Schweizer Presse ist mit Bundesratswahl zufrieden
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Wahl der beiden Frauen zeigt sich die Schweizer Presse hoch erfreut.
- Den Bundesrat erwartet nun wieder das Tagesgeschäft – da gibt es einige Probleme zu lösen.
Die Kommentatoren der Schweizer Presse sehen in der raschen Wahl der zwei Frauen, Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP), in den Bundesrat einen guten Entscheid. Es sei ein positives Signal für das Land.
«Neue Zürcher Zeitung»:
«Spannend waren diese Bundesratswahlen nun wirklich nicht. Messer wurden keine gewetzt, die Parteien gaben sich handzahm. Die Zeiten der grossen Verwerfungen und Anfeindungen sind vorbei. Man muss das positiv sehen: Die Langeweile ist Ausdruck des stabilen Politsystems, das zu den grössten Vorzügen der Schweiz zählt. Bundesrätin Karin Keller-Sutter (FDP) war von Beginn weg unbestritten. Allen war klar: Würde die Ostschweizerin kandidieren, würde sie gewählt. (...) Nur ein klein wenig spannender war die Auseinandersetzung zwischen Bundesrätin Viola Amherd (CVP) und der unterlegenen CVP-Kandidatin, Heidi Z’graggen. (...) Eine Erneuerung gleich auf zwei Posten kann auch einen Neubeginn markieren. Inhaltlich und materiell, aber ebenso kulturell. Die Bundesräte zeigten in jüngster Zeit eine merkwürdige Unlust am Regieren. (...) Es ist an der Zeit, dass die Bundesrätinnen und Bundesräte wieder gemeinsam den Mut aufbringen, die Schweiz und das Parlament mit den unliebsamen Dingen zu konfrontieren und von den notwendigen Reformen zu überzeugen (...) viele grundlegende Probleme warten auf Lösungen.»
«Bund»:
«In der unaufgeregten Regelung der Nachfolge von Johann Schneider-Ammann (FDP) und Doris Leuthard (CVP) zeigt sich die politische Stabilität der Schweiz – gerade jetzt leuchtet diese Stabilität europaweit besonders kräftig. Anderswo wanken Regierungen oder kommen gar nicht erst zustande. Oder Minister laufen scharenweise wieder aus dem Amt. Bei uns eine anderthalbstündige Ersatzwahl, die abläuft wie geplant. Und danach gehen alle wieder an die Arbeit. (...) Der Bundesrat in neuer Zusammensetzung hat keine andere Wahl, als zu mehr Überzeugungskraft und Führungsstärke zu finden. Bleibt es beim unkoordinierten Vorgehen und Minimalkonsens der letzten Jahre, kommt er nicht weit.»
«Blick»:
«Das Beste an dieser geschichtsträchtigen Entscheidung der Vereinigten Bundesversammlung aber ist: Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP) haben es nicht nur als Frauen geschafft, sondern vor allem auch deshalb, weil beide top sind. (...) Im Interesse des Landes sollte Karin Keller-Sutter das Verteidigungsdepartement (VBS) führen. Dort braucht es dringend jemanden, der den Stall ausmistet. Seit 22 Jahren liegt das VBS in der Hand von SVP-Bundesräten – die Bilanz ist niederschmetternd. Auch Guy Parmelin (SVP) hat den Laden ganz offensichtlich nicht im Griff.»
«Le Temps»:
«Fast fünfzig Jahre sind seit der Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz vergangen und die Anwesenheit von Frauen an der Landesspitze ist noch nicht selbstverständlich. (...) Es war aber an der Zeit. Die Mitglieder der Bundesversammlung konnten sich den Kämpfen der vergangenen Monate etwa über Lohnunterschiede, das Fehlen von Frauen in Verwaltungsräten und den Berichten über häusliche Gewalt nicht mehr entziehen. (...) Wir freuen uns über den neuen Bundesrat, der zu einer Geschlechterparität wiedergefunden hat.»