Sorgentelefon überlastet – Junge Mitte fordert mehr Medienkompetenz
Das Sorgentelefon von Pro Juventute wird immer mehr benutzt. Die Organisation muss ihre Kapazitäten ausweiten und appelliert an die Politik.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Sorgentelefon von Pro Juventute wird dieses Jahr stark beansprucht.
- Auch müssen mehr Einsätze wegen Selbstverletzungs- oder Suizidgefahr angefordert werden.
- Pro Juventute und «Junge Mitte» fordern mehr Geld und entschlossenes Handeln der Politik.
Traurige Rekorde häufen sich bei Pro Juventute: Alle 2-3 Tage müssen die Angestellten beim Sorgentelefon Blaulichtorganisationen aufbieten, weil ein Kind oder Jugendlicher sich etwas antun will. Seit 2019 hat die Beratungstätigkeit zudem um 40 Prozent zugenommen. Und im Vergleich zur ersten Hälfte von 2022 haben dieses Jahr Beratungen wegen Selbstverletzungsgedanken bisher um 39 Prozent zugenommen.
Die Organisation muss nun ihre Kapazitäten erweitern, um der Nachfrage gerecht zu werden. So soll die Mitarbeitenden des Sorgentelefons ab dem 18. September auch auf Whatsapp erreichbar sein.
Schuld an der schlechten psychischen Verfassung von jungen Schweizerinnen und Schweizern sei die «Multikrise»: Zuerst die Pandemie, dann Krieg in Europa und die omnipräsente Klimakrise. Aber es gäbe Lösungen.
«Negative Seiten von Social Media müssen beleuchtet werden»
Die Junge Mitte hat sich das Engagement für die mentale Gesundheit der jungen Menschen auf die Fahne geschrieben. Ihre Forderungen decken sich mit jenen von Pro Juventute: mehr Präventionsarbeit, mehr Geld für niederschwellige Anlaufstellen – wie das 147 –, mehr Therapieplätze, weniger Wartezeit.
Aber auch Unterricht in Medienkompetenz: Warum gerade dort ansetzen? Marc Rüdisüli, Präsident der Jungpartei, sagt gegenüber Nau.ch: «Wir sollten bei der Prävention ansetzen. Das heisst auch, dass in der Schule die negativen Seiten von Social Media beleuchtet werden müssen.»
Zum Beispiel, dass sich viele Menschen wegen dieser Plattformen mit anderen vergleichen. «Deswegen finden sie sich nicht gut genug, nicht erfolgreich oder schön genug.» Das kreiere einen Teufelskreis, weil der Algorithmus ähnliche Inhalte, mit denen man interagiert, immer wieder vorschlage.
«Der ausgeklügelte Algorithmus schafft es, jede Person in eine Bubble zu stecken, die Suchtgefahr ist enorm hoch», so Rüdisüli. Hier brauche es mehr Aufklärung und auch die Social-Media-Plattformen müssten mehr für die psychische Gesundheit der Benutzerinnen und Benutzer tun.
Auch, weil die Nutzung von Social Media während der Pandemie zugenommen habe. «Klar, Social Media kann auch positive Seiten haben und die Eltern müssen auch Erklärungsarbeit leisten. Aber ich plädiere dafür, dass in der Schule mehr Kinder darüber aufgeklärt werden.»