Ukraine-Flüchtlinge sollen dauerhaft bleiben dürfen, um den Fachkräftemangel zu entschärfen. Mehrere Branchenverbände begrüssen die Vorstösse von SP und Mitte.
Der Schutzstatus S soll in eine Aufenthaltsgenehmigung umgewandelt werden, um die Erwerbsquote von Ukraine-Flüchtlingen zu steigern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Status S für Ukraine-Flüchtlinge soll mit einer Aufenthaltsgenehmigung ersetzt werden.
  • Das fordern zwei Vorstösse im Nationalrat aus SP und Mitte.
  • Damit könne der Fachkräftemangel bekämpft werden, bestätigt HotellerieSuisse.
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In der Schweiz leben rund 65'000 Ukrainer, von denen nur ein Viertel beruflich tätig ist. Gleichzeitig leiden viele Wirtschaftszweige unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Um die Beschäftigungsquote auf 40 und später auf 45 Prozent zu erhöhen, hat der Bundesrat bereits verschiedene Massnahmen vorgeschlagen.

Neue Idee im Parlament: Status S aufheben

Jedoch gewinnt eine neue Idee im Parlament an Boden: die Umwandlung des S-Status in eine Aufenthaltserlaubnis. Jean Tschopp (SP/VD) ist einer der Befürworter dieser Idee. Er betont, dass der bis März 2025 gültige S-Status für Ukrainer wahrscheinlich nicht Anfang nächsten Jahres aufgehoben wird.

Karin Keller-Sutter Status S
Bundesrätin Karin Keller-Sutter, links, spricht mit der Ukrainerin Olha Shymko, die zu den ersten Personen mit Schutzstatus S mit einem Job gehört, rechts, in der Küche des Gasthofes Ochsen - keystone

«Die Situation in der Ukraine scheint festgefahren», erklärt er gegenüber «24 Heures». «Eine Verlängerung dieses Status um zwei Jahre würde die Einstellung von Ukrainern weiterhin behindern.» Daher fordert Tschopp vom Bundesrat eine Lösung zur Erteilung einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis für Ukrainer.

Fachkräftepotenzial nutzen

Tschopp weist darauf hin, dass viele Ukrainer gut ausgebildet seien und gut Englisch sprechen können. «Die Aufenthaltserlaubnis fehlt noch, um das Potenzial zur beruflichen Integration voll auszuschöpfen», sagt er.

Begrüsst du die geplanten Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Personen mit Schutzstatus S?

Tschopp betont, dass es wichtig sei, pragmatisch vorzugehen und die Debatte zu entpolitisieren. «Ein Teil der Ukrainer, die hier sind, wird bleiben. Wir müssen vorausschauend handeln, um nicht in einigen Jahren vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.»

Breite Unterstützung in Parlament und Wirtschaft

Tschopp hat für seinen Vorstoss Unterschriften primär aus den Fraktionen der Grünen und der SP holen können. Aber auch von Mitte-Nationalrat Reto Nause. Dieser hat selbst auch einen Vorstoss eingereicht, der bereits im Detail regelt, wie der Bundesrat vorgehen soll.

Jean Tschopp Reto Nause
Die Nationalräte Jean Tschopp (SP/VD) und Reto Nause (Mitte/BE). - keystone

Nämlich: Nach fünf Jahren Status S erhält ein Flüchtling die Aufenthaltsgenehmigung, nach zehn Jahren würde eine Niederlassungsbewilligung möglich. «Das wäre eine Win-win-win-Lösung», schwärmt Christophe Hans, Leiter Public Affairs bei HotellerieSuisse.

Denn so hätten die Ukraine-Flüchtlinge eine Perspektive, die Hotels neue Mitarbeiter und die Staatskasse würde auch noch entlastet. Der Vorstoss von Reto Nause erhält denn auch nicht nur von links der Mitte Unterstützung, sondern auch aus der FDP.

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