Man lernt nie aus: Der Gender-Tag ist die Zukunft!

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Der wegen Drohungen abgesagte Gender-Tag der Schule Stäfa regt zum Nachdenken an. Da stellt sich heraus: Es ist alles ganz anders. Ein Kommentar.

Sekundarschule Stäfa Gender-Tag
In Stäfa ZH ist nach dem abgesagten «Gender-Tag» noch keine Ruhe eingekehrt. - Sekundarschule Stäfa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aufregung um den «Gender-Tag» in Stäfa ZH beruht auf falschen Ängsten.
  • Das hätte sich vermeiden lassen.
  • Nachforschungen zeigen: Gender ist eh Schnee von gestern. Ein Kommentar.

Nach viel Empörung und noch mehr Ausrufezeichen hat die Schule Stäfa den «Gender-Tag» abgesagt. Nota bene nicht wegen der Kritik, sondern weil man Störungen befürchten musste. Es gab gar Drohungen gegen Leib und Leben der Schulangestellten. Also weitaus Schlimmeres, als die Kritiker zu verhindern glaubten.

So entgeht den Stäfner Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Lektion fürs Leben: Nämlich, dass es noch viele langweilige Pflicht-Tage geben wird, deren Sinn und Zweck man erst Jahre später nachvollziehen kann. Die ganze Angelegenheit hat aber immerhin auch positive Seiten: Man lernt wieder einmal dazu. Vielleicht sogar, wenn man zu den Kritikern zählte.

Brief Gender-Tag Stäfa
Kleiner Brief, grosse Aufregung: Mit einem Schreiben erinnerte die Sekundarschule Stäfa ZH die Schülerinnen und Schüler an die Durchführung des «Gender-Tages». - Twitter / @andreas_glarner

Einige von diesen zweifelten ja sogar an, dass die Stäfner Behördenvertreter die Wahrheit sagten. Es könne nicht sein, dass der «Gender-Tag» angeblich schon seit über zehn Jahren stattfinde. So lange gebe es die Gender-Debatte, beziehungsweise das Wort «Gender», in unserem Sprachgebrauch ja noch gar nicht.

Drum prüfe, wer es problematisch findet

Das hätte man ja vorher nachprüfen können und hätte im Vorbeiweg ganz, ganz interessante Dinge gelernt. Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass «Gender» gar nicht «Transe» oder LGBTQI+ heisst? Nein, es ist enttäuschenderweise einfach Englisch für «Geschlecht».

Herbert Grönemeyer
Herbert Grönemeyer bei seinem Konzert im Zürcher Hallenstadion, am Sonntag 21. November 1999. - keystone

Am «Gender-Tag» gibt es darum keine Drag Queens, die mit nackten, unrasierten Beinen Can-Can tanzen und gleichzeitig Kinderbücher vorlesen. Sondern nur «spannende Einblicke» und «Diskussionen in der Gruppe» über Themen aus den 80er-Jahren, wie: Wann ist ein Mann ein Mann?

So alt ist der «Gender-Tag» wirklich

Auch herausfinden können hätte man, dass es den «Gender-Tag» in Stäfa tatsächlich schon lange gibt. Zu Beginn fand man den auch noch derart interessant, dass die «Zürichsee-Zeitung» 2012 eigens eine Journalistin hinschickte. Sie berichtete von halbstarken Töfflibuben, die wie Mädchen kicherten – vermutlich ist trotz allem etwas Rechtes aus ihnen geworden.

Gender-Tag Stäfa
So berichtete die «Zürichsee-Zeitung» anno 2012 über den «Gender-Tag» an der Sekundarschule in Stäfa ZH. Damals fand man, eine Erklärung des Begriffs sei vonnöten. - Screenshot smd.ch / Zürichsee-Zeitung

Den Begriff «Gender-Tag» verwendet man in der Schweiz allerdings schon viel länger. Unter anderem befand der Kanton Baselland 2006, der allseits beliebte «Tochtertag» sei doch auch etwas für Jungs. Darum solle er zum «Gender-Tag» werden, damit «Buben etwas über Gleichstellung lernen». Merke: Gleichstellung ist, wenn auch die Buben endlich alles dürfen.

Tochtertag Gender-Tag Baselland
Im Baselbiet genderte man den Tochtertag schon 2006 und machte ihn zum «Gender-Tag». - Screenshot smd.ch / Basler Zeitung

Drei Jahre später hiess es dann landesweit: «Der nationale Tochtertag findet jeweils am 2. Donnerstag im November statt und richtet sich an Jungs der 5. bis 7. Schulklasse. Aber je nach Kanton gelten spezifische Regelungen.» Allerdings mit geschlechtergetrenntem Programm: Schon damals gab es für Jungs «spannende Diskussionen mit den Klassenkollegen», aber auch «Besuche von rollenteilenden Vätern».

Gender ist Zukunft

2010 wurde der «Tochtertag» zum 10-Jahres-Jubiläum gleich landesweit umbenannt. Vom «Gender-Tag» ging es nahtlos über zu «Nationaler Zukunftstag – Seitenwechsel für Mädchen und Jungs». So heisst er auch noch heute. Offenbar gab es noch keine erzürnten Bedenken, nach einem Seitenwechsel könnte man urplötzlich vom anderen Ufer sein.

Zukunftstag Tochtertag Seitenwechsel
Der Zukunftstag sei ein Seitenwechsel für Mädchen und Jungs, verspricht die Homepage. - Screenshot nationalerzukunftstag.ch

Um dem vorzubeugen, sollte eventuell mittelfristig ein anderer Slogan gesucht werden. Stäfa will ja den «Gender-Tag», um Missverständnisse zu vermeiden, auch unter neuem Namen fortführen. Denn was gut gemeint ist, muss regelmässig umbenannt werden. Aber sich darauf zu verlassen, wäre fahrlässig, weil, eben: «Gender» ist Sache der Kantone.

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Kommentare

User #3939 (nicht angemeldet)

Du gehörst auch dazu!!

User #3939 (nicht angemeldet)

Die werden dabei dreckig und stinken. Die wollen das nicht. Haben lieberb ein Schoggileben

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