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SRF nimmt Stellung zu Genderstern-Vorwürfen

Kaspar Schwarzenbach
Kaspar Schwarzenbach

Zürich,

Nach Vorwürfen vonseiten der «Tamedia-Zeitungen» wehrt sich das SRF in einer Stellungnahme: Der Genderstern sei in den Leitlinien gar nie empfohlen worden.

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SRF-Mitarbeitende sollen intern dazu aufgefordert werden, mit «gendergerechter Sprache» zurückhaltend umzugehen – wegen der bevorstehenden Abstimmung über die «Halbierungsinitiative». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In seinen Leitlinien legt das SRF den Verzicht auf das generische Maskulinum nahe.
  • Intern würden Mitarbeitende nun aufgefordert, den Genderstern zurückhaltend zu verwenden.
  • Das SRF weist die Vorwürfe zurück: Sie seien «falsch und irreführend», so die Mitteilung.

Die publizistischen Leitlinien des SRF enthalten ein Unterkapitel mit dem Titel «genderneutral und diskriminierungsfrei berichten»: Darin legt das staatliche Medienunternehmen seinen Schreiberlingen unter anderem den Verzicht auf das sogenannte «generische Maskulinum» nahe. Die Bezeichnung «Mitarbeiter», wenn sowohl Männer wie Frauen gemeint sind, wäre also verpönt.

Gendern
Das Gendern wird stets kontrovers diskutiert. (Symbolbild) - dpa

Wie die «Tamedia-Zeitungen» berichten, sind diese Richtlinien seit ihrer Inkraftsetzung im Mai 2021 mehrmals angepasst und gestrafft worden. In der neusten Version des Dokuments sei beispielsweise folgender Satz nicht mehr zu finden: «Auf den sozialen Plattformen kann man auch den Genderstern einsetzen, wenn es den Erwartungen der Zielgruppe entspricht.»

SRF nimmt Stellung

In einer schriftlichen Stellungnahme betont Lis Borner, Chefredaktorin Audio und die Verantwortliche für die Überarbeitung der Leitlinien: «Dies ist falsch und irreführend.» Der Genderstern sei in den publizistischen Leitlinien von SRF nie empfohlen worden.

Lis Borner SRF Audio
Lis Borner wehrt sich gegen die Vorwürfe: Der Genderstern sei in den publizistischen Leitlinien von SRF gar nie empfohlen worden. (Archivbild) - keystone

Folglich seien die publizistischen Leitlinien von SRF bezüglich Genderstern auch nicht angepasst worden. Man habe die «Tamedia-Zeitungen» um eine Richtigstellung in der Sache gebeten.

Es handle sich um einen «ganz normalen Prozess», der alle zwei Jahre stattfinde und verschiedene Themen umfasse. Noch stehe überhaupt nicht fest, ob auch der Umgang mit der Gendersprache angepasst werde, so Borner.

SRF: Genderstern «zurückhaltend» verwenden?

Die Berichterstattung vonseiten der «Tamedia-Zeitungen» geht allerdings noch einen Schritt weiter. Demnach befinde sich der Genderstern beim staatlichen Medienunternehmen ohnehin auf dem absteigenden Ast: Intern würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu aufgefordert, diese Schreibweise «zurückhalten» zu verwenden.

Gemäss «Tamedia» wolle das SRF damit hinter verschlossenen Türen verhindern, dass den Unterstützern der «Halbierungsinitiative» zu viel Angriffsfläche geboten werde. Das SRF weist diesen Vorwurf seinerseits zurück – es liege diesbezüglich kein Entscheid vor.

SRF Leutschenbach Genderstern Gendersprache
Fordert das SRF Mitarbeitende hinter verschlossenen Türen auf, den Genderstern zurückhaltend zu verwenden, um der «Halbierungsinitiative» den Wind aus den Segeln zu nehmen? (Symbolbild) - keystone

«Der erwähnte Aufruf zur Zurückhaltung beim Thema ‹Gendern› ist uns nicht bekannt», erklärt SRF-Mediensprecher Roger Muntwyler auf Anfrage von «Tamedia». Die Anpassung der publizistischen Leitlinien sei ein laufender Prozess, der sich nicht nur auf die Genderrichtlinie beziehe.

«Gendersprache» ist unbeliebt

Tatsächlich stellen die Formulierungen in den publizistischen Leitlinien des SRF ein Vorpreschen dar: Die Regelungen über einen «genderneutralen Sprachgebrauch» traten beim staatlichen Medienunternehmen schon deutlich früher in Kraft, als bei der Konkurrenz.

Jüngst hatten Umfragen allerdings den Schluss nahegelegt, dass der Genderstern alles andere als mehrheitsfähig ist: Das Institut «LeeWas» hatte aufgezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung beim Formulieren von Texten auf «gendergerechte Sprache» verzichtet.

Genderstern Gendersprache
Hierzulande ist «genderneutrale Sprache» unbeliebt: Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer verzichtet auf «gendergerechte» Formulierungen. (Symbolbild) - keystone

82 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen unternehmen diesbezüglich keinerlei Anstrengungen. Ferner legten die Studienergebnisse nahe, dass die Sympathie für «gendergerechte Sprache» sogar bei den jüngeren Altersgruppen klein ist.

Schliesslich deutet das SRF-Wahlbarometer darauf hin, dass die in den publizistischen Richtlinien proklamierte Haltung ebenso wenig der Mehrheitsmeinung entspricht: Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer halten den Genderstern und den Genderdoppelpunkt für unnötig und störend.

Herr und Frau Schweizer sind also nicht nur zurückhaltend im Umgang mit «gendergerechter Sprache». Sie regen sich auf, wenn sie ihr begegnen.

Rückzieher vor wichtiger Abstimmung?

Deshalb braucht es nicht viel Fantasie, um mögliche Beweggründe hinter einer allfälligen Anweisung, den Genderstern «zurückhaltend» zu verwenden, zu entlarven. Im Rahmen der «Halbierungsinitiative» verweisen die Initianten regelmässig auf die vermeintlich unausgewogene Berichterstattung vonseiten des SRF.

Halbierungsinitiative 200 Franken SRG
Mitinitianten der «Halbierungsinitiative» bei der Einreichung der Unterschriften in Bern, sie verlangen die Senkung der Serafe-Gebühren von jährlich 335 auf 200 Franken. (Symbolbild) - keystone

Für Mitinitiant Thomas Matter (SVP/ZH) steht fest: «70 Prozent der SRG-Journalisten haben sich in einer Umfrage selbst links der Mitte positioniert», wie er gegenüber der «NZZ» erklärt. Demnach habe die Mehrheit der Menschen wenig mit der «Gendersprache» am Hut, trotzdem müssten die SRG-Journalisten Weiterbildungen im «Genderbereich» machen.

Unterstützen Sie die Halbierungs-Initiative?

SRF-Sprecher Muntwyler weist diesen Vorwurf indirekt zurück: Das SRF nehme gesellschaftliche Entwicklungen, welche die Sprache veränderten, bewusst zurückhaltend auf und pflege einen zeitgemässen Umgang mit der Sprache. Ob die Episode Ausdruck eines «zeitgemässen Umgangs mit der Sprache» ist, oder einen Rückzieher vor der SRG-Abstimmung darstellt, bleibt Spekulation.

Kommentare

User #6629 (nicht angemeldet)

Es gibt Hundehalter, dann gibt es Hundehalterinnen. Und Hündinnenhalter und dann noch Hündinnenhalterinnen. So ein Blödsinn!

User #4612 (nicht angemeldet)

Leider bleibt uns nichts anderes übrig als der SVP unsere Stimme zu geben. Alternativen gibts keine. Leider…

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