Schweizer Armee: Zoff nach «Hosenscheisser»-Attacke von Adrian Amstutz

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Sind Dienstverweigerer einfach nur Hosenscheisser? Die scharfe Kritik an den Zivis durch SVP-Nationalrat Adrian Amstutz sorgt für ebenso scharfe Reaktionen auf der Gegenseite.

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Die SP verlangt: «Adrian Amstutz soll sich bei Zivis entschuldigen!» - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Für SVP-Amstutz sind Zivis «Hosenscheisser». Das sei völlig daneben, heisst es darauf im Parlament.
  • SP-Nationalrätin Chantal Galladé fordert gar eine Entschuldigung von Amstutz.
  • Auch Bürgerliche widersprechen den Ansichten von Amstutz: Den Zivildienst brauche es sehr wohl, je länger je mehr.

Wer den Militärdienst verweigert, ist ein «Hosenscheisser», den Zivildienst braucht es gar nicht und wer dort Dienst tut, will wohl seine Familie nicht schützen. Das sagt SVP-Haudegen Adrian Amstutz im Nau-Interview. Das sorgt für erboste Reaktionen im Parlament.

Chantal Galladé: «Völlig daneben!»

Regelrecht konsterniert ist SP-Nationalrätin Chantal Galladé. Von einem Parlamentarier und Mitglied der Sicherheitskommission habe sie mehr erwartet, sagt sie zu Nau: «Er sollte sich entschuldigen bei all denjenigen, die der Gesellschaft einen grossen Dienst erweisen.» Völlig daneben findet die Betitelung der Zivis auch Beat Flach von den Grünliberalen. Deren Arbeit sei «wichtig und mitunter sehr anstrengend». Deshalb fordert Galladé auch: Amstutz soll sich bei den «Hosenscheissern» entschuldigen.

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Chantal Galladé im Interview. - Nau

Den Gedankengang seines Ratskollegen nachvollziehen kann dagegen FDP-Nationalrat Marcel Dobler: «Vielleicht einem Teil der Leute, die jetzt auswählen können, kann man das vorwerfen, aber sicher nicht allen.» Oder in den Worten von Galladé: «Ich weiss nicht, in was für einer Welt er lebt!»

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Marcel Dobler im Interview. - Nau

Auch sonst: Alle gegen Amstutz

Breite Einigkeit dann bei den übrigen Vorwürfen zum Zivildienst von Seiten Adrian Amstutz. Seine Aussagen, wonach es den Zivildienst nicht brauche und man ja zum Beispiel in der Kompanie-Küche waffenlosen Dienst machen könne, stossen auf Unverständnis.

Die drei Nationalräte Galladé, Dobler und Flach betonen: Zivis leisten ja dafür anderthalb mal so viele Diensttage. Beat Flach betont: «Die Arbeit ist wichtig und mitunter sehr anstrengend.» In Zukunft brauche es nicht weniger, sondern wohl eher mehr Zivis, angesichts des Bedarfs gerade in der Pflege.

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Beat Flach im Interview. - Nau

Dienst ist Dienst, einfach anders

Der Zivildienst sei auch nicht weniger wert als der Militärdienst. «Auch das ist ein Einsatz für die Gesellschaft», betont Galladé. Ein Dienst, der nicht einfach in einer unbewaffneten Funktion innerhalb der Armee geleistet werden könnte, sagt Beat Flach.

Die Vorstellungen von Adrian Amstutz seien Unsinn, denn: «Eine Armee ist per se bewaffnet.» Komme dazu, dass viele grundsätzlich nicht in einer Armeeeinheit Dienst tun wollten. Für Finetuning an den Zivildienstbedingungen ist FDP-ler Dobler durchaus zu haben, aber: «Das System funktioniert, das ist unbestritten.» Mit dieser Aussage dürfte die SVP wohl nicht so ganz einverstanden sein.

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