcke und knappe Blusen sind eine Aufforderung zur sexuellen Belästigung.»
Das Wichtigste in Kürze
- Weltwoche-Chef Roger Köppel kritisiert Parteikollegin Amaudruz, weil diese stets kurze Röcke trägt.
- Amaudruz hatte zuvor über sexuelle Belästigung im Parlament berichtet.
- Politikerinnen von links und rechts nehmen Amaudruz in Schutz.
Auch SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger sagt: «Kleider sind keine Einladung. Betatschen ist eine rote Linie, und zwar unabhängig davon, was man anhat.» Abgesehen davon, dass Kollegin Amaudruz nicht unanständig angezogen sei: «Parlamentarierinnen dürfen das auch. Es ist ja nicht so, dass hier jemand Dinge tragen würde, wie man das bei Pubertierenden sieht, die auch mal etwas übers Ziel hinausschiessen.»
Kann Frau es Köppel einfach nicht recht machen?
SP-Frau Feri spricht das aus, was im Parlament viele Politikerinnen denken: «Wenn Frauen kurze Röcke tragen, ist es nicht recht, und wenn sie eine Burka tragen, auch nicht.»
Ob kurz und eng anliegend oder lang und formenverhüllend: Die Garderoben-Wahl der Frau dürfe nicht von Männern festgelegt werden, findet Feri: «Frauen sind nicht verantwortlich dafür, dass sich Männer im Griff haben.»
An Roger Köppel prallt die Kritik komplett ab. Sein Text lasse keine Fragen und Ansatzpunkte offen. «Wer auch beim Thema Sex und Beziehungen nicht die politisch korrekte Sauce will, sollte die Weltwoche lesen.»