Nationalratskandidaten setzen für Polit-Kampagnen auf KI
Die künstliche Intelligenz ist jetzt auch in der Politik angekommen. Ein Tool kann ganze Kampagnen generieren – und wird bereits rege genutzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein KI-Tool generiert Slogans und Wählerprofile für Schweizer Nationalratskandidaten.
- Damit wurde eine Debatte über Transparenz und Regulierung von KI-Einsatz entfacht.
Slogans, Wählerprofile und Werbefilme in Sekundenschnelle: Ein von der Werbeagentur Engima entwickeltes Tool generiert auf Knopfdruck ganze Polit-Kampagnen. Martin Künzi, der Entwickler des Programms, sagt zur «NZZ am Sonntag»: «Es ist crazy, was die künstliche Intelligenz mittlerweile kann».
Für seine Agentur ist die KI eine effiziente Arbeitskraft und hilft dabei, Kosten zu reduzieren. Er sieht jedoch keine Gefahr für seinen Job: «Wir werden in Zukunft die Kundinnen und Kunden vermehrt strategisch beraten», sagt er. Lediglich die Fleissarbeit werde von der KI übernommen.
Einsatz im Wahlkampf
Bereits im aktuellen Wahlkampf hat Enigma das neue Instrument eingesetzt: «Wir haben das neue Tool für mehrere Nationalratskandidaten eingesetzt und zum Beispiel Slogans entwickelt», so Künzi. Er sieht auch für Nonprofit-Organisationen mit begrenztem Budget eine Chance in KI-generierten Kampagnen. Welche Kandidaten auf KI setzen, behält der IT-Affine für sich.
Die Tatsache, dass Politiker maschinengenerierte Kampagnen nutzen, sorgt für Skepsis. Peter G. Kirchschläger von der Universität Luzern warnt: «Für eine Demokratie ist es sehr bedrohlich, wenn nicht mehr Menschen, sondern Maschinen Politik machen».
Regulierung und ethische Bedenken
Kirchschläger betont die Notwendigkeit von Transparenz bei der Meinungsbildung. Des Weiteren warnt er vor dem Risiko von Fake News durch den Einsatz von KI. Der grüne IT-Unternehmer und Nationalrat Gerhard Andrey teilt diese Bedenken und fordert klare Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI.
Auf der anderen Seite stehen Politiker wie Franz Grüter (SVP) und Marcel Dobler (FDP), die keine Regulierung wollen. Sie sehen in der künstlichen Intelligenz ein innovatives Werkzeug mit grossem Potenzial, wie sie der «NZZ am Sonntag» sagen.
Zukunftsperspektiven
Martin Künzi ist sich bewusst, dass sein Tool auch ethische Fragen aufwirft: «Ich habe schon Respekt davor, wohin das alles noch führt». Trotzdem glaubt er an einen sinnvollen Einsatz: «Wir müssen lernen, mit der KI intelligent umzugehen».
Er betont die Notwendigkeit von Regeln und Leitplanken, um die Entwicklung der KI zu steuern. Wenn die Politik hier ein Wort mitzureden haben wolle, müsste sie jedoch um einen Zahn zulegen. «Sonst leben wir unter dem Diktat der Tech-Giganten.»