Politiker von links und rechts würdigen Helmut Hubacher (†94)

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Politiker jeglicher Couleur zollen dem langjährigen SP-Präsidenten Helmut Hubacher Respekt auf politischer und menschlicher Ebene.

Helmut Hubacher
Ein Pfeife rauchender Helmut Hubacher, S-PNationalrat und Parteipräsident der SP Schweiz, an einer Pressekonferenz im Februar 1979 in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ehemalige SP-Präsident Helmut Hubacher ist 94jährig verstorben.
  • Er habe die SP und die Schweizer Politik geprägt, würdigen ihn die Genossen.
  • Aber auch Bürgerliche zollen ihm Respekt als «einer der Grössten».

Nach kurzer Krankheit ist der im «aktiven Ruhestand» lebende ehemalige SP-Präsident Helmut Hubacher 94jährig verstorben. Er hat viele beeindruckt und geprägt, nicht nur in der eigenen Partei.

Prägend für die SP und die Schweiz

«Er prägte die SP und mich», schreibt SP-Bundesrat Alain Berset auf Social Media. «Für die Politik in der Schweiz war er Fels und Leuchtturm zugleich.» Ein kämpferisches «Animal politique» und ein liebenswerter Mensch sei er gewesen, so Berset auf Facebook: «Ein ganz Grosser».

Helmut Hubacher Sommaruga Berset
Die SP-Bundesräte Simonetta Sommaruga und Alain Berset würdigen Helmut Hubacher als Politiker und Mensch. - Keystone / Screenshot Twitter

SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga schildert Hubacher als einfühlsamen, aber wichtigen Gestalter der SP und der Politik. SP-Präsident Christian Levrat bestätigt dies, Helmut Hubacher sei diesbezüglich eine der prägenden Figuren des 20. Jahrhunderts. «In seiner Rolle als Parteipräsident war er immer ein Vorbild für mich.»

Ein Unbequemer, aber herausragend

Doch bei Hubacher ist dies nicht nur parteiinterne Verherrlichung altgedienter Vorgänger. Auch beim politischen Gegner tönt es ähnlich, trotz Hubachers Kämpfernatur. «Er war alles andere als ein Polteri», sagt alt Bundesrat Adolf Ogi ( SVP).

«Er war der grösste und wichtigste Nicht-Exekutiv-Politiker der Schweiz», . Eine herausragende Persönlichkeit, sei Hubacher gewesen, den Ogi als Nationalrat und später als Bundesrat als Kontrahenten erlebte.

Adolf Ogi Matterhorn
Alt Bundesrat Adolf Ogi posiert vor dem Matterhorn. - Keystone

«Danke für deine Arbeit, lieber Helmut» sagt aber auch die CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. Sie würdigt Hubacher als «Ein ‹Unbequemer›, welcher der Politik gut getan hat». Halt einer ganz nach dem Gusto eines Adolf Ogi. «Vor allem gegen Schluss hat er immer nach der Devise politisiert: ‹Ich teile deine Auffassung nicht, aber respektiere sie›.»

Beeindruckter Nachwuchs

Nicht nur bei Weggefährten, auch bei Spätgeborenen hinterlässt Hubacher aber einen bleibenden Eindruck. Ex-Juso-Präsidentin Tamara Funiciello hat Jahrgang 1990 – im gleichen Jahr trat Hubacher als SP-Präsident zurück. Sie schreibt heute: «Eine SP ohne Helmut Hubacher ist kaum vorstellbar – kaum einer hat sie so intensiv und lange geprägt.»

Auch ihr Jahrgangs- und Nationalratskollege Fabian Molina sieht dies ähnlich. «Die Sozialdemokratie und die Schweiz verdanken seinem klugen Kopf unglaublich viel.» Die designierten SP-Präsidenten Cédric Wermuth und Mattea Meyer haben kurz vor Hubachers Tod offenbar noch einen berührenden Brief erhalten.

Einblick in Hubachers Naturell gewährt SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen mit der Veröffentlichung eines solchen Briefs. Dieser ist offenbar während seiner Krankheit geschrieben worden, wie immer per guter alter Schreibmaschine. «Diese Partei, die SP, bleibt meine grosse Liebe», schreibt Hubacher darin.

Genie, kritisch und fair

Für SP-Fraktionspräsident Roger Nordmann war Hubacher ein Genie, wie er die SP für neue soziale und ökologische Bewegungen öffnete. Aber auch überparteilich wusste Hubacher zu glänzen. So habe er sich als Nationalrat mit ihm zusammengetan, erinnert sich Adolf Ogi. Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz wollte 1984 für über 4 Milliarden Franken 420 Leopard-Panzer kaufen.

Helmut Hubacher Adolf Ogi
Bundesrat Adolf Ogi im Gespräch mit dem damaligen Nationalrat Helmut Hubacher, am 6. März 1997 im Nationalrat in Bern. - Keystone

«Das war uns zu viel», so Ogi, und gemeinsam brachte man durch, dass Swatch-Gründer Nicolas Hayek nachrechnen durfte. Schliesslich wurden noch 360 gekauft. «Später, als ich selbst Verteidigungsminister war, musste ich noch 60 bis 80 einmotten», schmunzelt Ogi.

Solcherlei verbindet – und so hat Hubacher auch ein Buch über Ogi geschrieben. «Macht und Ohnmacht» heisst es und ist laut Verlag «ebenso kritisch wie fair». Für Ogi zählt aber vor allem eines: «Er hat ein Buch über mich geschrieben – auch keine Selbstverständlichkeit bei politischen Gegnern.»

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