Pascale Bruderer

Pascale Bruderer tritt zurück

Etwas überraschend hat die SP-Frau Pascale Bruderer an einer Versammlung in Spreitenbach AG ihren Rücktritt bekannt gegeben.

Pascale bruderer
Pascale Bruderer wurde in den Verwaltungsrat von Galenica gewählt. (Archivbild) - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Pascale Bruderer tritt überraschend zurück.
  • Die SP-Powerfrau wurde bereits als mögliche Bundesrätin gehandelt.

Die Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer Wyss (SP) wird bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst 2019 nicht mehr antreten. Die 40-jährige Politikerin begründet den Entscheid am Donnerstagabend am Parteitag in Spreitenbach damit, sie wolle sich neu orientieren.

Bruderer kündigte einen «Abschluss mit einer politischen Zeit» an. Sie werde sich bis zum Ende der Legislaturperiode weiterhin «mit voller Energie» im Ständerat einsetzen. Sie fühle sich wohl im Ständerat, sagte Bruderer weiter. Dort stehe die Sachpolitik im Mittelpunkt.

Sie habe sich «nie verbiegen müssen», betonte die Politikerin. Auch mit der Partei bestehe ein Vertrauen, und es sei im Herzen immer um gemeinsame Anliegen gegangen.

Brückenbauerin

Nur ein Jahr später, im Alter von 24 Jahren, rutsche Bruderer für den zurückgetretenen Nationalrat Hans Zbinden nach. Bei den Erneuerungswahlen 2003 und 2007 erzielte die mediengewandte Politikerin jeweils das beste Resultat unter den Frauen.

Im Jahr 2009 war Bruderer Nationalratspräsidentin – die jüngste Frau, die je den Nationalrat präsidierte. Im höchsten politischen Amt der Schweiz konnte sie ihre Fähigkeiten als Brückenbauerin endgültig unter Beweis stellen. Für ihre umsichtige Art erhielt sie aus allen politischen Lagern viel Lob und Anerkennung.

Sie war damals auch im Gespräch als mögliche Nachfolgerin des abtretenden Bundesrats Moritz Leuenberger. Nach reiflicher Bedenkfrist gab sie bekannt, sie verzichte auf eine Kandidatur für den Bundesrat.

Bruderer, neben Bundesrätin Doris Leuthard die bekannteste Aargauer Politikerin, eroberte 2011 erstmals nach 63 Jahren für die SP einen Ständeratssitz. Sie setzte sich gegen das Politschwergewicht, Nationalrat Ulrich Giezendanner (SVP), durch. Ohne Probleme wurde Bruderer 2015 im Amt bestätigt.

Bruderer sieht sich nach eigenen Angaben als «Aargauer Standesvertreterin aus Leidenschaft». Innerhalb der SP Schweiz zählte sich Bruderer – gemeinsam mit dem Zürcher Ständrat Daniel Jositsch – zu den «gemässigten» Kräften, zum sogenannten Reformflügel.

«Mein Engagement gilt einer sozialen, offenen und ökologischen Schweiz», hielt sie wiederholt fest. Sie wolle «verlässlich und lösungsorientiert» sein, und dies «im Dialog über die Parteigrenzen hinweg».

Im Februar 2017 gab Bruderer, Mutter von zwei Kindern, bekannt, dass sie sich von ihrem Mann getrennt habe. Man sei weiterhin gemeinsam eine Familie, liess sie sich damals zitieren.

Zukunft offen

«Es gibt ein Leben danach», hielt Bruderer fest. Sie wisse noch nicht, was sie nach dem Ende der Legislaturperiode machen werde. Ein weiteres politisches Amt schloss sie ausdrücklich aus. Sie erhielt am Parteitag kräftigen Applaus.

Mit der Ankündigung des Verzichts auf eine erneute Kandidatur endet eine politische Bilderbuchkarriere. Als jüngstes Mitglied des Kommunalparlaments von Baden eroberte Bruderer 1997 ihr erstes politisches Mandat. Vier Jahre später schaffte sie den Sprung ins Aargauer Kantonsparlament.

Sozialdemokraten sind gefordert

Bruderer gibt als Beruf Unternehmensberaterin an. Sie ist seit 2008 selbständig tätig. Die gemeinsam mit ihrer Schwester gegründete «machs! GmbH» bietet nach eigenen Angaben Beratungsdienstleistungen im Bereich Kommunikation, Personalwesen und Finanzen an.

Beruflich engagiert war Bruderer in der Vergangenheit als Geschäftsführerin der Krebsliga Aargau sowie zuvor bei Microsoft Schweiz, wo sie Bildungsprogramme und Gemeinschaftsprojekte leitete.

Die kantonale SP steht nun vor einer grösseren Herausforderung. Die SVP und die CVP werden den frei werdenden Ständeratssitz wohl erobern wollen. Auf den kommenden Juni treten auch das Co-Präsidium der Kantonalpartei ab. Das sind Nationalrat Cédric Wermuth und Grossrätin Elisabeth Burgener.

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