Nato zeigt sich begeistert über «Partner Switzerland»
Die Nato hebt einen der Teilnehmer am «Nato Tiger Meet 2022» besonders hervor: Die Schweiz. Analysten sehen nicht nur darum eine klare Annäherung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nato ist stolz auf die Teilnahme der Schweiz am diesjährigen «Nato Tiger Meet».
- Beobachter sehen eine Annäherung der Schweiz an die Nato.
- Im VBS hält man den Ball flach und betont, ein Beitritt komme nicht infrage.
Sie haben zwar nicht den Tiger im Tank, aber dafür im Logo. Und einmal im Jahr auch auf Flügel oder Heckflosse: Die «Tiger»-Staffeln.
Kampfjet-Staffeln aus Nato-Ländern mit ähnlichem Maskottchen treffen sich jährlich für gemeinsames Training auf höchstem Niveau, dem «Nato Tiger Meet». Dieses Jahr als einziges Nicht-Nato-Mitglied mit dabei: Die Schweiz mit der Fliegerstaffel 11 «Tigers».
Nato umgarnt Schweiz
Zwar sind die Schweizer Tiger seit 1981 Mitglied bei den «Nato Tigers», die offiziell nicht Teil der Nato-Strukturen sind. Doch 2022 ist nicht wie alle Jahre zwischen 1981 und 2021. Einerseits dominiert der Ukraine-Krieg die Schlagzeilen, andererseits wollen jetzt auch Schweden und Finnland der Nato betreten. Und drittens hebt heuer die Nato selbst die Teilnahme der Schweiz speziell hervor, inklusive Interview mit einem unserer F/A-18-Piloten.
Major Andrin Witschi kommt dabei ins Schwärmen. Wie ideal es doch sei für die Piloten, an einem hochkarätigen internationalen Anlass dieser Grössenordnung teilnehmen zu können. «Sowas haben wir nicht bei uns zuhause», streicht Witschi heraus. Zum ersten Mal könnten Schweizer Kampfjets in Griechenland fliegen, wo der Anlass dieses Jahr stattfindet.
Die Tatsache, dass die Schweiz kein Nato-Mitglied sei, spiele im Tiger-Kontext keine Rolle. Aber man habe gemeinsame Taktiken, Techniken und Verfahren für Missionen. Die Piloten profitierten von unschätzbaren Erfahrungen bei den Missionen über dem Meer und dem griechischen Festland.
VBS sucht Annäherung an Nato
Nach innen hängt das VBS die Teilnahme am «Nato Tiger Meet» nicht an die grosse Glocke. Im Ausland sieht man das offenbar anders: Die Schweiz sei ein langjähriger und geschätzter Partner der Nato, heisst es aus der Kommandozentrale im deutschen Ramstein. «Die Teilnahme der Schweiz am ‹Nato Tiger Meet 2022› demonstriert eine enge Interoperabilität zwischen Nato-Mitgliedern und Partnern.»
Äusserungen aus dem VBS werden international durchaus so interpretiert, dass die neutrale Schweiz näher an die Nato rücke. Grund sei – wie bei Finnland und Schweden – Russland. Gegenüber der Agentur Reuters gibt die Chefin Sicherheitspolitik im VBS, Pälvi Pulli, weitere Einblicke. Im für den Herbst angekündigten Bericht gehe es unter anderem um Optionen wie gemeinsame Übungen mit Nato-Ländern.
«Letztendlich könnte es zu einem Wechsel kommen, wie die Neutralität interpretiert wird», wird Pulli zitiert. Bei verschiedenen Fachpublikationen sorgt dies deshalb für Titelgeschichten wie «Schweiz nähert sich der Nato an». Wobei immer auch Verteidigungsministerin Viola Amherd zitiert wird, die bei ihrem Besuch in Washington betonte: Die Schweiz werde nicht der Nato beitreten.
Debatte um Neutralität neu lanciert
In Kommentaren ist der Tenor eindeutig: Schon eine weitere Annäherung wäre eine Abkehr von der bisher gelebten Neutralität. «Sogar die Schweiz» werde von Putin in die Arme der Nato getrieben, stellt man fest.
Zumindest die Luftwaffe hätte gerne mehr von der Nato profitiert. Leider könne man nur die erste Woche bleiben, bedauert Major Andrin Witschi. Denn die Staffel 11 müsse parat sein, um das WEF in Davos zu beschützen. «Unsere Piloten werden in der Praxis umsetzen können, was sie am ‹Nato Tiger Meet 2022› gelernt haben.»