Nationalratskommission will Völkermord an Jesiden anerkennen

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Bern,

Die Schweizer Nationalratskommission fordert die Anerkennung des Massakers an den Jesiden im Nordirak 2014 als Völkermord.

Jesiden
Fotos von Jesiden, die im Jahr 2014 vom IS getötet wurden. (Archivbild) - keystone

Die Schweiz soll die 2014 begangenen Massaker an der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden im Nordirak als Völkermord anerkennen. Das fordert die zuständige Nationalratskommission. Sie beantragt, in der grossen Kammer eine entsprechende Erklärung abzugeben.

Der Entscheid in der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats (APK-N) fiel mit zwölf zu zehn Stimmen bei einer Enthaltung. Dies teilten die Parlamentsdienste am Dienstag mit. Entscheiden über die Erklärung wird die grosse Kammer.

Petition für Anerkennung von rund 80'000 Personen unterschrieben

Nach Ansicht der Kommissionsmehrheit würde das Parlament mit einer solchen Erklärung ein starkes politisches Signal gegen den islamischen Terrorismus und gegen Verletzungen des Völkerrechts aussenden. Die Kommissionsminderheit will zwar das Leid der Jesidinnen und Jesiden nicht ausblenden. Sie vertritt aber gemäss Mitteilung die Meinung, dass es nicht Aufgabe des Parlaments ist, weltweit begangene Verbrechen anzuerkennen.

Die Anerkennung des Völkermords an den Jesiden fordert auch eine im Juli 2023 eingereichte Petition, die von rund 80'000 Personen unterschrieben wurde. Der Petition will die Mehrheit der APK-N keine Folge geben. Dies, da deren Anliegen über die Anerkennung des Völkermords an den Jesidinnen und Jesiden hinausgingen.

Am 3. August 2014 hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen grossen militärischen Angriff auf von Jesiden bewohnte Gebiete im Nordirak gestartet. Dabei tötete der IS mehr als 5000 Menschen und verschleppte 7000 weitere. Auch Versklavung kam vor. 2500 Frauen und Kinder werden seither vermisst, mehrere Massengräber wurden noch nicht geöffnet.

Kommentare

User #5408 (nicht angemeldet)

Was ist mit Isreal?????

User #2008 (nicht angemeldet)

Jesiden sind eine zumeist Kurmandschi sprechende ethnisch-religiöse Gruppe mit etwa einer Million Angehörigen, deren ursprüngliche Hauptsiedlungsgebiete im nördlichen Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei liegen. Die Jesiden betrachten sich teilweise als ethnische Kurden, teilweise als eigenständige Ethnie. Derzeit sind Jesiden in Armenien als eigenständige Ethnie anerkannt. Auch die Vereinten Nationen erkennen die Jesiden als eine eigenständige Ethnie an. Heute sind Jesiden durch Auswanderung und Flucht auch in anderen Ländern verbreitet. Aufgrund von Verfolgungen sind viele Jesiden im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Armenien und Georgien geflohen. Die Jesiden in Deutschland bilden mit geschätzt 200.000 Mitgliedern (2017) die mit Abstand größte Diaspora der Jesiden. Jesiden praktizieren Endogamie. Das Jesidentum ist eine monotheistische, nicht auf einer heiligen Schrift beruhende, synkretistische Religion. Die Mitgliedschaft ergibt sich ausschließlich durch Geburt, wenn beide Elternteile jesidischer Abstammung sind. Eine Heirat von Jesiden (beiderlei Geschlechts) mit Nicht-Jesiden hat angesichts jesidischer Heiratsregeln den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge. Seit August 2014 sind Jesiden Opfer eines andauernden Genozids. Als sogenannte „Ungläubige“ fliehen sie im Norden des Iraks vor Verfolgung, Versklavung und Ermordung durch die terroristisch agierende fundamentalistische Miliz Islamischer Staat.

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