SP: Debatte um Frauenkandidaturen für Bundesrat nervt Eva Herzog
Die SP hat einen internen Krach um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga. Sollten Männer auch kandidieren dürfen? Völlig egal, findet Neo-Kandidatin Eva Herzog.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SP-Spitze möchte für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga nur Frauen nominieren.
- Daran stören sich viele, nicht aber Eva Herzog, die heute ihre Kandidatur verkündet hat.
- Sie störe viel mehr die Diskussion der familiären Verhältnisse einer Kandidatin.
Etwas «pushy», der Vorschlag? Die Parteileitung der SP wünscht sich für die Bundesratswahlen ein ausschliesslich weibliches Zweierticket. Dieser Wunsch schlug hohe Wellen in der politischen und mediatischen Landschaft.
Und so kam es dazu, dass SP-Ständerat Daniel Jositsch trotzdem als Mann seine Kandidatur bekanntgab. Er und der Reformflügel der SP, der weniger links politisiert, wollen auch Männern eine Chance aufs Amt geben. Der Zürcher fände es diskriminierend, wenn seine Fraktion ihm diese Kandidatur verwehren würde.
Denn letztendlich entscheidet die SP-Fraktion über die Kriterien, die die Kandidierenden erfüllen müssen: Es steht also überhaupt noch nicht fest, ob am 7. Dezember die SP ein reines Frauenticket präsentieren wird.
«Legitimer Vorschlag» von der Spitze
Eva Herzog, die ebenfalls im Ständerat politisiert, hat heute ihre Kandidatur für den Bundesrat verkündet. Die «Frauenfrage» in der SP, die während ihrer Medienkonferenz aufkommt, frustriert sie offensichtlich.
Obwohl sie den Vorschlag eben «pushy» gefunden habe, sei es legitim gewesen, dass die Parteileitung diesen gemacht habe. Herzog störe allerdings, dass man «schon viel zu lange» darüber diskutiere. Da sei nicht nur «Daniel» daran Schuld, sondern ein Stück weit auch die Medien.
Die Baslerin wurde auch auf ihr Alter angesprochen. Denn die – bald – 61-Jährige ist nur ein Jahr jünger als Simonetta Sommaruga und quasi schon im Rentenalter. Darauf antwortete Herzog: «Manchmal sind Frauen zu jung, dann haben sie zu kleine Kinder, dann sind sie wieder zu alt.»
«Bei den Männern werden dieselben Fragen nicht gestellt», sagte Herzog, so etwa im Falle von Alain Berset. Sie stelle fest, dass es für die Frauen aus Sicht der Öffentlichkeit fast nie einen guten Zeitpunkt gebe. Als Herzog das erste Mal für die Landesregierung kandidierte, waren ihre Söhne noch klein.
Und jetzt soll sie zu alt sein: «Ich habe den Eindruck, dass man uns von diesen Ämtern mit irgendwelchen Argumenten der persönlichen Lebensumstände abhalten will.» Obwohl die Kandidatinnen bereit und fähig seien.
SP hätte mit Evi Allemann eine Mutter junger Kinder
Deswegen finde es Herzog «sehr positiv», dass sich heutzutage auch Frauen mit Kindern im schulpflichtigen Alter getrauten, zu kandidieren. Sie erwähnte ihre Opponentin Evi Allemann zwar nicht namentlich, aber die Berner Regierungsrätin ist so eine Frau: Ihre Kinder sind sieben und elf Jahre alt.
Daniel Jositsch jedenfalls ist nicht viel jünger als Eva Herzog: Der Rechtsprofessor wird im März 57 Jahre alt. Er hat einen Sohn, der erwachsen ist – so wie Herzogs Söhne auch. Dieser hat übrigens «Vorbehalte» zur Kandidatur seines Vaters, wie Jositsch in der «Schweizer Illustrierten» sagte.