Sollen Kitas blaue Flecken bei der Kesb melden?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Mit einer Gesetzesänderung sollen Kindsmisshandlungen besser erkannt werden: Betreuungspersonen aus Kitas oder Sportvereinen sollen der Kesb melden können, wenn ihnen etwas auffällt. Im Nationalrat regt sich aber bei SVP und FDP Widerstand dagegen.

Wer soll wann einen Verdacht auf Kindsmisshandlung der Kesb melden? Pirmin Schwander (SVP, links) und Bernhard Guhl (BDP, rechts) sind sich uneinig.
Wer soll wann einen Verdacht auf Kindsmisshandlung der Kesb melden? Pirmin Schwander (SVP, links) und Bernhard Guhl (BDP, rechts) sind sich uneinig. - parlament.ch / Collage Nau

Beim Stichwort Kesb schrillen bei SVP-Nationalrat Pirmin Schwander die Alarmglocken. Er hält die «Kindes- und Erwachsenenschutz-Behörde» ganz grundsätzlich für eine Fehlkonstruktion. Und sagt gegenüber Nau: «Wenn wir hier scheitern, dann haben wir alles versucht, und die Kesb-Initiative ist endgültig gerechtfertigt.»

Die lange angekündigte Volksinitiative, die die Kesb in die Schranken weisen soll. Zuerst debattiert aber am Dienstag noch der Nationalrat über Gesetzesänderungen für den Kindesschutz. «Berufliche Fachpersonen», also zum Beispiel Kita-Mitarbeiterinnen oder FC-Trainer, sollen die Kesb darauf hinweisen können, wenn sie bei einem ihrer Schützlinge blaue Flecken oder andere Auffälligkeiten entdecken.

Streit um das Kindeswohl

Ein wichtiger Schritt, sagt BDP-Nationalrat Bernhard Guhl zu Nau: «Ein betroffenes Kind trägt ein Leben lang diese Last mit sich rum. Wenn man dann im Nachhinein merkt, man hätte eine Fachperson gehabt, die etwas hätte melden könne, ist dann ein Leben zerstört.»

Ganz im Gegenteil, findet Kesb-Kritiker Pirmin Schwander: «Die Ausweitung von Rechten und Pflichten führt zu noch mehr Unheil als jetzt schon.» Denn das führe dazu, dass sich jeder einfach melde, nur um auf der sicheren Seite zu sein. «Dann werden aber Eltern einvernommen! Das hinterlässt Spuren und Traumatisierungen, ich kenne viele solcher Fälle.»

Besser einmal zuviel

Für BDPler Bernhard Guhl aber ist klar: «Lieber mal eine Meldung machen und bei der Überprüfung feststellen, dass alles in Ordnung ist, als nachher ein Kind im Spital haben mit gebrochenem Arm und merken, der Meier oder der Huber hätte etwas melden können.»

Das Wichtigste in Kürze

  • Kita-Personal oder Junioren-Trainer sollen der Kesb mögliche Kindsmisshandlungen melden.
  • Die Gesetzesänderung wird am Dienstag im Nationalrat debattiert.
  • Wenn sie durchkomme, sei das endgültig ein Grund für eine Volksinitiative gegen die Kesb, sagt Kesb-Kritiker Pirmin Schwander zu Nau.

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