Omikron: Das kommt nun auf Schweizer Spitäler zu
Anhand von Ländern, die der Schweiz bezüglich Omikron-Variante voraus sind, lässt sich erahnen, was noch auf die Schweizer Spitäler zukommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Was für Gefahren birgt die Omikron-Welle für die Schweiz?
- Anhand anderer Länder zeigt sich, wie weit die Fallzahlen noch steigen könnten.
- Aus den Erfahrungen lässt sich grob abschätzen, was das für das Gesundheitswesen heisst.
Die Omikron-Welle ist in der Schweiz ausgerechnet über die Feiertage ins Rollen gekommen. Weil in diesem Zeitraum vieles anders ist, ist sowohl die Datenlage als auch die Einordnung schwierig. Anhand von Ländern mit etwas Vorsprung auf die Schweiz lässt sich in etwa aufzeigen, was auf die Spitäler zukommen könnte. Mit dem Vorbehalt, dass Länder bezüglich Coronavirus nur schlecht verglichen werden können.
Gipfel der Omikron-Welle steht wohl noch bevor
Für die Massnahmen des Bundesrats ausschlaggebend sein wird vor allem die Auslastung der Spitäler. Zwei Omikron-Vorreiter, die der Schweiz zumindest nicht komplett unähnlich sind, sind Dänemark und das Vereinigte Königreich. Wie in der Schweiz hinterliessen die Weihnachtstage eine leichte Delle in der steil ansteigenden Fallzahlen-Kurve.
Allerdings war in beiden Ländern die Welle bereits so hoch, dass sich die Omikron-Welle davon kaum beeindrucken liess. Gut möglich, dass die Dunkelziffer infolge ausgebliebener Tests zwischenzeitlich sehr hoch war.
Nimmt man diese beiden Länder zum Massstab, hat die Schweiz erst rund die Hälfte bis zum Gipfel der Omikron-Welle erreicht. Vorausgesetzt, dass UK und Dänemark tatsächlich schon über den Berg sind, so wie das die aktuellsten Kurven andeuten.
Ganz anders präsentiert sich dagegen die Lage in Deutschland, wo Omikron gemäss Schätzungen dominant sein müsste. Die Fallzahlen sind weiterhin tief, aber sehr viele Patienten werden in die Intensivstationen eingeliefert.
Folgen für Intensivstationen schwer abschätzbar
Da in Deutschland genaue Zahlen noch fehlen, könnte dies auch heissen, dass die Omikron-Welle erst am Anfang steht. Dies kombiniert mit der bereits jetzt hohen Auslastung der Intensivstationen klingt wie ein Albtraum-Szenario. Betrachtet man wiederum Dänemark und UK besteht Anlass zur Hoffnung: Dass in Deutschland, aber auch der Schweiz, die Intensivstationen verschont werden könnten.
Trotz rekordhoher Fallzahlen änderte sich die Belegung der Intensivstationen in Grossbritannien kaum, ging sogar leicht zurück. In Dänemark stieg sie in den letzten Wochen nur leicht an. Auch Patrick Mathys vom BAG urteilt, statt dem Faktor Intensivbetten könnte der Faktor Wirtschaft relevanter werden. Nämlich dann, wenn Tausende Arbeitskräfte krank zuhause bleiben müssen.
Wie mild ist Omikron wirklich?
Omikron verbreitet sich weitaus schneller als Delta, verursacht aber wohl durchschnittlich eher mildere Erkrankungen. Mit Sicherheit lässt sich dies allerdings (noch) nicht sagen, weshalb BAG und Taskforce auch noch nicht entwarnen. Selbst wenn verhältnismässig weniger Covid-Patienten auf der Intensivstation landen: Wenn sehr viele Erkrankte «normale» Spitalpflege brauchen, werden trotz allem Ressourcen knapp.
Insbesondere dann, wenn gleichzeitig auch viel Spitalpersonal krankheitshalber fehlt. Mehrere britische Kliniken mussten deswegen bereits den Katastrophenfall ausrufen. Weil in der Region Manchester 15 Prozent des Spitalpersonals ausfallen, müssen Operationen abgesagt werden. Weil 2'500 Spitalmitarbeiter in Isolation geschickt wurden, rufen einige Kliniken in Australien Pfleger und Pflegerinnen krank zurück zum Dienst.
Hinzu kommt, dass die Taskforce zur Vorsicht mahnt gegenüber dem «milden» Ruf der Omikron-Variante. In den wenigen, zum Teil noch unveröffentlichten Studien dazu konnte nur schwer unterschieden werden zwischen Geimpften, Genesenen und Ungeimpften. «Man erwartet, dass durch eine solche Korrektur die Unterschiede zwischen Delta und Omikron kleiner ausfallen werden», schreibt die Taskforce.
So schätzt eine Studie aus Südafrika die Hospitaliserungsrate mit Omikron als 29 Prozent kleiner, bei Kindern aber 20 Prozent höher. Die täglichen Fallzahlen-Rekorde in der Schweiz drohen den Vorteil der anteilmässig geringeren schweren Verläufe aufzufressen. Ausser in den nächsten Tagen beginnen auch die Fallzahlen – wie in den Vorreiter-Ländern – wieder steil zu fallen.