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Mit Instagram: Bundesrat verstärkt seine Präsenz in sozialen Medien

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Der Bundesrat will seinen Auftritt in den sozialen Medien ausbauen. Dazu gehört ein eigener Instagram-Account und 10 Stellen in den Departementen.

Bundesrat Soziale Medien Instagram
Auf Youtube und Twitter (via Bundesratssprecher André Simonazzi) ist der Bundesrat bereits offiziell aktiv, jetzt soll Instagram folgen. - Schweizerische Bundeskanzlei / Screenshot YouTube / Screenshot Twitter / Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will mehr und besser via soziale Medien kommunizieren.
  • Nebst YouTube und Twitter soll nun auch ein Instagram-Account angelegt werden.
  • Nebst einem audiovisuellen Zentrum schafft der Bundesrat darum auch 10 neue Stellen.

Auf YouTube ist der Bundesrat schon seit sechs Jahren, via Bundesratssprecher André Simonazzi auch schon zehn Jahre bei Twitter unterwegs. Der YouTube-Account dürfte insbesondere wegen der live gestreamten Medienkonferenzen der vergangenen Monate populär geworden sein.

Jetzt will der Bundesrat mehr, besser und einheitlicher in den sozialen Medien auftreten. Als Pilotversuch gibt es zunächst ab 2022 einen Instagram-Account, ein audiovisuelles Zentrum und zehn zusätzliche Vollzeitstellen, verteilt auf die Departemente.

Bundesrat in der Kritik

Zwar haben einzelne Departemente und Bundesräte bereits einen eigenen Auftritt bei Instagram. So informieren WBF oder EDA über ihre Projekte und Treffen. UVEK-Vorsteherin Simonetta Sommaruga präsentiert auf ihrem persönlichen Account viel Politisches und Historisches, plus ein paar bunte Schnappschüsse. Bunt geht es auch bei SP-Kollege Alain Berset zu, der sich mit gutem Auge und Filtern ans klassische Insta-Profil herantastet.

Bei Aussenminister Ignazio Cassis und Wirtschaftsminister Guy Parmelin dominieren dagegen Textbotschaften und die Dokumentation von Treffen. Dementsprechend kritisierte die Geschäftsprüfungskommission des Parlaments 2019, der Bundesrat nutze die sozialen Medien nicht systematisch. Mit Leitlinien und Manpower will der Bundesrat nun also neue Zielgruppen ansprechen.

Eigenes audiovisuelles Zentrum

Damit der Auftritt auch ansprechend und, wie es beim Bund heisst, «kanalgerecht» daherkommt, sollen Profis ans Werk. Dazu stellt das mehrfach prämierte Zentrum für elektronische Medien (ZEM) des VBS 400 Stellenprozente zur Verfügung. Bei der Bundeskanzlei wird eigens ein audiovisuelles Zentrum eingerichtet.

Während die Stellen des ZEM kostenneutral übernommen werden können, gilt dies in den einzelnen Departementen nicht. Zehn weitere Vollzeitstellen wurden für die Erarbeitung der Inhalte und die Bewirtschaftung der Kanäle bewilligt.

Die Kritik war vorprogrammiert, gelten doch die Kommunikationsabteilungen der Bundesverwaltung bereits als aufgeblasen. Journalisten bewegen sich eher auf Twitter als auf Instagram, Twitter scheint für trockene Polit-Materie auch geeigneter zu sein.

Twitter Instagram Bundesrat
Twitter-User haben wenig Verständnis für die Social-Media-Offensive des Bundesrats, inklusive SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen. - Screenshot Twitter

Ziel des Bundesrats ist es aber, «Bevölkerungsteile, die auf anderen Kanälen kaum erreicht werden» über seine Tätigkeit zu informieren. Auf Instagram sollen nun neue Wege beschritten werden, gleichzeitig halst sich der Bundesrat damit aber auch neue Probleme auf.

Kommentiert der Bundesrat auf Insta?

Einerseits hat der Bundesrat selbst erkannt, was für Gefahren in den sozialen Medien lauern. Andere Nutzer streuen Fake News, die gekontert werden müssen. Um Fakten zu schaffen, bevor feindliche Desinformation Meinungen beeinflusst, legt sich der Bundesrat auch einen Twitter-Kanal in englischer Sprache zu.

WBF EDA Instagram
Die Insta-Profilen der Departemente WBF und EDA. - Screenshot Instagram

Noch ungeklärt ist dagegen, wie der Bundesrat mit den Kommentarfunktionen und anderen Dialogformen umgehen soll. Auf YouTube sind beim Bundesrats-Account die Kommentare deaktiviert. Das widerspreche aber dem Grundgedanken hinter den «sozialen Medien», heisst es beim Bund. Soll der einfache Bürger also eine Antwort von höchster Stelle erhalten, wenn er ein Insta-Video kommentiert?

Ueli Maurer und die TikTok-Welt

Die Richtlinien dazu will die Bundeskanzlei erst noch erarbeiten. Unklar ist auch noch, ob der Bundesrat in Zukunft noch weitere Social-Media-Plattformen nutzen soll und welche. Will die Landesregierung attraktive Inhalte anbieten, genügt es nicht, ein YouTube-Video auch bei Facebook, Twitter und Instagram zu posten. Dies würde umso mehr für TikTok gelten, wo audiovisuell noch einmal andere Massstäbe anzusetzen wären.

Dort könnte der Bundesrat aber erst recht neue Zielgruppen ansprechen, was Finanzminister Ueli Maurer etwas in die Bredouille bringt. Dem Vernehmen nach ist man im EFD eh schon nicht begeistert von diesem neumödigen Zeug. Gleichzeitig ist Maurer der oberste Personalverantwortliche, dem nun bereits zehn neue Stellen eingebrockt wurden.

Umgekehrt ist Maurer der einzige Magistrat, der praktische Erfahrung mit TikTok hat. Beim Besuch der TikTok-Besitzer Bytedance während seiner China-Reise liess man ihn mit TikTok-Regentropfen tanzen. Maurer soll davon begeistert gewesen sein. Zumindest verbreitete das EFD diese TikTok-Info via Twitter – was hoffentlich keine Desinformation war.

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