Streik, Quoten und ein Manifest: Jetzt kommen die Frauen

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Der heutige Tag könnte für die Gleichstellung von Frau und Mann einer der grossen werden. Nau erklärt in vier Punkten, warum das so ist.

Bei einer Demonstration für Lohngerechtigkeit werden Plakate hochgehalten.
Bei einer Demonstration für Lohngerechtigkeit werden Plakate hochgehalten. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 14. Juni 2019, in exakt einem Jahr, wollen die Schweizerinnen landesweit streiken.
  • Der Nationalrat berät heute über eine Geschlechterquote in grösseren Unternehmen.
  • Die SP-Frauen wird zusammen mit der Juso ein feministisches Manifest zum Bundeshaus tragen

Liebe künftige Geschichtsbücher: Das heutige Datum bitte notieren. Das wird ein Tag. Und zwar einer für die Frauen. Vier Punkte, die den heutigen 14. Juni zu einem feministischen Tag machen:

Geschlechterquote für Unternehmen

Im Nationalrat sind heute neun Stunden Debatte zur Revision des Aktienrechts eingeplant. Die Revision umfasst diverse Themen – unter anderem die Einführung einer «sanften» Geschlechterquote in grossen Unternehmen.

Die Chancen auf ein «Ja» stehen gar nicht mal so schlecht.

Feministisches Manifest

An der SP-Delegiertenversammlung im vergangenen Herbst haben die SP-Frauen unter ihrer Co-Präsidentin Natascha Wey ein feministisches Manifest durchgebracht: Die SP – und seit ihrer Gründung 1917 vor allem die SP Frauen – ist traditionell jene Partei, die sich am vehementesten für die Rechte der Frau einsetzte, schreibt sich die Gleichstellungspolitik dick auf die Fahne, fordert Lohngleichheit und zudem gleich auch noch die 35-Stunden-Woche – damit sich Kind und Karriere für alle einfacher verbinden lassen.

Heute Nachmittag soll das Manifest mit einer Eskorte von Frauen zum Bundeshaus getragen werden. Dazu trifft frau sich in Bern und Zürich, Luzern, Wil SG, Lugano TI, Chiasso TI, Chur, Sion, Lausanne VD, Liestal BL und vielen anderen Orten. Denn nicht nur das Manifest muss zum Bundeshaus gelangen, die Idee will an das Volk gebracht werden. Dazu spannen die Frauen mit ihrem neuen und Aktivismus-Erprobten Partner, der Juso, zusammen. Diese will, ähnlich wie vor über 500 Jahren Martin Luther, die Thesen einer fairen und progressiven Gleichstellungspolitik an Tür und Tor der Schweiz hämmern. Mehr als 50 Ortschaften stehen auf der Liste der Juso.

Frauenjahr 2018/2019

Mit der Übergabe des Manifests läutet die SP das Frauenjahr 2018/2019 ein. Was heute seinen Anfang nimmt, soll in exakt einem Jahr zu einem erinnerungswürdigen Abschluss kommen: Dem zweiten nationalen Frauen-Streiktag, mitorganisiert vom Schweizerischer Verband für Frauenrechte (SVF).

Natascha Wey ist Co-Präsidentin der SP-Frauen.
Natascha Wey ist Co-Präsidentin der SP-Frauen. - vpod

Erstmals gestreikt haben die Schweizerinnen am 14. Juni 1991, unter dem Motte: «Wenn Frau will, steht alles still». Eine halbe Million Frauen legte 1991 die Arbeit nieder. Noch nie hatte die Eidgenossenschaft zuvor einen Streik grösseren Ausmasses gesehen.

Frauenstreik 1991

Ursula Nakamura, Präsidentin von Frauenrechte beider Basel, erinnert sich noch gut an den Streiktag: «Auf dem «Barfi» haben nette Männer Wäsche gebügelt, beim Radio haben die Männer liebevoll über ihre streikenden Kolleginnen berichtet. In den Parks offerierten die Männer den Frauen tolle Picknicks und haben sich um die Kinder gekümmert – es war ein richtig vergnügtes und fantasievolles Fest, wobei genau auch jene «feministischen Männer» aufgezeigt haben, dass sie eine bessere Rollenverteilung auch begrüssen würden. Super auch, dass konservative Frauenorganisationen sich an diesem Tag beteiligt haben.»

Frauenstreik 2019

Der Grund für den Streik von damals scheint beinahe deckungsgleich mit jenem von heute: Damals war der Gleichstellungsartikel seit zehn Jahren in der Bundesverfassung enthalten. Dennoch verdienten Frauen für gleichwertige Arbeit noch immer nicht ebenso viel wie die Männer.

Spulen wir weitere 27 Jahre nach vorne, stopp am heutigen Tag: Noch immer verdienen Frauen für gleichwertige Arbeit nicht ebenso viel, wie die Männer. Zwar hat das Parlament in einem zweiten Anlauf das Gesetz zur Lohnanalyse bei grösseren Unternehmen angenommen - allerdings wurden dem bundesrätlichen Vorschlag einige Zähne gezogen. So sind beispielsweise nun nicht Unternehmen ab 50, sondern erst ab 100 Mitarbeitenden zur Analyse verpflichtet.

Wo die Frauen wohl heute in einem Jahr stehen, wenn der zweite nationale Frauenstreik-Tag beginnt?

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