Das Tempo des ÖVs in Schweizer Städten lässt zu wünschen übrig. Gegenüber Fussgängern ist der Vorteil nur klein – mit dem Velo ist man sogar schneller.
ÖV Schweiz Bern
Das Tempo des ÖVs in Schweizer Städten überzeugt laut einer neuen Studie nicht restlos. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den zehn grössten Schweizer Städten reist man im ÖV durchschnittlich mit 8,3 km/h.
  • Das bedeutet, dass man nur wenig schneller ist als zu Fuss und langsamer als mit dem Velo.
  • Es gibt Differenzen zwischen den Städten – interessant ist auch der Blick über die Grenze.
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In der Schweiz ist der öffentliche Verkehr einer Studie von Avenir Suisse zufolge langsamer als bisher angenommen. Im Durchschnitt beträgt die Reisegeschwindigkeit in den zehn grössten Städten 8,3 km/h.

Laut der wirtschaftsnahen Denkfabrik hat der ÖV damit zwar einen Zeitvorteil gegenüber dem Zufussgehen. Die Geschwindigkeit ist aber nicht mal doppelt so hoch. Mit dem Velo ist man sogar doppelt so schnell unterwegs wie mit Bus, Tram oder S-Bahn. Auch mit dem E-Trotti sei man in vielen Fällen deutlich schneller.

Studienautor: Umsteigezeiten sind entscheidend

Der Grund für das tiefe ÖV-Tempo in der Schweiz liegt laut der Studie in den dichten Haltestellennetzen. Dieses sorge zwar dafür, dass die Gehwege zu den Haltestellen kürzer sind. Allerdings reduziere es auch die Geschwindigkeit der Verkehrsmittel selbst. Avenir Suisse spricht von einem Zielkonflikt, den es zu meistern gilt.

Wichtig ist zu erwähnen: Die Studie berücksichtigt nicht nur das Tempo, mit dem die Verkehrsmittel fahren. Auch Wartezeiten bei Umstiegen sowie Gehwege zu den ÖV-Stationen sind einberechnet.

ÖV Zürich
In Schweizer Städten kommt man mit dem ÖV nicht immer gut vorwärts.
Velo Bus Schweiz Zürich
Mit dem Velo ist man oftmals sogar schneller.
Bus Berlin
Im Vergleich zum deutschsprachigen Ausland schneidet der Schweizer ÖV jedoch besser ab. Hier abgebildet ist ein Bus in Berlin.
St. Gallen ÖV
Schweizer Meister, was das ÖV-Tempo angeht, ist St. Gallen.
Genf ÖV
Am schlechtesten schneidet die Westschweizer Stadt Genf ab.

Um den öffentlichen Verkehr zu beschleunigen, ist laut Lukas Rühli, Mitautor der Studie, die Optimierung der Umsteigezeiten entscheidend.

Die Datengrundlage bildet die Auswertung von 10’000 ÖV-Verbindungen in den zehn grössten Städten der Schweiz. Dazu kommen aus Vergleichsgründen jeweils fünf Städten in Deutschland und Österreich. Dafür hat Avenir Suisse Daten von Google Maps verwendet.

Schweizer ÖV wird auf längeren Distanzen abgehängt

Der Vergleich mit den deutschsprachigen Nachbarländern zeigt: Die Schweiz ist zwar besser als Deutschland und Österreich. Allerdings ist der Vorsprung nicht allzu gross. Das Durchschnittstempo hierzulande beträgt 8,3 km/h. In den anderen beiden Staaten sind es jeweils 7,8 km/h.

Es gibt zudem Unterschiede je nach Distanz. Auf den längeren Strecken hängen die Deutschen und die Österreicher die Schweizer sogar ab. Bei kurzen Strecken liegt die Eidgenossenschaft derweil deutlich vorne.

Bist du zufrieden mit dem Schweizer ÖV?

In der Schweiz führt St. Gallen die Rangliste mit den höchsten ÖV-Geschwindigkeiten an, in Genf ist der ÖV am langsamsten. Die Ostschweizer Stadt kommt auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 9,3 km/h, die Calvinstadt auf 7,2 km/h.

Avenir Suisse wirft angesichts der Studie die Frage auf, ob sich die hohen Investitionen in den städtischen ÖV überhaupt lohnen. Dazu könnte man in einer weiterführenden Analyse die Daten zur Leistung des ÖVs mit den Kosten verknüpfen, heisst es.

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